DIE WÜRDE DES MENSCHEN

 

I. Einführung

In Art. 1 GG lesen wir: "Die Würde des Menschen ist unantastbar"

Dieser Satz ist der Beginn des Grundgesetzes in der Bundesrepublik Deutschland. Gleichzeitig ist aber hier auch nicht zu vergessen, zu definieren, was die Würde des Menschen ist und wann sie beginnt. Papst Benedikt XVI. schreibt in seiner Enzyklika "Deus Caritas est" (Gott ist die Liebe), dass es Aufgabe des Staates sei, eine gerechte Ordnung der Gesellschaft aufzubauen. Der Aufbau dieser gerechten Ordnung sei "eine Frage der praktischen Vernunft". Die "Vernunft müsse aber immer wieder gereinigt werden", weil die große Gefahr des Eigeninteresses und der persönlichen Machtansprüche bestünde. Genau hier beginnt die Aufgabe der Kirche. Die Gesellschaft besteht aus einer Vielzahl von Menschen, von denen keinen genau wie der andere ist, Individuen. In jedem Menschen ist ein unauslöschliches und einzigartiges Siegel Gottes eingeprägt, dass den Menschen zu dem macht, was er ist:

"So schuf Gott den Menschen nach seinem Abbild, nach Gottes Bild schuf er ihn, als Mann und Frau erschuf er sie (Gen 1,27)."

Folgende Betrachtungen sollen einfach und kurz sein, für jeden verständlich:

 

 

1. Erkenntnis der Würde des Menschen 

 

Gott segnete den Menschen in Adam und Eva und gab ihnen den Auftrag "fruchtbar" zu sein. Diese Fruchtbarkeit drückt sich in der geschlechtlichen Vereinigung aus, dort wird das Leben weitergegeben und der neue Mensch empfangen und geboren. Somit liegt die Ordnung der ganzen Menschheit genau dort, in der geschlechtlichen Vereinigung. Diese Ordnung wurde von Gott von Anfang an in einen Segen gestellt, in einen Schutzbereich. Dieser Schutzbereich war vor der Erbsünde der ewige Bund, die Einheit mit Gott, die Ur-Ehe. In diesem heiligen Rahmen sollten sich Mann und Frau vermehren und fruchtbar sein. Der Mensch wendete sich von der Liebe Gottes durch die Versuchung der Schlange (vgl. Gen 3ff) ab und die Sünde wurde empfangen. Die Erbsünde gebar den "geistigen Tod", den Verlust des ewigen Lebens der Menschen. Von da an lag ein Fluch auf der geschlechtlichen Vereinigung, der in Jesus Christus und unserer lieben Mutter Maria erlöst wurde. Der Mensch wurde wieder gereinigt und von seiner Blindheit geheilt. Im Paradies erkannten sich Adam mit einem "inneren Blick", d. h. sie erkannten das Geheimnis Gottes in ihrem Leib und in der geschlechtlichen Vereinigung. Nach der Sünde erkennen sie, dass sie nackt sind und schämen sich voreinander (vgl. Gen 3,7; 10-11). Ihr Blick hat sich verändert. Sie schauen nicht mehr das Geheimnis Gottes, ihre göttliche Würde, sondern ihr Blick ist lüstern geworden, begehrlich. Der "innere Blick" ging verloren und der Mensch sah nur noch äußerlich, den Menschen als Leib an sich. Auf dieser Grundlage wollen wir die Betrachtung der Würde des Menschen im Zusammenhang mit der Situation der Menschen heute betrachten.

 

2. Das Bild Gottes

 

Der Katechismus der Katholischen Kirche (vgl. Nr. 1702-1704)  lehrt, dass die menschliche Natur aus Leib und Seele besteht, nicht nur Leib oder nur Seele. Demnach ist "das Bild Gottes ... in jedem Menschen gegenwärtig. Es wird in der Gemeinschaft der Menschen, die der Einheit der göttlichen Personen gleicht, sichtbar."

Das Bild Gottes wird also in der Einheit sichtbar. Man kann auch sagen, das Bild Gottes wird in der Ordnung sichtbar. Dieses Bild ist "von seiner Empfängnis an" in der Seele des Menschen eingeprägt. "Weil er eine ,geistige und unsterbliche Seele' besitzt (GS 14), ist ,der Mensch ... auf Erden das einzige Geschöpf ... das Gott um seiner selbst willen gewollt hat" (GS 24,3).

