Liebe und Sexualität 

(Auf der Grundlage der Enzyklika "Deus caritas est")

Einführung

Hier soll die Enzyklika "Deus caritas est" von Papst Benedikt XVI. in "einfacher Sprache" für Laien zur Verfügung gestellt werden. Die wesentlichen Elemente sollen den Gläubigen zugänglich gemacht werden. Entscheidend ist dabei nicht das detaillierte theoretische Wissen, sondern wie wir als Gläubige die Ausführungen des Papstes in die Praxis umsetzen können. Die Theorie nützt nur wenig, wenn die Praxis fehlt. Die Theologie muss "Fleisch werden", so wie das ewige Wort in Christus Fleisch geworden ist. Das soll unser Ziel sein. Die markierten ("...") Stellen stammen direkt aus der Enzyklika. Die zugefügten Ausführungen sind eigene Gedanken, Worte aus anderen päpstlichen Schreiben (Salvifici doloris) und in erster Linie aus der Hl. Schrift. Die Hl. Schrift ist die Grundlage für jede Auslegung eines Glaubensthemas. Dabei ist die Hl. Schrift in ihrer reinen Form gemeint, die Vulgata. 

Die Enzyklika ist auf der zentralen Aussage des 1. Johannesbriefes aufgebaut:

"GOTT ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in GOTT, und GOTT bleibt in ihm" (1 Joh 4,16)

 

Dieses Wort drückt die "Mitte des christlichen Glaubens, das christliche Gottesbild und ... Menschenbild" zum Ausdruck. "Die Formel der christlichen Existenz" drückt sich dabei in den Worten aus:

"Wir haben die Liebe erkannt, die GOTT zu uns hat, und ihr geglaubt"

 

Das ist die zentrale Aussage des Christen. Wir müssen der Liebe glauben, der Liebe Gottes. Diese Liebe ist das Wort, das Fleisch geworden ist in Jesus Christus. Wer der Liebe Gottes glaubt, kann nie irren, weil diese Liebe die unveränderliche Wahrheit bis in alle Ewigkeit ist. Die Liebe der Menschen ist oft trügerisch und unbeständig. Gerade daher rühren die vielen inneren Wunden in unserem Herzen. Wir bauen auf Menschen und werden enttäuscht. Christus enttäuscht nie. Um damit im gesellschaftlichen Leben, in unseren Beziehungen, ein Leben der Hingabe und Liebe führen zu können, brauchen wir diesen "Grundentscheid des christlichen Lebens". Wir müssen uns freiwillig für die Liebe entscheiden. Wenn wir uns für die Liebe Gottes entscheiden, dann entscheiden wir uns für die Hingabe unseres Lebens. Gerade vor dieser Hingabe haben wir oft Angst, weil wir dabei unsere gewohnten Wege verlassen müssen und neue Wege gehen. Neue Wege heißt aber hier nicht zugleich modernere Wege, sondern einen neuen Weg des Herzens. Der Hl. Paulus beschreibt dies als ein "neues Denken". Wir sollen uns als lebendige Opfer Gott darbringen. 

Dieser "Grundentscheid" für die Liebe heißt nicht, dass wir selber nach der Liebe greifen sollen, es ist vielmehr eine Öffnung des Herzens um die Liebe Gottes zu empfangen. Die meisten Menschen meinen, man müsste sich selbst um diese Liebe bemühen, man könne sie vielleicht sogar kaufen oder verkaufen (z. B. Prostitution). Nein, es ist ein unverdientes Geschenk des barmherzigen Gottes. Er wartet auf unser offenes Herz, dass wir wieder ernsthaft beginnen, seine Gebote zu kennen (haben) und zu befolgen (halten). Dann sollen wir uns mit dem Wort Gottes auseinandersetzen, es im Herzen betrachten und bewahren. Zugleich sollen wir die Sakramente der Kirche nutzen. Dann werden wir von Christus selbst verwandelt. Diesen Weg der Verwandlung bezeichnet Papst Benedikt als einen Weg des "Aufstiegs, der Reinigungen und Reifungen". Diesen Weg der Liebe wollen wir hier betrachten. 

