EFFEKTIVES LERNEN

 

"Lernen und Lernen sind zwei paar Stiefel", könnte man sagen. Das richtige Lernen will gelernt sein! In meiner Schule hatte ich häufig das Problem mit der Fülle an Lernstoff nachzukommen. Dann lernte ich nur oberflächlich oder es ging mir einfach die Zeit aus. Oft kam etwas dazwischen, Telefonat, Essen, Freunde usw. und der Tag war gelaufen. Gerade in der Schule werden die Kinder und Jugendlichen immer mehr gefordert mit einer enormen Fülle an Lernstoff.

Um das Problem des Lernens richtig anzugehen ist es wichtig zu wissen, wie man lernt! Hierzu möchte ich ein paar einfache Anweisungen geben.

 

I. Das Gedächtnis

 

Dies soll jetzt keine detaillierte Ausführung des Mehrspeicher-Modells des Gedächtnisses sein, sondern ein Stütze und Hilfe, einfach und praktisch.

Dein Gedächtnis hat drei Speicher:

 

a) Ultrakurzzeitgedächtnis

b) Kurzzeitgedächtnis

c) Langzeitgedächtnis

 

Die Aufgabe des Gedächtnisses ist es, dass Gelernte zu speichern, damit du bei Prüfungen und zur Anwendung im praktischen Leben darauf zurückgreifen kannst.

Um optimal mit deinem Gedächtnis zu arbeiten musst du vier wichtige Punkte beachten, die du überall anwenden kannst:

 

1. Organisation

2. Wiederholung

3. Encodierung

4. Elaboration

 

Diese vier Punkte fördern und stützen die Speicherung der aufgenommenen Informationen. Ich erkläre diese ganz einfach.

 

1. Organisation

 

sog. W-Fragen stellen vor dem Lernen

 

- Was will ich lernen, wann und wie lange, wo will lernen?

 

Aktionsplan, Zeitplan, Zielplan

 

Was (Aktionsplan):  Welches Fach willst du lernen, z. B. Biologie, Mathematik, Deutsch usw.

wann (Zeitplan):       Hier legst du dir eine genau Zeit fest, wann du beginnst du zu lernen und wann du aufhörst

wie viel (Zielplan):    Entsprechend der dir zur Verfügung stehenden Zeit wähle den passenden Lernstoff aus

wo:                          Suche dir immer einen Ort, wo du nicht abgelenkt wirst, sonst kannst du dich nicht

                                konzentrieren; dies ist bei jedem unterschiedlich, ich konnte z. B. im Sommer sehr gut im      

                                Freien lernen

 

Man kann das Lernen so sehen, dass es ein Weg, ein Prozess ist. Lernen hat immer eine gewisse Absicht und ein Ziel. Um dieses Ziel zu erreichen brauchst du einen geraden Weg, der dich sicher ans Ziel führt. Deshalb empfiehlt es sich sehr, wenn man schon sehr früh beginnt, sich eine Tagesordnung bzw. einen "Lernplan" zu erstellen, an den man sich genau hält. Dies fördert die Disziplin und man verplempert nicht unnötig die wertvolle Zeit. So hat man dann auch wieder mehr Freizeit! 

Wenn du diesen Lernplan einmal erstellt hast, dann wirst du durch ein wenig Übung sehr viel Ruhe in deinen Alltag bekommen. Besonders später beim selbständigen Studium ist dies unumgänglich. Gott ist auch ein Gott der Ordnung, die Ordnung ist die Grundlage des erfolgreichen und effektiven Lernens!