Der Mensch ist also um seiner selbst willen von Gott gewollt. Gott hat nicht gesagt: "Ab der 12. Woche der Schwangerschaft hast du deine Würde erhalten!" Er formte den Menschen aus dem Staub der Ackerscholle und blies ihm gleichzeitig den Lebensodem ein, die Einhauchung der göttlichen Seele. "Der Mensch entwickelt sich als Mensch und nicht zum Menschen (Prof. Dr. Blechschmidt, Embryologe)."  Im Buch der Weisheit lesen wir in mehreren Kapiteln, dass der Mensch ein beseelter Leib ist und in ihm Gott gegenwärtig ist (vgl. 2,23-24).

Gott hat also das Recht auf Leben von ihm her von Anfang an dem Menschen um seiner selbst willen gegeben, ohne Einschränkung für jeden Menschen. Er wählte nicht aus zwischen Behinderten, Armen, Kranken, usw.

 

3. Ordnung Gottes 

 

Der Mensch hat also von Natur aus, von Empfängnis an, das Recht auf Leben. "Das unveräußerliche Recht jedes unschuldigen Menschen auf das Leben bildet ein grundlegendes Element der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Gesetzgebung. (KKK Nr. 2273)

Das Recht des Lebens muss also jedem Menschen uneingeschränkt zugestanden werden. Die Grundordnung der Menschen, die Ordnung der Liebe, ist eine innere Ordnung. Dieser inneren Ordnung liegt nichts anderes zugrunde als die Vereinigung der Geschlechter, von Mann und Frau. Durch die Vereinigung der Geschlechter wurde und wird die Bevölkerung aufgebaut. Diese Bevölkerung lebt in verschieden Teilen der Welt. Die Welt ist unterteilt in Kontinente, Länder, Regierungsbezirke, Städte, Dörfer und zuguterletzt in eine Familie. Ohne vorherige geschlechtliche Vereinigung wird keine Familie aufgebaut, keine Kinder gezeugt. In der Familie spiegelt sich das Geheimnis der Hl. Dreifaltigkeit wieder, der "ewige Liebesaustausch" (Theologie d. Leibes). Gott selbst ist also eine Dreieinigkeit in einer Einheit. Genau das soll auch die Familie ausdrücken, eine Einheit. Die kleinste Einheit der Menschen begann also bei Adam und Eva, die "ein Fleisch werden". Dort lag also vor der Erbsünde die Ordnung der ganzen Menschheit. Die Unordnung, die Erbsünde, war ein Ur-Ehebruch. Die neue Ordnung in Jesus Christus und der Hl. Kirche ist die "Neue Ehe", der Neue Bund. Jesus Christus hat also die Ordnung der Geschlechter wieder hergestellt und den Menschen in diese neue Ordnung mit hineingenommen durch das Sakrament der Hl. Eucharistie und der Hl. Ehe.

 

4. Leib und Seele

 

Um nun den Zusammenhang zu verstehen zwischen Gott und den Menschen und dem Recht auf Leben ist es wichtig den Menschen in seiner Natur zu betrachten.

Jesus sagt: "Der Geist ist es, der das Leben schafft, das Fleisch nützt nichts (Joh 6,63)."

Der Mensch ist Leib und Seele. In die Geist-Seele des Menschen ist das Abbild Gottes eingeprägt. Die Seele gibt also dem Leib das Leben und nicht umgekehrt. Wenn sich nun Mann und Frau vereinigen, dann vereinigen sie sich nicht nur im Leib, sondern mit Leib und Seele. "Es lieben nicht Geist oder Leib - der Mensch, die Person, liebt als einziges und einiges Geschöpf, zu dem beides gehört (Deus caritas est)."

Der Ordnung der Liebe der Menschen liegt die Vereinigung der Geschlechter zugrunde. In der Ordnung Gottes, der Hl. Ehe, soll der Mensch fruchtbar sein. Die leibliche Vereinigung wird also durch die geistige Vereinigung befruchtet und belebt. Das bedeutet, dass die geistige Ordnung die leibliche Ordnung bildet und sie aufrechterhält. In dieser Ordnung sollen Kinder gezeugt und geboren werden.

 

Die Diskussion um das ungeborene Leben dreht sich in erster Linie um die Frage deren Rechtsfähigkeit. Damit ist gemeint, ab wann der Mensch ein Mensch, eine Person ist. Es geht hier aber auch um geschäftliche Fragen für den Staat, um Rechtsfragen. Diese Fragen sind weltliche Fragen, eine Frage der Ordnung der Gesellschaft und des Staates. Der Staat will also Gerechtigkeit aufbauen und sie pflegen.