 

Das Christsein beginnt mit der "Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt (vgl.Joh 3, 16)". Dieser Moment ist der Beginn der Bekehrung. Bei mir wurde dieser Weg der Umkehr und Hinwendung zu Gott mit dem Wort Gottes eingeleitet. Ich las: "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet ..." (Mt 7,1). Dieses Wort berührte mich so tief im Herzen, dass ich es nie mehr vergessen konnte. Es bewegte mich dazu mein Denken, Lieben und Verhalten gegenüber Gott und meinem Nächsten zu prüfen und zu verändern. Der Spiegel für diese "Prüfung der Liebe" war dabei das Wort Gottes. Ich machte dabei eine entscheidende und anfangs sehr schockierende Feststellung. Die Liebe, die Jesus Christus im Evangelium uns gebietet, stimmte überhaupt nicht mit meiner Auffassung von Liebe überein. Ich erkannte, dass meine Liebe nicht der Gottesliebe entspricht, sondern eine selbstsüchtige und besitzergreifende Liebe war. Die Folge dieser "scheinbaren" Liebe ist das Richten des Nächsten und der Urteile Gottes. Gott wird oft verurteilt wenn sich Katastrophen ereignen, Verbrechen geschehen und v. a. wenn der Mensch leidet. Besonders im Leiden ist die Frage der Liebe Gottes zu uns unumgänglich. Hierin liegt das Geheimnis Jesu Christi, "die Wahrheit der Liebe durch die Wahrheit des Leidens" (salvifici doloris). Es gilt also sich dieser Frage der Liebe zu stellen, nach der persönlichen Liebesbeziehung zu Gott. Diese Frage ist auch immer eine Frage des Glaubens. Dies kann in zwei verschiedene Richtungen gehen. Entweder will ich selbst nach der Liebe greifen (Besitzergreifung) oder ich lasse mich von der Liebe mit Liebe beschenken (Hingabe). Das ist die zentrale Frage in unserem Leben: Wie liebe ich Gott und den Nächsten? In Jesus Christus ist diese "Zentralität der Liebe im  Evangelium" (Gottes- und Nächstenliebe) und die "Mitte von Israels Glauben" "zu einem einzigen Auftrag zusammengeschlossen". Dieser Auftrag lautet: "Liebet einander ... wie ich euch geliebt habe (vgl. Joh 15,17; 13,34)!"

 

Die Einladung Gottes zur Liebe wird oft als eine Versklavung angesehen. Dies rührt vom Missbrauch des Begriffes der Liebe her. Wir schauen auf das Kreuz und glauben, dass wir im christlichen Glauben zu Gefangenen werden. Mit dem Missbrauch der Liebe geht zugleich der Missbrauch der Freiheit einher, weil wahre Liebe ohne Freiheit unmöglich ist. Der Mensch unterscheidet sich vom Tier genau in diesem Punkt: der Freiheit. Wenn wir also die Liebe Gottes erkennen, dann erkennen wir die Freiheit selbst und damit unsere eigene Freiheit. Hier verbinden sich die Ausführungen von Papst Benedikt XVI. und Papst Johannes Paul II. In seinem Pontifikat verlagerte Papst Johannes Paul II. in den Katechesen der Theologie des Leibes "die Diskussion über Sexualmoral von der Gesetzesstrenge hin zur Freiheit. Der Gesetzesstrenge fragt: ,Wie weit darf ich gehen, bevor ich das Gesetz breche (bloßes Gebot von aussen)?' Stattdessen fragt der Papst: ,Was ist die Wahrheit über die Sexualität, die mich zur Liebe befreit?' (Theologie des Leibes für Anfänger, S. 29-30)."

 

Die Liebe wird vom bloßen "Gebot" zur "Antwort auf das Geschenk des Geliebtseins" von GOTT her.

Das äußere Gebot (10 Gebote) wird in Christus zu einer "inneren Antwort der Liebe auf die zuvorkommende Liebe Gottes". So wird auch die Sexualmoral der Kirche im Rahmen der christlichen Ehe nicht zur Versklavung, sondern zum gegenseitigen Geschenk in der Freiheit der Liebe Gottes. Die Sakramente befreien uns von der selbstsüchtigen, besitzergreifenden Liebe hin zur selbstlosen und hingebenden Liebe. Genau hier bedarf es Klärungsbedarf, in den Begriffen "Liebe", "Freiheit" und "Leben". In der Theologie des Leibes versucht Papst Johannes Paul II. genau diese "zwei universalen Fragen" zu klären: 

 

1. "Was bedeutet es Mensch zu sein?"

2. "Wie soll ich mein Leben leben, damit ich wirklich glücklich werde?"

 

Papst Benedikt XVI. knüpft an diesen Klärungsversuch der Theologie des Leibes seines Vorgängers an, um den Begriff der Liebe in seiner ursprünglichen Reinheit von Gott her klarzustellen. Der erste Teil der Enzyklika befasst sich mit der "Klärung der wesentlichen Punkte der Liebe" und zeigt die "innere Verbindung der Liebe GOTTES und der Realität der menschlichen Liebe" auf. Der erste Teil ist also mehr der theoretischen Ausführung gewidmet. 

