LEBENSVERLETZUNG

 

Was ist eine Lebensverletzung? Dieser Begriff ist wohl sehr wenig bekannt. Philippe Madre (Arzt, ständiger Diakon, weltweit tätig im Heilungs- und Predigtdienst) beschreibt in seinem Buch, "Gott heilt ... auch heute", dass gerade diese Art von Traum häufig übersehen wird. "Eine Lebensverletzung zu erkennen ist schwierig, besonders für die, die mit der Psychologie an diese Art von Traumen herangehen." 

 

Diese Ausführung und Erklärung über die Ursachen und Merkmale einer Verletzung sollen vielen Menschen, besonders Frauen und jungen Menschen die Kraft und den Mut geben sich einem Vertrauenspartner zu öffnen und den Weg der "inneren Auferstehung" zu beginnen in Jesus Christus. Als Grundlage dient oben genanntes Buch von Philippe Madre (S. 236 - 242)).

 

 

1. Merkmale

 

a) starke Verzweiflung bezüglich seiner selbst, die für gewöhnlich aber nicht ins Bewusstsein tritt

b) "höllische" innere Einsamkeit oder auch das Gefühl, nicht oder niemand könne einem dort heraushelfen, selbst

     wenn man gerne herauskommen möchte

c) allmählich aufgebaute "falsche Identität" (sog. Lebenslüge) und als Folge ein "abwertendes Bild" von sich selbst

 

==> Diese drei Merkmale müssen gleichzeitig "aufgespürt" werden. Sie stehen in enger Beziehung zueinander

        bestimmen das ganze Leben des Betroffenen

 

2. Ursachen

 

Zwei Hauptursachen:

a) ein Kindheitstrauma (oder mehrere) im Zusammenhang mit der Beziehung zur Mutter oder zum Vater;

    ein so starkes Trauma, dass das Kind (von Empfängnis an) wirklich vonseiten eines Elternteils (o. Ersatz),

    ... beider Elternteile

b) ein vorsätzliches Trauma (oder mehrere) auf der Ebene der Integrität des Leibes in sexueller Hinsicht

    (Vergewaltigung, Inzest, Berührungen, Abtreibung usw.)

 

==> Die Abtreibung verursacht bei der Mutter grundsätzlich eine Lebensverletzung, die anderen nicht unbedingt

 

 

3. Unterschiede

 

Die Gnade der Heilung oder auch der Wiederherstellung der Gesundheit unterscheidet sich in einem Punkt wesentlich. Die Heilung bewirkt eine Veränderung des Gesundheitszustandes, geistig, seelisch, körperlich. Die Heilung kann entweder auf einer, mehreren oder allen Ebenen gleichzeitig stattfinden. Die Heilung des Lebens geht aber noch weiter. "Sie erweckt die Person selbst, indem er ihrem Leben, dem wirklichen Warum des Daseins wieder Sinn gibt ...". "Gott sucht eine Lebensverletzung heim und stärkt die Person ... indem er ihr etwas von ihrer eigenen Identität zeigt: den Sinn ihres Lebens, die Einsicht in ihre sexuelle Identität (die Würde ihres Mann- und Frauseins) ... oder auch die Berufung (d. h. die Möglichkeiten, die die Person bereits in sich birgt, um ihr Leben fruchtbar zu machen).

 

 

Papst Johannes Paul II. schreibt in Salvifici doloris: "Eben dieser Sinn offenbart sich ihm zusammen mit dem Wirken der Liebe Gottes ... während er an dieser Liebe teilhat, findet sich der Mensch letztlich im Leiden selbst wieder: Er findet "das Leben" wieder, von dem er glaubte, er habe es wegen des Leiden "verloren" (S. 27).

 

4. "Innere Auferstehung"

 

Genau das geschieht bei der "inneren Auferstehung", der Mensch findet den tiefsten Sinn seines Lebens im Leiden wieder, wenn er auf Christi leiden sieht und sich mit ihnen verbindet. Von dort her findet er auch den Weg zur Liebe und Befreiung seines Lebens von der Lebenslüge. Die betroffenen Personen fühlen sich meist völlig wertlos und isoliert von den Menschen, der Welt und von sich selbst. Er erkennt in seinem Leben keinen Sinnn.

"Der Mensch findet diesen Sinn nicht auf seiner menschlichen Ebene, sondern auf der Ebene des Leidens Christi. Zugleich aber steigt der heilbringende Sinn des Leidens von der Ebene Christi auf die Ebene des Menschen herab und wird gleichsam zu seiner persönlichen Antwort. " (salvifici doloris)

 

So überwindet der Mensch dieses "Gefühl der Nutzlosigkeit" durch die Liebe im Leiden Christi, durch den Blick auf das Kreuz! Das eigene Leiden, die Lebensverletzung führt durch die Begleitung im Glauben und im Vertrauen auf die Liebe Gottes in Jesus Christus zur "inneren Auferstehung". "Zur Gemeinschaft mit dem Kreuz Christi kommt er durch die Erfahrung des Auferstandenen (salvifici doloris)." Er erlebt selbst in seinem Leben die eigenen Ohnmacht durch die Lebensverletzung nimmt aber gleichzeitig durch den Glauben an Jesus Christus an der Macht der Auferstehung teil. Er wird "neu geboren", er hat seine eigene Identität wieder gefunden, er ist ein neuer Mensch, der Mensch wie Gott ihn von Ewigkeit her in seinem Herzen sieht.

 

"Die Erkenntnis des lebendigen Gottes ist Weg zur Liebe (Gott ist Liebe, S. 25)."

 

Durch die Begleitung einer Vertrauensperson im Glauben an Jesus Christus lernt die betroffene Person sich langsam der Wahrheit zu öffnen. Dazu braucht es viel Einfühlungsvermögen, Liebe und Geduld. Die Grundlage ist das Wort Gottes, das uns zunächst die Wahrheit vor Augen führt und unsere Seele wie in einem Spiegel erkennen lässt        (vgl. Jak 1, 23-25). Die Lebenslüge kann erkannt werden durch den Beistand der Vertrauensperson.

Durch das Aufdecken der Lebenslüge kann auch die Liebe Christi in uns seine heilbringende Kraft entfalten und uns zu unserer eigentlichen Identität zurückführen, v. a. im sexuellen Bereich. Mann oder Frau können sich dann mit Leib und Seele als solches annehmen, ihre eigenen göttliche Würde in sich selbst erkennen.

 

Das ist die "Vision der sexuellen Liebe" von Papst Johannes Paul II., die Theologie des Leibes. Jeder Mensch soll sich im Lichte des Wortes Gottes seine unantastbare Würde erkennen, lieben lernen und anderen weitergeben.

"Gott ist die Liebe" und Jesus Christus ist der "König der Liebe", die Offenbarung der Liebe des himmlischen Vaters. Nur in ihm, im Blick auf das Jesuskind in der Krippe zu Bethlehem und auf den Gekreuzigten, können wir den Weg der Liebe und damit unseres eigenen Lebens erkennen. So kann sich diese "innere Auferstehung" des Lebens nicht nur in uns vollziehen, sondern in der ganzen Welt, so dass wir "ein Leib und ein Geist" werden in Christus!

 

 

"Ihr seid das Licht der Welt" (Mt 5, 14)

 

 

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