Der Katechismus der Katholischen Kirche sagt dazu:

"Die unveräußerlichen Rechte der Person müssen von der bürgerlichen Gesellschaft und von der staatlichen Macht anerkannt und geachtet werden..."

Die Frage nach den unveräußerlichen Rechten ist also eine Frage der Gerechtigkeit. Wenn der Staat in Legislative, Judikative und Exekutive diese Frage beantworten will, dann muss sie zuallererst definieren, was Gerechtigkeit ist, sagt Papst Benedixt XVI. Wie oben erwähnt, ist diese Frage eine "Frage der praktischen Vernunft". "In diesem Punkt berühren sich Politik und Glaube (Deus caritas est)."

Wenn wir nun auf die o. g. Worte Jesu schauen (John 6,63) so stellt sich die Frage auch danach, wer die Vernunft ist? Die Antwort ist: Der Logos - das WORT - die Urvernunft (vgl. Deus caritas est).

Die Urvernunft ist Gott selbst. "Im Anfang war der Logos - das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch dieses geworden, und ohne es wurde auch nicht eines von dem, was geworden (Joh 1,1-3)."

 

Der Mensch ist Leib und Seele. Die Seele trägt das Abbild Gottes in sich. Die Frage nach den Rechten des Menschen muss sich also auch für beide Ebenen stellen. Hier treffen genau die Aussagen von Papst Benedikt XVI.

"Wenn er den Geist leugnet und so die Materie, den Körper, als alleinige Wirklichkeit ansieht, verliert er wiederum seine Größe ... verlieren Geist und Leib ihre Würde."

Die Aufgabe des Staates ist der Aufbau einer "gerechten Gesellschaftsstruktur". Der Staat hat also die Aufgabe das äußere, sichtbare Leben der Menschen zu regeln und zu ordnen. Dies entspricht der leiblichen Natur des Menschen.

Die Aufgabe der Kirche ist es, das innere, unsichtbare Leben des Menschen zu spenden, zu regeln und zu ordnen.

Das eine trifft das natürliche Leben des Menschen (Staat), das andere das übernatürliche Leben des Menschen (Kirche).

Genauso gibt die Geist-Seele dem Leib das Leben und das übernatürliche Leben dem natürlichen Leben das Leben.

Die Frage nach den Rechten des Menschen ist also immer eine Frage des Lebensrechtes. Und genau hier beginnt die große Verführung. "Den großen bio-ethischen Fragen der Menschheit liegt heute die Gleichsetzung von ,Leben' und ,Gesundheit' zugrunde, ebenso auch den verschiedenen eugenischen Maßnahmen, die sich als die einzige geeignete Antwort herausschälen (Philippe Madre, "Gott heilt ... auch heute").

Die Frage der unveräußerlichen Rechte des Menschen als eine Frage der Gerechtigkeit und der "praktischen Vernunft" muss also als erstes auf geistiger, übernatürlicher Ebene beantwortet werden. Diese Antwort steht als erstes der katholischen Kirche und damit Jesus Christus selbst zu: "Ich bin die Auferstehung und das Leben (Joh 11,25)."

 

Setzt man den Begriff "Leben" mit dem der "Gesundheit" gleich, dann zwängt man den Begriff des Lebens in ein Raster, das sich nur auf die leibliche Gesundheit bezieht. Man vergisst aber dabei, wer das Leben ist, nämlich Christus selbst. Jesus ist das fleischgewordene Wort. Er "macht den Menschen sein eigenes Wesen voll kund und erschließt ihm seine höchste Berufung" (KKK, Nr. 1701).

Jesus ist das Wort, der Logos, die "Urvernunft". Jesus sagte: "Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben (Joh 6,63)."

Christus offenbart also den Menschen seine höchste Berufung, seine Würde als Mensch, als Person und damit auch seine Rechte. Das übernatürliche Leben schafft das natürliche Leben, so wie der Geist dem Fleisch das Leben gibt und nicht umgekehrt. Dies bedeutet also auch, dass die "Urvernunft", das Wort, der Vernunft des menschlichen Verstandes, dem menschliche Denken, das Leben gibt. Wenn also die Politik und der Staat die Frage nach den Rechten des Menschen stellt und diese mit Gesetzesvorschriften beantwortet und festlegt, dann legt sie ein irdisches Gesetz für das irdische Leben der Menschen fest. Dies bedeutet aber nicht, dass dieses Gesetz das Gesetz Gottes aufheben kann. Im Gegenteil, das göttliche Gesetz ist das Wort und dieses Wort wurde Fleisch in Jesus Christus.