Der zweite Teil ist "konkreter Natur" und befasst sich mit der "kirchlich praktischen Umsetzung des Gebotes der Nächstenliebe."

 

 

I. Die Einheit der Liebe in Schöpfung und Heilsgeschichte

 

1. Begriffsklärung des Wortes "Liebe"

 

Der Begriff der Liebe wird in der Welt gerade im Bereich der Sexualität grundlegend falsch verstanden. Die Sexualmoral der katholischen Kirche wurde oft und wird immer noch vielerorts als leibfeindlich und einengend angesehen. Aus dieser falschen Überzeugung heraus entstand z. B. auch die Emanzipationsbewegung der Frau. Der Begriff der Liebe wurde durch die Saat der Lüge verzerrt. Somit wurde auch der Ausdruck der Liebe in der Geschlechtlichkeit verzerrt von der selbstlosen Hingabe hin zur besitzergreifenden Liebe. Man meint heutzutage, dass die geschlechtliche Vereinigung nur eine Vereinigung der Leiber von Mann und Frau ist. Die geschlechtliche Vereinigung wird vom Geheimnis Gottes weg einzig auf den Leib als Triebobjekt gelenkt. Diese Triebe müssen befriedigt werden, sonst wird der Mensch nicht glücklich. Genau darin liegt der größte Irrtum. Die Natur des Menschen besteht aus Leib und Seele. Der Geist der Seele gibt dem Leib das Leben und die Freiheit zu lieben. Darin unterscheidet sich der Mensch vom Tier und bloßen Triebwesen. "Die Sendung Christi besteht darin die Ordnung der Liebe ... wiederherzustellen ... der menschlichen ,Ordnung der Liebe' liegt nichts anderes als die Vereinigung der Geschlechter zugrunde" (Theologie des Leibes f.A.). Die Sexualität ist also höchster und innigster Ausdruck dieser "Liebe zwischen Mann und Frau ... in der Leib und Seele untrennbar zusammenspielen ... als der Urtypus von Liebe schlechthin" (Deus caritas est).

Durch die Erbsünde ist allerdings das Abbild Gottes in unserer Seele stark entstellt. Diese Verwundung ist eine Unordnung, Unreinheit der Seele. Die Geist-Seele gibt dem Leib das Leben und die Reinheit. Die geschlechtliche Vereinigung kann also nur in der Ordnung der Liebe Gottes sein, wenn die Seele gereinigt ist. Diese Reinigung hat uns Christus am Kreuz verdient und uns weitergeschenkt in den Sakramenten (Taufe, Ehe, Eucharistie, Beichte...). Wir sehen also, dass es zwei Seiten der Liebe gibt. Diesen Punkt betrachtet Papst Benedikt XVI. klar und deutlich.

 

 

2. Eros und Agape

 

a) Unterschied und Einheit

 

Papst Benedikt unterscheidet zwei Arten der Liebe, den Eros und die Agape. Diese beiden Arten unterscheiden sich in ihrer Sicht der Liebe, werden aber in Christus doch eine Einheit.

Der Eros ist die "alte Sicht der Liebe" (Griechen). Diese Liebe ist eine Liebe zwischen Mann und Frau, die nicht aus dem Denken und Wollen kommt, sondern den Menschen gleichsam übermächtigt ==> "weltliche Liebe"

Die Agape ist die "neue Sicht der Liebe" und "zeigt zweifellos etwas Wesentliches von der Neuheit des Christentums gerade im Verstehen der Liebe an". Die Agape ist die "im Glauben gründende und von ihm geformte Liebe"

 

b) Der Eros

 

"In der Kritik am Christentum, die sich seit der Aufklärung immer radikaler entfaltet, ist dieses Neue durchaus negativ gewertet worden. Das Christentum - meinte Friedrich Nietzsche - habe dem Eros Gift zu trinken gegeben; er sei zwar nicht daran gestorben, aber zum Laster entartet" (Deus caritas est). Diese Aussage werden wir am Ende der Betrachtung des Eros noch einmal vergleichen mit dem Weg Jesu ans Kreuz.

So erscheint die Lehre des Evangeliums von der christlichen Liebe als eine Reihe von "Verbotstafeln", die uns einengen und unfrei machen. Papst Benedikt geht dieser Aussage genau auf den Grund und widerlegt sie mit der Wahrheit des Evangeliums.

 

Der Eros wurde in der "vorchristlichen Welt" als eine "göttliche Raserei ... göttliche Macht gefeiert, als Vereinigung mit dem Göttlichen. "Diese Haltung" hat sich in "Fruchtbarkeitskulten niedergeschlagen", u. a. die ""heilige Prostitution"". Diese Art der Liebe bezeichnet Papst Benedikt als "trunken" und "zuchtlos". Man könnte auch sagen, diese Arte der Liebe ist die "begehrende" und "leidenschaftliche" Liebe. Das Wesen dieser Liebe ist das Begehren.  