 

Zeitpunkte für Schulaufgabe, Prüfungen usw., lege dir auf einem gesonderten Plan genau fest und hänge ihn dir sichtbar auf. Teile den Zeitplan immer stufenweise ein:

 

Jahresplan - Halbjahresplan - Quartalsplan - Monatsplan - Wochenplan - Tagesplan

 

Dies ist das Gesetz der Entwicklung im Laufe des Jahres. Dein Ziel setzt du dir für das ganze Jahr. Dies kann man   z. B. gut am Planen der Finanzen erklären. Du hast ein bestimmtes monatliches Einkommen. Dieses kannst du umlegen auf das ganze Jahr. Dann stellst du deine Kosten daneben und berechnest, wie viel noch übrigbleibt. Mit dem Rest kannst du nun "stückeln", d. h. vom Jahr zum halben Jahr bis hin zum Monat und dem jeweiligen Tag. Das heißt dein Ziel ist gesteckt auf das Jahresende aber gestückelt in kleine Schritte für den Tag. Wenn du den Tag entsprechend einhältst und befolgst, so wirst du am Ende auch sicher das Jahresziel erreichen. Dies überfordert nicht und gibt eine sehr große Ruhe im Lernen. So ist es auch bei den einzelnen Unterrichtsstunden. Das Ziel ist z. B. das Bestehen der Mittleren Reife. Dazu gibt es verschiedene Fächer und entsprechende Stundenzeiten. Diese werden so eingeteilt, dass man am Jahresende die Fähigkeiten für die Mittlere Reife erlernt hat. So kannst du in jedem Bereich des Lebens vorgehen, besonders beim Lernen. Besser kleine Schritte zum Ziel und regelmäßig als alles auf einmal und völlig oberflächlich.

 

2. Die Wiederholung

 

Die Wiederholung ist ein sehr wichtiger Punkt. Für Themen, die in einer Schulaufgabe, Klausur, Extemporale usw. ständig geprüft werden, ist es unumgänglich diese ständig zu wiederholen. Es ist z. B. sehr schlecht, kurz vor einer Prüfung den ganzen Stoff auf einmal zu lernen. So gelangt das Gelernte nur in das Kurzzeitgedächtnis und wir vergessen alles wieder. Gutes Lernen ist langfristiges Lernen durch Wiederholung, es muss sich "einschweissen".

 

Zur Info: Das Kurzzeitgedächtnis leitet nur durch regelmäßige Wiederholung das Gelernte zum Langzeitgedächtnis

weiter. Im Kurzzeitgedächtnis kann das Gelernte schnell verloren gehen, z. B. durch neu gelernten Stoff. Besonders beim Vokabellernen (Englisch, Französisch, Latein) usw. ist die Wiederholung die Grundlage schlechthin nach der Organisation.

 

Bei der Wiederholung gilt auch entsprechend des Lernstoffs folgende Regel, die Einteilung in Kategorien der Wichtigkeit:

 

A: muss heute erledigt werden  B: kann verschoben werden auf morgen   C: ist nebensächlich, zwischendurch erledigt werden

 

Mann muss sich von Anfang an angewöhnen, sich im Leben auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren und diese konsequent und beharrlich ausführen. Dann wird der Weg gerade und kein Serpentinenfahren, der uns letztlich das Ziel verfehlen lässt.

 

3. Encodierung

 

Encodierung heißt nichts anderes als "verschlüsseln" oder "Eselsbrücken bauen". Das Gelernte wird über das Kurzzeitgedächtnis durch die Wiederholung langsam weitergeleitet in das Langzeitgedächtnis. Der Unterschied in der Speicherung besteht in der Verschlüsselung, Codierung. Im Langzeitgedächtnis werden die Information hauptsächlich in Bildern gespeichert in Kombination mit sprachlicher Speicherung. Man kann sich das vorstellen wie eine Art Netzwerk, ein Labyrinth mit den verschiedensten Verzweigungen. Besonders in den ersten Schuljahren ist es wichtig, dass man eine gute Grundlage, ein Fundament baut.

Man kann das Lernen auch vergleichen mit einem Baum. Die Wurzel wird gelegt in den ersten drei Schuljahren. Diese Wurzel ist das Fundament, auf das alles andere aufbaut. Man baut praktisch ein Haus und fängt erst einmal beim Keller an. So entwickelt sich auch die Sprache und das effektive Lernen. Es ist gut, wenn man den Kindern und Jugendlichen das mit dem "Baum" oder dem Beispiel des "Hauses" erklärt, das verstehen sie gut.