In Christus offenbarte Gott, dass der Mensch nicht aus sich selbst lebt und nur Leib ist, sondern das es Gott ist, der allem Geschaffenen Leben gibt.

 

5. Bioethik 

 

Man diskutiert über die Rechte des Menschen in der Bioethik. Die Bioethik versucht eben Biologie und Ethik miteinander zu verbinden. Doch Bioethik ist nicht gleich Bioethik, auch hier hat die Schlange ihr Reich errichtet.  Für Papst Johannes Paul II. gibt uns für die Bioethik und damit für jegliche Diskussion über das Leben ein klares Fundament und Richtlinien:

 

1. Evangelium vitae (Evangelium des Lebens)

2. Theologie des Leibes (Theologie und Biologie)

 

Der Theologie des Leibes liegt nichts anderes zugrunde als die Menschwerdung Gottes, das Wort (griech. theos) wird Fleisch (Leib).

Die bioethische Diskussion und die Diskussion um die Menschenrechte muss also als Quelle und Ziel immer  Menschwerdung Gottes in Christus, seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung haben. Wenn wir aufrichtig und demütig  von dort her das Leben in seiner wahren Größe betrachten, dann werden wir feststellen, dass es bald keine Diskussionen mehr gibt! Die Diskussionen die wir heute erleben, sind weltliche Diskussionen, die Fragen nach den "Rechten der Frau", den "Rechten des Mannes" und den "Rechten des ungeborenen Lebens" sind. Gott und Mensch sind spiegelbildlich, so wie die Familie ein analoges Abbild der Hl. Dreifaltigkeit ist. Gott setzte im Alten Testament Richter ein, die die Einhaltung der Gesetze überwachen sollen. Er gab Reinigungsvorschriften und vor allem die Zehn Gebote. Dies waren äußere Vorschriften, äußere Gesetze wie in unserem Staat. Gott sandte aber vor ca. 2000 Jahren seinen eigenen Sohn, das Wort, um uns zu offenbaren, wer von Anfang an das Gesetz ist und immer sein wird und wer das Leben ist. Die Schriftgelehrten grenzten die Sünder aus, weil sie unrein waren. Sie hielten sich peinlich genau an ihre Reinigungsvorschriften, missachteten aber die Liebe. Sie machten sich also Gedanken über die Erfüllung der äußeren Normen und Vorschriften, des Gesetzes und der Rechte, vergaßen aber die innere Norm, das innere Gesetz, die Liebe. Die Kleinen, Armen, Schwachen, Behinderten, Kranken, wurden einfach ausgegrenzt. Der Mensch hatte hier noch nicht verstanden, was das Leben ist.

 

 In Jesus Christus offenbarte uns Gott den Sinn des Lebens jedes Menschen, seine "höchste Berufung" und seine eigene Würde. Gott sagte uns damit auch, dass das Wort der alleinige Richter ist, nicht der Mensch.

"Wer mich ablehnt und meine Worte nicht annimmt, der hat seinen Richter: das Wort, das ich verkündet habe, wird ihn richten am Jüngsten Tage (Joh 12,48)."

Dieses Wort ist die "Urvernunft" und damit auch der "Ur-Gesetzgeber". Dieser Gesetzgeber ist Gott selbst und er legt damit auch fest, welche Rechte der Mensch hat und welche nicht. Der Mensch ist um seiner selbst willen von Gott erschaffen und "dank seiner Seele und seiner geistigen Verstandes- und Willenskraft ist der Mensch mit Freiheit begabt, die ,ein erhabenes Kennzeichen des göttlichen Bildes im Menschen' ist (KKK 1704)".

 

"Der Mensch hat ,auf Anraten des Bösen gleich von Anfang der Geschichte an seine Freiheit missbraucht' (KKK, Nr. 1707)."

Die Liebe ist immer frei, und so ist auch der Mensch mit Freiheit begabt. Gott "ließ uns von Anfang an die Freiheit [der Wahl] (Theologie des Leibes)." D. h. wir können selbst entscheiden was wir tun oder nicht tun, aber eines dürfen wir niemals tun. Wir können "nicht frei darüber entscheiden, ob das, was wir mit unserem Körper machen, gut oder schlecht ist (Theologie des Leibes)."