Der Eros "ist gleichsam im Menschen verankert". D. h. der Eros ist seit Erschaffung des Menschen in ihm selbst verankert. Das Begehren des Eros, die Leidenschaft war vor der Erbsünde rein. Nach der Erbsünde wurde diese Leidenschaft verunreinigt zum Nachteil des Menschen. Der Eros war auf Leib und Seele gerichtet, in der Einheit dieser beiden. 

Wie oben erwähnt richtet sich die verunreinigte Leidenschaft, die Begierde, nicht auf Leib und Seele des Menschen, sondern einzig auf den Leib. Genau das geschah in den "Fruchtbarkeitskulten". "Prostituierte ... werden nämlich nicht als Menschen und Personen behandelt, sondern dienen nur als Objekte, um den ,göttlichen Wahnsinn' herbeizuführen" (Deus caritas est). Dieser Art der Liebe ist das "Element der Besitzergreifung" eigen. "Der zum ,Sex' degradierte Eros wird zur Ware, zur bloßen ,Sache', man kann ihn kaufen und verkaufen, ja der Mensch selbst wird dabei zur Ware." Das bedeutet man versucht eigenmächtig und selbstsüchtig die "Ekstase" der Liebe herbeizuführen und benutzt dazu die Frau. Papst Johannes Paul sieht als Gegenteil der Liebe "das Benutzen eines anderen als Mittel, um die eigenen selbstsüchtigen Ziele zu erreichen" (Theologie des Leibes f.A.). Diese Art der Liebe ist also kein "Aufstieg, Ekstase zum Göttlichen hin, sondern Absturz des Menschen". Diese Art der Liebe kam durch die Erbsünde in die Welt. Eva griff auch selbst nach ihrem Glück, nach der Wahrheit, statt in der sich verschenkenden Liebe Gottes zu bleiben und sich selbst als Geschenk hinzugeben. Dieses "Greifen" ist die Begierde und hatte den Absturz von Adam und Eva zur Folge. Genau so ist es auch bei jedem anderen Menschen. 

 

Die Sünde hat das Abbild Gottes in der Seele des Menschen stark entstellt und damit auch den Eros. Das AT hat genau dieser "zerstörerischen Entstellung" des Eros "den Kampf angesagt". Gott gab dem Volk Israel die Zehn Gebote um die Leidenschaften der Menschen, die Begierden, in Zaum zu halten und sein Herz auf Gott hin auszurichten. Die "zerstörerische Entstellung" des Abbildes Gottes ist eine Verunreinigung, eine Unordnung in den Seelen. Diese Unreinheit verunreinigte auch den göttlichen Leib und "kreuzigte" ihn geistiger Weise. Die "Kreuzigung" des göttlichen Leibes ließ jetzt nur noch den natürlichen Leib erkennen ohne das Geheimnis Gottes darin. Um also den irdischen Leib zum göttlichen Leib zu verwandeln müssen die Leidenschaften des Menschen von innen heraus gereinigt werden, denn "all dieses Böse kommt von innen heraus und verunreinigt den Menschen" (Mk 7,23).  Dann erkennen wir Gottes Geheimnis darin wieder und damit uns selbst als Geschöpf Gottes.

 

Aufgrund dieses "zuchtlosen Charakters" der begehrenden Liebe (Eros) bedarf der Eros "der Zucht, der Reinigung".

Die Liebe soll nicht ein selbstsüchtiger "Genuss des Augenblicks, sondern Vorgeschmack auf den Himmel" sein. 

Die menschliche Liebe muss also durch die göttliche Liebe gereinigt werden, der menschliche Leib durch den göttlichen Leib, die Hl. Eucharistie (Näheres später). Ebenso muss der menschliche Wille durch den göttlichen Willen gereinigt werden, die menschliche Vernunft durch den Glauben an die "Urvernunft - den Logos - das WORT. 

Liebe hat mit dem Göttlichen zu tun, "der Weg dahin" kann aber "nicht einfach in der Übermächtigung durch den Trieb gefunden werden". Der Weg der Liebe ist ein Weg der "Reinigung, Reifung ... durch die Straße des Verzichts".