 

Es ist also gut das Gelernte mit Bildern zu verknüpfen. So kann z. B. beim Vokabellernen für bestimmte Vokabeln eine Art "Schublade" machen mit einer bestimmten Farbe,  z. B. für Wörter, die mit Freizeit zu tun haben.

In Biologie kann man Bilder malen von der Natur usw. (Vorsicht bei Sexualkundeunterricht, denn dort wird sehr viel Missbrauch mit den Kindern und Jugendlichen betrieben).

 

Für lange Texte empfiehlt es sich, bestimmte "Schlüsselwörter" mit einer bestimmten Farbe anzustreichen und diese Farbe dann immer beizubehalten. Diese Schlüsselwörter sind sozusagen die Wegweiser in die jeweilige Schublade bei den Prüfungen in der Schule. Wir erinnern uns recht leicht durch das "auslösende Stichwort". Oft gehen Prüfungen gerade deshalb in die Hose, weil wir nicht den Anfang finden. Diese Methode erleichtert dies sehr.

 

4. Elaboration

 

Elaboration bedeutet das Gelernte in der Praxis anwenden. Sehr gut eignet sich dazu, wenn man das Gelernte zunächst in freier Sprache den Eltern, Freund (en), Bekannten usw. erklärt. Daran erkennt man, was man bereits behalten hat.

Es gilt vor allem herauszufinden, welcher Lerntyp man ist. Es gibt verschiedene Lerntypen, hier nur eine kurze Aufführung.

 

a) akkustisch       b) visuell

 

Der akkustische Schüler lernt sehr leicht über das Hören, der visuelle über das Sehen. Dies gilt es durch Tests herauszufinden. Für das akkustische Lernen empfehlen sich besonders gute CD's, Kassetten. Für das visuelle Lernen empfiehlt sich die Anwendung von Flussdiagrammen oder Postern, auf denen man das Gelernte aufzeichnet. Es kann sogar ein Poster bei Beginn des Schuljahres ausgestaltet werden und im Laufe des Lernjahres immer weiter ergänzt werden (wie ein Haus).

 

Man kann gar nicht oft genug betonen, wie wichtig es ist "richtig" zu lernen von klein auf. Es darf sich auf gar keinen Fall ein "Auswendiglernen" einschleifen. Die Kinder sollen das Gelernte in ihr Leben integrieren, in der Praxis anwenden. Oft ist dies natürlich bei der Menge an Schulstoff schwer, aber die Anwendung der geschilderten Methode ist sehr effektiv und hilfreich. So wirst du sicher das Ziel erreichen.

 

II. Das Gebet und die Liebe

 

All das oben geschilderte ist ein praktisches Hilfsmittel für den Ablauf des Lernens und Tages. Aber eines darf man nie vergessen, die Kraft um dies auszuführen brauchen wir von Gott. Der Mensch ist alleine sehr schwach und nicht in der Lage beharrlich einem Weg zu folgen. Es braucht viel Übung und Geduld auf diesem Weg. Die Grundlage allen Lernens und Strebens sollte daher immer die Liebe sein, nicht das Streben nach viel Wissen und Stolz.

Diese Grundlage schaffen wir im Gebet, im Vertrauen und in der Gemeinschaft. Näheres hierzu unter dem Schreiben: "Zeit zum Gebet"

 

Der Glaube und das Gebet sollten das Alltagsleben nähren und durchdringen. Es darf nicht getrennt voneinander laufen. Dies ist es, was den Kindern und Jugendlichen beigebracht werden muss, dass sie mit Gottes Kraft gehen und ihn als den "Weg , die Wahrheit und das Leben" sehen. Im Weg Jesu Christi sehen wir unser Vorbild, unseren Lehrer und Meister. Er wird uns die Kraft seiner Gnade geben durch die Sakramente und das Wort Gottes um den Weg des Lernens, die Schule des Lebens zu meistern. Wenn man die Kinder und Jugendlichen nicht Jesus Christus als ihren Lehrer und Meister der Liebe und des Lebens vorstellt, dann können sie nie zu starken Persönlichkeiten heranwachsen, die zu einer Kultur des Lebens, der Liebe und der Barmherzigkeit beitragen.

 

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