DIE HAUT - SPIEGEL DER SEELE

 

Zahlreiche Hautprobleme wie Schuppenflechte (Psoriasis), Neurodermitis, Akne usw. treten vermehrt auf in den letzten Jahrzehnten. Aus dem Evangelium kennen wir die Begegnung Jesu mit dem Aussätzigen. Hautkrankheiten waren im Alten Testament ein klares Zeichen der Reinheit oder Unreinheit und diese Menschen wurden ausgeschlossen aus der Gemeinschaft und in eigene Orte verwiesen. Diese Ausgrenzung ist sehr eng verbunden mit dem Thema Haut, weil es ein Grenzorgan ist. Die Haut lässt uns die Dinge "begreifen"  und bringt uns in Verbindung mit anderen. Sie ist ein Organ der "Berührung" und das größte Organ des Menschen. Über die Haut nehmen wir Schwingungen, Hitze und Kälte, Sanftheit und Härte und vor allem innere Gefühlregungen wahr. Die Haut ist auch ein Schutzorgan, es schützt die inneren Organe vor Verletzung. Man kann sagen, die Haut ist gleich einem Schutzmantel, über den wir uns abschirmen, öffnen und verbinden. Man sagt ja auch sprichwörtlich, "da könnte ich aus der Haut fahren". Die Reifung der Geschlechtlichkeit in der Pubertät äußert sich meist über die Haut durch Akne, farbliche Veränderung usw.  Im Alten Testament hat man jedoch noch nicht das Geheimnis des Leibes verstanden, von Leib und Seele. Die Haut ist sozusagen die äußere Projektionsfläche der inneren Wirklichkeit der Seele. Über die Haut wird z. B. auch sichtbar, wenn eigene Grenzen gebrochen, Mauern eingerissen werden. Die innere Mauer oder Grenze in der Seele spiegelt sich auch nach außen wieder, z. B. in Isolation und Beziehungsunfähigkeit. Wir können uns dann nicht auf Nähe einlassen, uns nicht öffnen. Haut und Sexualität stehen in unmittelbarem Zusammenhang. Besonders in diesem Bereich ist höchste Sensibilität und Rücksicht gefordert, besonders wenn schwere Ängste vorliegen. Um diesen Bereich etwas näher zu bringen betrachten wir hier die Ausführungen der Hl. Hildegard über das Thema Haut. Folgend teilt sie die Haut des menschlichen Körper in verschiedene Hauptgruppen ein, an denen bestimmt geistige Krankheiten (Laster) sichtbar werden:

Das erste Zielorgan ist zunächst Magen und Darm, weil bei Hautproblemen oft eine gestörte Darmflora die Ursache ist. Eine Heilung der Haut muss sich durch ganzheitliche Änderung der Ernährung und des Lebensstils vollziehen. "Alles andere ist >Kratzen an der Oberfläche< und führt zur Unheilbarkeit." (Ernährungstherapie Wighard Strehlow)

Hier greift wieder einmal die "Theologie des Leibes", d. h. die Heilung von Leib und Seele. Erst wenn die geistigen Ursachen in unserem Leben beseitigt werden, kann die Haut gänzlich heilen. Die Hl. Hildegard nennt in ihrer Psychotherapie 35 seelische Konflikte, die sich auf der Haut widerspiegeln können, und teilt die Haut in fünf große Segmente, denen fünf Problemkreise zugeordnet sind. Diesen fünf Problemkreisen sind wiederum einzelne Laster zugeordnet, die durch die jeweiligen Tugenden ihre Heilung finden, also der entgegengesetzte Vorgang. Man kann dies vergleichen mit einem Ackerfeld. Die schlechte Saat wird ausgerissen und die gute Saat eingepflanzt. Die gute Saat finden wir als erstes im Wort Gottes. An unserem Herrn und Meister können wir alle genannten Tugenden beobachten und erlernen. Dazu braucht es regelmäßige Betrachtung des Wortes Gottes und Umsetzung in die Praxis. Anfangs bedarf es dazu noch kräftiger, erfahrener und liebevoller Unterstützung. Der Patient kann nur so weit heilen wie ihm auch die geeigneten und effektiven Heilmittel geboten werden. Diese Heilmittel finden wir in der Hl. Kirche und die Grundlage ist: Sakramente, Wort Gottes und Kreuz. Auf der Basis der Theologie des Leibes können wir die Krankheiten des Leibes betrachten, v. a. der Haut. Der Patient soll die störenden Faktoren in seinem Leben erkennen und v. a. den Entschluss fassen, diese zu ändern. Meist sind sich die Betroffenen erst gar nicht bewusst, dass sie "geistig krank" sind. Die geistigen Konflikte liegen im Unterbewusstsein der Seele und treten als Lasterpaare. Meist ist sind ein oder zwei Hauptlaster die Ursache, der sog. Hauptfehler.