Eva gab Adam die Frucht des Todes zu essen, an der beide den ewigen Tod starben. Diese Frucht ist der "Wein, mit Galle vermischt" (Mt 27,34). Der Wein ist die göttliche Frucht, die göttliche, reine Liebe, die Wahrheit. Die Galle im Wein ist das bittere Gift, die Begierde in der Liebe, die Selbstsucht, die "Besitzergreifung". Jesus trank nicht von dieser Frucht, er lehnte ab und gab sich selbst als Frucht des Lebens hin. Die Erbsünde wurde empfangen in der Begierde, der "begehrlichen Absicht im Herzen" (vgl. Mt 5,28). Die Liebe war also am Anfang rein und einzig auf Gott ausgerichtet. Durch die "begehrliche Absicht", auf die Versuchung der Schlange (Vater der Lüge) hin, wurde diese Liebe "vergiftet", der reine Wein mit der Galle der Lüge getränkt. Die Aussage von Nietzsche, die neue Sicht der Liebe des Christentums hätte den Eros vergiftet, ist also falsch und der Lehre der Wahrheit Jesu Christi genau entgegengesetzt. 

 

Der Begriff Agape "ist nicht Absage an den Eros, nicht seine ,Vergiftung', sondern seine Heilung zu seiner wirklichen Größe hin."

Diese Heilung der Liebe ist die Reinigung der begehrlichen Liebe durch die göttliche Liebe zur göttlichen Liebe hin. Die Leidenschaften des Herzens werden gereinigt und verwandelt. So finden "Leib und Seele zu innerer Einheit" und "der Mensch wird ganz er selbst". Das ist wahre Heilung und Befreiung und die Lehre der katholischen Kirche.

"Immer ist diese Einheit entscheidend ... wenn der Mensch nur Geist sein will und den Leib sozusagen als bloß animalisches Erbe abtun möchte, verlieren Geist und Leib ihre Würde."

Und wenn er den Geist leugnet und so die Materie, den Körper, als alleinige Wirklichkeit ansieht, verliert er wiederum seine Größe." 

Das Böse will den Leib als bloßes Objekt der Triebbefriedigung darstellen und lenkt den Begriff der Freiheit der Liebe einzig auf die Befriedigung dieser Triebe hin. Das ist der Grund warum die Menschen meinen, die Sexualität sei nur ein Ausleben der Triebe, das zur Freiheit führt. Genau das Gegenteil ist der Fall!

"Es lieben nicht Geist oder Leib - der Mensch, die Person, liebt als einziges und einiges Geschöpf, zu dem beides gehört."

"Der zum ,Sex' degradierte Eros wird zur Ware, zur bloßen ,Sache'. Es ist kein "Ja ... zu seinem Leib". 

"Er betrachtet den Leib und die Geschlechtlichkeit als das bloß Materielle an sich ... wir stehen vor einer Entwürdigung des menschlichen Leibes, der nicht mehr ins Ganze der Freiheit unserer Existenz integriert" sondern  "ins Biologische zurückgestoßen wird." Die Erotik ist somit keine ,göttliche Erotik' mehr, sondern eine menschliche. 

 

Genau hier beginnt die Theologie des Leibes. Wir sollen in unserem Leib, besonders am Geheimnis der Menschwerdung und dem Tod Jesu am Kreuz, das Geheimnis Gottes in unserem Leib erkennen. Wenn wir Gott in unserem Leib erkennen, dann erkennen wir uns selbst als Abbild und Geschöpf Gottes und finden Heilung in ihrer tiefsten Form.

Das ist genau die Taktik der Schlange in der Aufklärungswelle. Die Kinder und Jugendlichen werden biologisch und "weltlich" über die Sexualität unterrichtet als Sache an sich, aber das Geheimnis GOTTES darin wird ausgegrenzt. Zudem werden sie immer weniger gelehrt, mit den aufsteigenden Leidenschaften, dem erotischen Verlangen, besonders in der Pubertät, richtig umgehen zu lernen. Man lehrt nur in eine Richtung, nur den biologischen Aspekt. Der Mensch wird dadurch nicht mehr als eine Einheit von Leib und Seele angesehen, sondern zum Triebwesen, als ,Blackbox' entwürdigt. Daher kommt dann auch die innere Ablehnung des Leibes, das man seinen Leib nicht annehmen kann. Meinen Leib kann ich nur so weit als Geschenk Gottes annehmen, insofern ich mich als Abbild Gottes annehme. Dieses ,Sich-nicht-angenommen-Fühlen', kommt v. a. auch davon, wenn die Zeugung nicht rein war, sondern unter der zuchtlosen Auslebung des Eros, des Missbrauchs der Liebe in der Sexualität. Es entsteht eine innere Trennung und der Mensch ist nicht er selbst, er ist im Innern zerrissen.

Diese Zerrissenheit ist ein Bruch der Einheit von Leib und Seele.