Das bedeutet für die Legislative, Judikative und Exekutive, dass sie nicht frei entscheiden dürfen, was Leben ist und was nicht. Sie dürfen auch nicht frei entscheiden, was gut und was böse ist. Sie dürfen nicht selbst Richter sein und andere richten. (Mt 7ff). Nicht alles was möglich ist, ist auch nützlich! Die Frage nach dem Leben muss zuerst immer eine Frage an die "Urvernunft", an Gott selbst sein. Papst Benedikt nennt den "Blick auf die durchbohrte Seite Jesu ... dort kann die Wahrheit angeschaut werden."

"Dein Wort ist Wahrheit" (Joh 17,17), sagt Jesus. Das WORT ist aber auch "Geist und Leben". Die Frage nach dem Leben muss also an das Wort, an Gott selbst gestellt werden und damit mit dem "Blick auf die durchbohrte Seite Jesu". Und genau das wird von der Gesetzgebung nicht getan.

Man führt bioethische Diskussionen mit eigener Klugheit und weltlicher Weisheit. Man führt rationalistische Diskussionen über das Wort Gottes, mit dem Verstand, aber nicht mit dem Herzen. So erfüllt sich das Wort (Is 29,13): "Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, ihr Herz aber ist fern von mir."

Luzifer setzte sich auf den Richterstuhl Gottes und sagte: "Non serviam" (Ich diene nicht)

Der Hl. Erzengel Michael sagte daraufhin: "Wer ist wie Gott?"

Genau das erkennen wir in dem Verhalten und den Diskussionen über das Leben und die Rechte des Menschen.

Man will alle Geheimnisse erforschen und ist soweit, dass man einen Menschen klonen kann. Im Staat werden eigenen Gesetze aufgestellt, wie z. B. die Fristenregelung, nach der es bis zur 12. Woche "erlaubt" ist, ein Kind abzutreiben. D. h. der Mensch legt ein Gesetz fest und macht die Abtreibung "straffrei". Der Mensch vergisst aber, wer das Leben ist und wer der Richter aller Dinge ist, nämlich Gott selbst, die Auferstehung und das Leben.

Hier kann man genau den Hochmut und Stolz der Wissenschaft erkennen, das "Non serviam". Alles muss erforscht werden, aber Gott spielt dabei keine Rolle. Genau so taten es auch die Pharisäer und Schriftgelehrten. Sie waren studiert, klug, unterrichtet in den Schriften. Sie ließen sich sehen auf den Straßen und mit Lehrer, Meister und Rabbi anreden. Sie machten nach und nach eigene Gesetze und hoben das Gesetz Gottes, gegeben in den Zehn Geboten auf.

 

4. Gesetz und Sünde

 

"Ihr lasst das Gebot Gottes außer acht und haltet euch an die Überlieferung der Menschen (Mk 7,8)."

Hat Gott die Fristenregelung eingeführt oder der Mensch? Hat Gott bestimmte Menschen ausgewählt und sie eingeteilt in Kasten oder nach Aussehen, Grad der Behinderung, genetischer Gesundheit?

Niemals! Das ist eine menschliche Überlieferung, genau wie es die Pharisäer und Schriftgelehrten getan haben. Sie hielten sich selbst für weise und erschienen vor den Menschen gerecht.

"So erscheint auch ihr von außen her den Menschen als Gerechte, inwendig aber seid ihr voll Heuchelei und Gesetzwidrigkeit (Mt 23,28)."

"Wehe euch", sagte Jesus. Dieses Wehe kündigt die Gerechtigkeit Gottes für dieses Vorgehen an, in seiner vollen Härte! Man bietet den Menschen eine "universale Notlösung" an. "Pflanze dir den Chip ein und du wirst gesund werden" oder "lass das Kind abtreiben, es ist ja eh erlaubt nach unserem Gesetz".