Durch das Fasten sollen wir unsere eigenen seelischen Konflikten, unsere Hauptfehler erkennen. Nur wenn wir bereit sind unsere Schwächen zu erkennen und von Gott her anzunehmen, kann sich der Prozess der Heilung langsam entfalten. Die Heilung vollzieht sich immer von innen nach außen, also von der Seele über den Geist zur Psyche und zum Leib. Die Seele hat eine höhere und eine niedere Ebene (Tomislav Ivancic). Das Leben der Seele ist der Geist. Wird die höhere Ebene geheilt, die spirituelle Ebene, dann heilt auch Schritt für Schritt die niedere Ebene, die Psyche. Der Geist gibt dem Fleisch das Leben, nicht umgekehrt, wie vielerorts gelehrt wird. 

Negative Kräfte (Laster) SEGMENTE Positive Kräfte (Tugenden)
1.  Amor saeculi (Liebe zu materiellem Reichtum)   1.  Amor caelestis (Liebe zu innerem Reichtum)
2.  Petulantia (Ausgelassenheit)   2.  Disciplina (Disziplin)
3.  Joculatrix (Vergnügungssucht)   3.  Verecundia (Bescheidenheit)
4.  Obduratio (Unbarmherzigkeit)   4.  Misericordia (Mitgefühl)
5.  Ignavia (Resignation)   5.  Divina victoria (Gottessieg)
6.  Ira (Zorn)   6.  Patientia (Geduld)
7.  Inepta laetitia (Zynismus)   7.  Gemitus ad Deum (Sehnsucht nach Gott)
8.  Ingluvies ventri (Schlemmerei)   8.  Abstinentia (Enthaltsamkeit)
9.  Acerbitas (Verbitterung)   9.  Vera Largitas (Großzügigkeit)
10. Impietas (Boshaftigkeit)   10. Pietas (Güte)
11. Fallacitas (Lüge)   11. Veritas (Wahrheit)
12. Contentio (Streitsucht)   12. Pax (Friedfertigkeit)
13. Infelicitas (Unglücklich sein)   13. Beatitudo (Glückseligkeit)
14. Immoderatio (Maßlosigkeit)   14. Discretio (Rechtes Maß)
15. Perditio animarum (Verlorene Seele)   15. Salvatio animarum (Geheilte Seele)
16. Superbia (Hochmut)   16. Humilitas (Demut)
17. Invidia (Neid)   17. Caritas (Nächstenliebe)
18. Inanis gloria (Ruhmsucht)   18. Timor Domini (Ehrfurcht vor Gott)
19. Inoboedientia (Ungehorsam)   19. Oboedientia (Gehorsam)
20. Infidelitas (Unglaube)   20. Fides (Glaube)
21. Desperatio (Verzweiflung)   21. Spes (Hoffnung)
22. Luxuria (Luxus)   22. Castitas (Einfachheit)
23. Injustitia (Ungerechtigkeit)   23. Justitia (Gerechtigkeit)
24. Torpor (Schwäche)   24. Fortitudo (Stärke)
25. Oblivio (Orientierungslosigkeit)   25. Sanctitas (Kosmische Verbundenheit)
26. Inconstantia (Unbeständigkeit)   26. Constantia (Beständigkeit)
27. Cura terrenorum (Sorgen um das Irdische)   27. Caeleste desiderium (Sehnsucht nach dem Himmlischen)
28. Obstinatio (Sturheit)   28. Compunctio cordis (Aufgeschlossenheit)
29. Cupiditas (Sucht)   29. Contemptus mundi (Freiheit von der Sucht)
30. Discordia (Zwietracht)   30. Concordia (Eintracht)
31. Scurrilitas (Schrulligkeit)   31. Reverentia (Ehrfurcht)
32. Vagatio (Rastlosigkeit)   32. Stabilitas (Beständigkeit)
33. Maleficium (Magie)   33. Verus Cultus Dei (Gottesverehrung)
34. Avaritia (Geiz)   34. Pura Sufficientia (Genügsamkeit)
35. Tristitia (Weltschmerz)   35. Coeleste gaudium (Himmlische Freude)

DIE FÜNF SEGMENTE als Bereich der Zuordnung o. g. Laster und Tugenden:

Kopf bis Schulter   - Risikofaktoren 1 - 7 - Die fünf Sinnesorgane einschließlich Haut und Nerven
Schulter bis Hüfte   - Risikofaktoren 8 - 15 - Magen-Darmfunktion
Hüfte bis Oberschenkel  - Risikofaktoren 16-22 - Unterleibsorgane
Knie bis Waden  - Risikofaktoren 23-30 - Sexualorgane
Füße   - Risikofaktoren 31-35 - Übergeordnete Probleme der Lebensführung

Die Erkenntnis der Hauptlasters ist grundlegend für die Lösung des seelischen Konfliktes. Dazu bedarf es v. a. der Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit zu sich selbst, zu seinen eigenen Fehlern. Heilung kann nur dort beginnen, wo wir bereit sind uns auch heilen zu lassen. Solange wir uns gegen die Liebe Gottes mit Händen und Füßen wehren, kann der Heilungsprozess sich nicht entfalten.

Wie wir seelische Blockaden in den einzelnen Bereichen erkennen können, wie wir uns selbst prüfen können, zeigt uns Prof. Dr. Tomislav Ivancic in der Hagiotherapie auf.

 

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