"Die scheinbare Verherrlichung des Leibes kann ganz schnell in Hass auf die Leiblichkeit umschlagen."

 

Wie sollen wir nun den Weg der Reinigung gehen? Welche Hilfsmittel hat uns Gott geschenkt? Diese Fragen beantwortet Papst Benedikt in den folgenden Punkten:

 

 

2. Der Weg des Aufstieges und der Reinigung 

 

Einleitend beschreibt Papst Benedikt XVI, dass "am Anfang des Christseins" eine "Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person" beginnt, "die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt.

Die Botschaft des Christentums ist eine frohe Botschaft, das Evangelium. Dieses Evangelium ist in erster Linie die Botschaft der Liebe. Der Anfang des Christseins beginnt also immer mit einer Begegnung der Liebe Gottes. Der Mensch wird wachgerüttelt und beginnt bewusst nach dieser Liebe zu suchen. Dieses ,Wachrütteln' ist eine neue Erkenntnis der Liebe, wir erkennen etwas in unserem Leben anders als zuvor. Hier beginnt also der Weg der "Erkenntnis des lebendigen Gottes", der "Weg zur Liebe".

 

Papst Benedikt nennt hier zwei Begriffe für Liebe aus dem Hohelied. Wenn sich der Mensch durch die Begegnung mit der Liebe Gottes bewusst auf die Suche nach ihr macht, dann ist es eine "noch unsichere, unbestimmt suchende Liebe", "dodim" (hebräisch). 

"Dieses Wort wird dann durch ,ahaba' abgelöst, das in der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes mit dem ähnlich klingenden Wort Agape übersetzt ist und ... "der neuen Sicht der Liebe" im Neuen Testament.

Diese zweite Liebe ist nicht mehr nur eine Begegnung und "unbestimmt suchende Liebe", sondern darin ist "die Erfahrung der Liebe ausgedrückt, die nun wirklich Entdeckung des anderen ist und so den egoistischen Zug überwindet, der vorher noch deutlich waltete." Diese Liebe geht also jetzt aus sich heraus zum anderen hin. Die unvollkommene Liebe wird zur vollkommenen Liebe, der tätigen Nächstenliebe. Ich suche nicht mehr mich, sondern ich "will das Gute für den Geliebten", für den Nächsten. "Sie wird Verzicht, sie wird bereit zum Opfer, ja sie will es." 

Diese Erfahrung der Liebe ist die innere Vereinigung mit der Liebe Gottes, ich beginne zu denken, fühlen und handeln wie Gott selbst. Der Weg der Erkenntnis des lebendigen Gottes ist der Weg der Liebe. Diese Erfahrung der Liebe nimmt also in dem Maß zu, wie ich in der Lage bin, die Liebe Gottes zu erkennen. Sehr häufig beginnt die Begegnung mit Gott in einem schweren Schicksalsschlag, einer Krankheit, Lebenseingriff usw. Wir verstehen oft diese Begegnung Gottes in unserem Leiden nicht. Gerade hier begegnet uns das Leiden Christi in unserem eigenen Leiden und damit begegnen wir der Liebe. Liebe und Leiden sind in Christus untrennbar miteinander verbunden. Leiden führt zur Hingabe an die Liebe. Meistens beginnt der Weg der Liebe mit dem Weg des Leidens. Wir brauchen einige Zeit um dieses Geheimnis zu verstehen. "Christus lässt uns jedoch in das Geheimnis eindringen und das ,Warum' des Leidens entdecken in dem Maße, wie wir fähig sind, die Tiefe der göttlichen Liebe zu erfassen  (salvifici doloris)." 

 

Die Begegnung mit der Liebe Gottes ist eine "Berührung" des Herzens Jesus mit unserem eigenen Herzen. Nach dieser ersten Berührung machen wir uns auf einen Weg diese Liebe genauer kennenzulernen. Dieses Bild ist analog auch für die Begegnung von Mann und Frau zutreffend. Eine Partnerschaft beginnt mit einer "Berührung" im Herzen, dem gegenseitigen "Erkennen". Der Weg der Erkenntnis der Liebe Gottes ist ein Weg von uns weg zu Gott hin.  

Die Liebe wird vom "Element der Besitzergreifung" zum "Element der Hingabe" verwandelt. Wir werden bereit uns selbst für den Nächsten, für Gott und für unseren Ehepartner als "lebendige Opfergabe" (vgl. Röm 12,1) darzubringen. Wir können mit Jesus aus tiefsten Herzen ausrufen: "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird" (Lk 22,19).  