Dieses Gesetz ist aber von der Gesetzgebung dieser Welt gegeben, eingefädelt durch die Verführung der Schlange in der Welt. Hier sehen wir wieder die schöne Frucht, die aber inwendig den Tod trägt. Der § 218 StGB Schwangerschaftsabbruch wird den Frauen als eine Möglichkeit des "straffreien" Mordes angeboten. Bewusst ist es so geschrieben, damit man die Lüge in dieser Gesetzgebung deutlicher erkennt. Das Wort Mord wird durch Abbruch ersetzt. Das Wort "töten" wird durch "Verwerfen" der Embryonen ersetzt. Papst Johannes Paul II. schreibt in Evangelium vitae, dass man den "Verbrechenscharakter" einer Tat (wie z. B. Abtreibung) in einen "Rechtscharakter" umgewandelt hat. Man hat also die Tatsache der Todsünde und des Verbrechens gegen die Würde jedes menschlichen Lebens einfach ausgeschaltet. Der Begriff der Sünde wird verschleiert mit dem Wort "Lieblosigkeiten" oder "Fehlverhalten". Man übersieht aber dabei die verheerende Konsequenz aller Sünden gegen das Leben. Die Erbsünde Adam und Evas war ein Ablehnung der Liebe Gottes und auch eine Ablehnung des Lebens. Es war also ein "Nein" zum Leben! Das Wesen der Sünde ist also ein "Nein" zum Leben. Was sollte dann die Empfängnisverhütung und die Abtreibung für ein anderes Wesen als das der Sünde haben. Sind diese beiden Vorgehensweisen ein "JA" zum Leben oder ein "Nein". Verhütung heißt Ablehnung, Abtreiben heißt Entfernen, töten, ermorden. Auch hier wird die Sünde wieder im Verborgenen durchgeführt unter dem Deckmantel der Berücksichtigung der Gesundheit der Frau. Das Leben wird also im Gesetz, v. a. im § 218 StGB, wieder auf die gleiche Ebenen mit der Gesundheit der Frau gesetzt. Wo ist aber das Lebensrecht des Ungeborenen?

Der Tod einer Seele wird der Gesundheit des Leibes vorgezogen.

 

"Nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt, und nichts ist geheim, was nicht bekannt werden wird (Mt 10,26)."

Man verbindet auf heimtückische und gefährlichste Weise die Technik der Genforschung mit dem Verbrechen der Abtreibung und der Empfängnisverhütung. Somit verlagert sich diese Vorgehensweise in den Menschen hinein. Der Leib des Menschen wird einfach gechipt und wird damit "zur Ware, zur bloßen ,Sache'; man kann ihn kaufen und verkaufen, ja, der Mensch selbst wird dabei zur Ware (Deus caritas est)". 

Es erscheint den Frauen als die Lösung der neuen Freiheit, des "Ja" zum wahren Leben,  ein Weg um Karriere zu machen, emanzipiert zu sein, sein Leben zu leben. "In Wirklichkeit ist dies gerade nicht das große Ja des Menschen zu seinem Leib. Im Gegenteil: Er betrachtet nun den Leib und die Geschlechtlichkeit als das bloß Materielle an sich, das er kalkulierend einsetzt und ausnützt. Es erscheint nicht als Bereich seiner Freiheit, sondern als ein Etwas, das er auf seine Weise zugleich genussvoll und unschädlich zu machen versucht. In Wirklichkeit stehen wir dabei vor einer Entwürdigung des menschlichen Leibes ...(Deus caritas est)."

Die Frau hat also per Gesetz die "Erlaubnis" ein Kind ermorden zu lassen oder nicht, genau so der Arzt. Somit nimmt sich der Mensch das selbe Recht heraus wie Luzifer und will selbst Gott sein. Er verleugnet die Wirklichkeit Gottes im Menschen, seine unsterbliche Seele. Er sieht den Menschen als bloßes Objekt, dass man einfach absaugen kann, z. B. aus gesundheitlichen Gründen. Der nächste Punkt ist, dass man durch die Gentechnik bereits begonnen hat Daten über die eigene Gesundheit zu analysieren und für Krankenversicherungen zu speichern. Das kann dann dazu führen, dass Arbeitgeber mit der Krankenversicherung die genetischen Daten erhalten und wir aufgrund "genetischer Untauglichkeit" nicht eingestellt werden. Wir laufen damit einem "Cyber-Zeitalter" entgegen, indem der Mensch zum Roboter wird, zu einer "Blackbox", die auf Knopfdruck funktioniert. Dahinter steckt der Geist des Marxismus, der verleugnet, dass der Mensch Liebe braucht. Man will uns dadurch lehren, dass wir nur eine gerechte Versorgung brauchen, d. h. Essen, Kleidung, Unterkunft, also materielle Erfüllung unserer Wünsche.

 

Die Nahrung der Seele wird aber dabei vergessen, die Liebe. "Nicht nur von Brot lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das hervorgeht aus dem Munde Gottes (Mt 4,4)." Dieses Wort ist Gott und Gott ist die Liebe und das Leben. Der Mensch lebt also als erstes von der Liebe, ohne sie wird er im Innern sterben und mit ihm auch die gesamte Gesellschaft und letztendlich die ganze Welt.

Auf allen Bereichen wird Gott und somit die Liebe außen vor gelassen. Man lenkt alle Aufmerksamkeit des Menschen einzig auf das Irdische und Materielle, Luxus, Reichtum, Macht. Darin liegen die drei Hauptlaster, die Hoffart, die Fleischeslust und die Augenlust. Dies erreicht die Schlange v. a. durch den gezielten Einsatz der Massenkommunikationsmittel weltweit. Der Mensch wird mit allen Mitteln, durch Musik, Internet, Bilder, Zeitschriften usw. vom wahren Gott abgelenkt und mit der Lüge gespeist. Zuerst kommen die Bücher und Schriften. Nachdem der Mensch damit genährt worden ist und diese Saat Frucht gebracht hat, beginnt man die Szenen der Filme und Bücher ins Leben umzusetzen, die Saat geht auf. Diese "Saat des Todes" bringt dann die "Frucht des Todes" hervor. Wenn die Science-Fiction Filme und die Filme über Klonen und genetische Chips (z. B. Total Recall) vor zehn Jahren noch unvorstellbar waren, so sehen wir dieses wahnsinnige Gedankengut sich nun verwirklichen. Die "Kultur des Todes" und der Missachtung der Menschenwürde hat sich überall ausgebreitet, noch gemeiner und gefährlicher als im Zweiten Weltkrieg.

Art. 1 GG ist schon längst aufgehoben, ohne dass die Menschen es bemerken. In den höchsten Instanzen wird alles dafür getan um das Leben abzulehnen, um die Kirche zu zerstören, v. a. durch die Freimaurerei. Alles Göttliche soll rationalisiert werden und damit der Mensch von einem Menschen der Liebe zu einem Menschen, der nur noch Gerechtigkeit und Materielles braucht, umfunktioniert werden.

 

5. Staat und Kirche

 

Der Mensch hat also die Sünde an sich umgeformt zu einem "straffreien" Verhalten. Er hat damit die von Gott gegebene Ordnung verlassen, dass Wort Gottes mit ihrer eigenen menschlichen Überlieferung aufgehoben. Er hat neu definiert, was Liebe, Leben und Freiheit ist. Nach der Botschaft der Mutter Gottes an Don Gobbi (Blaues Buch) hat die Freimaurerloge den Zehn Geboten zehn Gegengebote, den 3 göttlichen und 4 menschlichen Tugenden die 7 Hauptlaster, die Hauptsünden, entgegengesetzt. So verführt uns die Schlange durch Vorgabe einer neuen Lebensfreiheit und einer neuen Form der freien Liebe zum Tod und zum Verderben.

Im Staat werden eine "Pseudo-Ordnung" und "Pseudowerte" aufgebaut, die keine sind. Es sind nur äußere Vorschriften, die den Menschen gefangen nehmen und nach außen hin eine neue Freiheit anbieten. Das innere Wertesystem, der Ethos des Menschen wird durch die Pseudowerte ausgetauscht. Die Liebe wird zu Leistung umfunktioniert, der Mensch vom Abbild Gottes zum Triebobjekt, zum "Arbeitsroboter" der Gesellschaft.

Die Menschen fühlen sich in Schule und Beruf immer stärker überfordert.

Die Folge ist auch, dass dieses Bild der Gerechtigkeit und des Rationalismus in den Herzen der Menschen Ablehnung der Kirche gegenüber bewirkt. Das Wort Gottes wird mit dem Verstand aufgenommen und die Herzen sind verschlossen. Hier trifft das Wort Jesu: "Weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, wird die Liebe der vielen erkalten (Mt 24,12)." Dies sagte Jesus in der Weissagung vom Ende. Sind wir dem Ende nicht näher als wir glauben. Ist all das, was Jesus im Evangelium zum Ende der Zeiten vorausgesagt hat, nicht bereits eingetroffen?

 

 

6. Die Endzeit

 

Die Grundordnung der Familie wurde durch die "Verhütungsmentalität" und deren "Endlösung", die Abtreibung, zerstört. Die Familie ist aber die Grundlage der gesamten Gesellschaftsstruktur. So bricht zunehmend auch die gesamte Ordnung des Staates, des Gesundheitswesens, des Arbeitsmarktes usw. auseinander. Nicht nur das, sondern die Zerstörung der Grundordnung Gottes in der Familie, die der geschlechtlichen Vereinigung zu Grunde liegt, folgt wie in einem Dominoeffekt die Zerstörung der Ordnung in der ganzen Welt, der Schöpfung und den Schöpfungsgesetzen. Die Gesetzlosigkeit wirkt sich auf die Natur aus und die Natur rächt sich. "Der Geist ist es der das Leben schafft, das Fleisch nützt nichts." Der Geist der Unreinheit ist der Geist der Unordnung. Dieser Geist wurde durch die Mentalität der Ablehnung des Lebens als erstes über das Werkzeug der Frau in die Familien gesät. Die Emanzipationsbewegung leitete den zunehmenden Bruch der Familien und damit auch den Ehebruch ein. Dieser Ehebruch führte letztlich auch dazu, dass die "himmlische Ehe", das Zölibat von Priester und Ordensleuten immer häufiger gebrochen wird. Es geht noch weiter. Der Neue Bund Christi mit der Kirche in der Hl. Eucharistie wird ebenfalls gebrochen. Die "Saat des Todes" geht auf und hebt die gesamt Ordnung von Schöpfung und Geschöpf aus den Angeln.