 

Gott ist treu auf ewig. Er kann sich selbst nicht untreu sein. Gott ist die Liebe, somit ist auch die Liebe Gottes ewig. Diese Liebe will Endgültigkeit. Sie sagt: "nur dieser eine Mensch ... für immer". Bei Gott gibt es keine Liebe oder Partnerschaft auf Zeit. Besonders in der Sexualität ist dies das wichtigste Element. Deshalb hat Christus sein Leben für uns hingegeben um die Menschen von der Trennung in die Einheit zurückzuführen. Deshalb hat uns Christus das Sakrament der Ehe geschenkt, um uns "einen Menschen für immer" ganz zu schenken, auf das Mann und Frau "ein Leib und ein Geist" werden in Christus. 

 

"Liebe zielt auf Ewigkeit ... ist Ekstase ... als ständiger Weg aus dem in sich verschlossenen Ich zur Freigabe des Ich, zur Hingabe und so gerade zur Selbstfindung, ja, zur Findung GOTTES (Lk 17,33)"

 

Hier erkennen wir wieder die Einheit des Heiligen Geistes in den Aussagen von Papst Benedikt XVI. und Papst Johannes Paul II. Papst Johannes Paul II. sagte: "Der Mensch kann sich selbst  nur durch die aufrichtige Hingabe seiner selbst vollkommen finden." Dieser Satz drückt aufs Innigste das Geheimnis jedes Menschen in Christus aus.

Der Weg der Reinigung ist also der Weg der Leidenschaften im Herzen des Menschen von der bloßen Triebebene (Eros) hin zur Ebene des Geistes, der gereinigten Liebe durch den Glauben an JESUS CHRISTUS.

 

Im Geheimnis des Kreuzes vereint 

EROS                    - gottsuchend - AGAPE                - gottgefunden -
aufsteigend                          absteigend                      
begehrende Liebe                 schenkende Liebe           
aufbrausend      hingebend   - aufopfernd -
leidenschaftliche Liebe          verzeihende Liebe            

 

GOTT ist leidenschaftliche und verzeihende Liebe zugleich, er wird Mensch, geht selbst bis in den Tod und versöhnt die Gerechtigkeit mit der Liebe. Der Richter selbst lässt sich richten und bringt gleichzeitig die Barmherzigkeit! 

 

"Wer Liebe schenken will, muss selbst mit ihr beschenkt werden"

Der Mensch muss immer wieder aus der Quelle des geöffneten Herzens JESU trinken, dort auftanken, im Gebet und in den Sakramenten, um wieder Geschenk dieser Liebe zu sein. 

Die "Jakobsleiter" wird laut Papst Benedikt als dieses "Bild von Aufstieg und Abstieg" gesehen. Diese Leiter ist das Kreuz Christi, die Brücke in den Himmel (Pontifex = Brückenbauer). Dort ließ sich JESUS erniedrigen und wurde gleichzeitig erhöht.

In Christus werden wir dazu geführt, dass unser Menschsein ganz hineinverwandelt und vereinigt wird mit seiner Gottheit. Das ist der Weg jedes Menschen, die Einheit mit der reine Liebe der Hl. Dreifaltigkeit. Selbstverwirklichung kann nur durch diese "aufrichtige Selbsthingabe" möglich sein. Wenn wir unser Wesen verwirklichen wollen dann in der "Einheit dieser beiden in der einen Wirklichkeit der Liebe." So verwirklicht das Wesen der Liebe umso mehr", in uns, durch uns und mit uns. Wir werden selbst Zeichen dieser verschenken Liebe für die Menschen. Das Mysterium Gottes in Jesus Christus wird unser eigenes Lebensmysterium. 

 

 

3. Das neue GOTTESBILD und Menschenbild (im biblischen Glauben)

 

a) das neue Gottesbild

 

Wenn Gott die Liebe ist, dann bedeutet die Verzerrung des Begriffes der Liebe auch die Verzerrung des Gottesbildes. Diese Verzerrung hat die Zerstörung des Menschenbildes zur Folge, seine Würde wird missachtet. Das ist der wesentliche Punkt auf dem Weg zur hingebenden Liebe (Agape). Durch die Erkenntnis Gottes wird unser falsches Gottesbild gereinigt und folglich auch das Bild von uns selbst. Wir erkennen in uns selbst das Abbild Gottes und damit unsere eigene Würde wieder. 

Papst Benedikt beschreibt dieses neue Gottesbild, beginnend im Alten Testament folgendermaßen. "Es gibt nur einen Gott, der der Schöpfer des Himmels und der der Schöpfer des Himmels und der Erde ist (Dtn 6,4)".

"Er ist   d e r   Gott aller Menschen, der einzig, wahre Gott als Urheber der ganzen Wirklichkeit ... aus der

 Macht seines schöpferischen Wortes ... das Geschaffene ist ihm lieb, weil es von ihm "gemacht" ist.