"Vom Feigenbaum aber lernt das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon saftig wird und die Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. Ebenso auch sollt ihr, wen ihr dies alles seht, erkennen, dass er nahe ist an den Türen. Wahrlich ich sage euch: Nicht wird vergehen dieses Geschlecht, bis dies alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen (Mt 24,32-34)."

 

Gott selbst gibt seit Jahrzehnten seine Zeichen, in erster Linie durch die Tausenden von Marienerscheinungen in der ganzen Welt. Gott ruft mit allen Mitteln in die Welt und die Menschen schlafen.

"Deshalb hat euch die Weisheit Gottes gesagt: Ich werde zu ihnen Propheten und Apostel senden; sie aber werden von ihnen die einen töten und die anderen verfolgen, damit das Blut aller Propheten, das vergossen wurde seit Grundlegung der Welt, gefordert werde von diesem Geschlecht, vom Blute Abels an bis zum Blut des Zacharias ... Ja, ich sage euch: Es wird gefordert werden von diesem Geschlecht! Wehe euch Gesetzeslehrern (Lk 11,49-52)!"

 

Das Blut aller unschuldig ermordeten Kinder wird gefordert werden von diesem Geschlecht. Die Königin der Liebe in San Martino (Schio, I) hat es gesagt am 28.12.2000:

 

"Das Leben, meine Kinder, das Leben! Die Ablehnung des Lebens ist die schwerste Sünde, diese bewirkt größte Qual in den Seelen. Ja, liebe Kinder, diese Generation wird die zerstörerischen Konsequenzen erleben und erleiden, von denen Europa auf Grund des Verrates an Gott noch betroffen sein wird."

 

"Wehe euch" Gesetzgebern, die ihr Gesetze macht, die den Mord an unschuldigen Kindern erlauben. "Wehe euch" Ärzten, die ihr unschuldige Kinder im Leib der Mutter ermordet. "Wehe euch" Politikern, Wissenschaftlern, Philosophen und Theologen, die ihr euch gegen das Leben stark macht und Jesus aufs Neue verratet und ans Kreuz schlagt. "Wehe euch" Priestern, die ihr mich in der Hl. Eucharistie entehrt, verratet, misshandelt und kreuzigt.

Zeitgleich mit der Entweihung des Geheimnis Gottes im Leib des Menschen, der unsterblichen Seele, geht auch die Entweihung des göttlichen Leibes, der Hl. Eucharistie einher. Die Ordnung der irdischen Familie wird zerstört durch die Saat der "Verhütungsmentalität", Ablehnung des Lebens. Die Ordnung der "Familie Gottes auf Erden (Deus caritas est)" wird zerstört durch die selbe Mentalität der Ablehnung, des "Nein" und des Verrates an Gott. Gott ist die Auferstehung und das Leben und er wird den Menschen wieder lehren, wer der "Herr und Meister" ist und wer "der Knecht" ist. Für diejenigen, die "tun was er sagt" wird Jesus in Barmherzigkeit wiederkommen und wird sich als unser Freund vorstellen (Kommet). Für diejenigen, die die Menschen lehren, das Gebot Gottes aufzuheben, wird er der gerechte Richter sein, in seiner vollen Härte (vgl. Mt 5,19).

 

Wir können nur beten: "Mein Jesus Barmherzigkeit", bevor es zu spät ist. Die Zeit ist nahe, "das Reich Gottes ist nahe". Wacht auf ihr Menschen und lasst euch nicht länger von der Lüge verführen, den Weg des Todes.

 

"Zum Wasser kommet, ihr Durstigen all! Kommt, die ihr kein Geld habt, kaufet und esset ohne Geld und ohne Kaufpreis Wein und Milch! Neigt euer Ohr, kommet zu mir, höret, dann lebt ihr auf!" (Jes 55,1;3)

 

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