 

"Dieser Gott liebt den Menschen. Er liebt selbst und ist eine ,wählende Liebe' (wählt das Volk Israel), Eros und Agape zugleich. Gott ist verzeihende Liebe und Barmherzigkeit und er "erfährt sich in der Treue zu dem einen Gott als Geliebten (wie Braut und Bräutigam)". Daraus ergibt sich ein klares Gottesbild:

Gott ist der "Urquell allen Seins, streng metaphysisch (Logos, die Urvernunft)" ==> Eros

"Gott ist ein Liebender mit der ganzen Leidenschaft wirklicher Liebe" ==> Agape

Am Kreuz Jesu Christi reinigt Gott durch die Hingabe seiner selbst (Agape) die begehrende Liebe (Eros) und vereinigt sie dort.

GOTT vereinigt sich mit dem Menschen, "aber diese Vereinigung ist nicht Verschmelzen, Untergehen im namenlosen Ozean des Göttlichen, sondern ist Einheit, die Liebe schafft, in der beide - Gott und der Mensch - sie selbst bleiben und doch eins werden". In dieses Geheimnis wird jeder Christ durch die Sakramente, in erster Linie durch die Hl. Eucharistie, mit hingenommen. Diese Vereinigung vollzieht sich durch das Wort Gottes und die Hl. Eucharistie aus der Kraftquelle des Kreuzes in uns selbst. Leib und Seele werden in uns eins, das göttliche Abbild der Seele mit dem leiblichen Abbild. Der Leib drückt die Wirklichkeit der Seele aus, ist ein "Sakrament" (Theologie des Leibes). Durch Christus wird dieser Ausdruck unseres eigenen Wesens zu einem wahrhaften und aufrichtigen Ausdruck unserer ganzen Person mit Leib und Seele. 

 

b) das neue Menschenbild (von innen zusammenhängend)

 

Gott hat in Adam den ersten Menschen in seiner unendlichen Liebe geschaffen. Gott ist aber in sich selbst "ewiger Liebesaustausch" (Theologie des Leibes), die Hl. Dreifaltigkeit. An diesem Liebesaustausch wollte Gott den Menschen (Adam) teilhaben lassen. Doch "Adam ist am Anfang einsam" und "der Eros ist gleichsam im Menschen selbst verankert". Gottes Liebe ist aber nicht nur Eros sondern auch Agape. Beide sind unterschiedlich, werden aber in Gott eins. Gott wollte Adam an dieser vollkommenen Liebe, dem "ganzheitlichen Akt der Liebe" teilhaben lassen. "Da ließ Gott, der Herr, einen Tiefschlaf auf den Menschen (= Adam) fallen, so dass er einschlief, nahm ihm eine seiner Rippen und verschloss deren Stelle mit Fleisch ... baute die Rippe zu einer Frau aus und führte sie ihm zu   (Gen 2,21-22)." Nun war Adam nicht mehr einsam, er sieht "Gebein von seinem Gebein" (vgl. Gen 2,23) und kann sich mit der Frau, Eva, vereinigen. Sie sollen "ein Fleisch werden" (vgl. Gen 2,24). 

 

Der Eros ist jetzt nicht mehr auf sich selbst bezogen, sondern "er verweist auf die Ehe, auf eine Bindung". Diese Bindung hat "Einzigkeit und Endgültigkeit". Es ist ein ewiger Bund in, mit und durch Gott. In diesen Bund werden Adam und Eva, indem sie "ein Fleisch werden" mit hineingenommen, in das Innenleben der Hl. Dreifaltigkeit. Dies ist die "Erfüllung einer inneren Weisung, d. h. die Art wie Gott liebt wird zum Maßstab menschlicher Liebe. Mensch und Gott vereinigen sich und werden "ein Leib und ein Geist". Dies ist das Bild für die Ehe und die Hl. Eucharistie. Die Eheleute gehen einen ewigen Bund mit Gott ein, in gegenseitiger vollkommener Selbsthingabe, sie werden "ein Fleisch", "ein Mensch" in Christus.

"Da ihn Gott als Mann und Frau geschaffen hat, wird ihre gegenseitige Liebe ein Bild der unverbrüchlichen, absoluten Liebe, mit der Gott den Menschen liebt (KKK Nr. 1604)."

Dieser innere Zusammenhang offenbart sich auch in "der inneren Durchdringung des AT und des NT".

 

c) Jesus Christus - die fleischgewordene Liebe Gottes

 

Die Offenbarung der Liebe Gottes findet ihren Höhepunkt in der Fleischwerdung des Wortes, in Jesus Christus (NT). Das Abbild Gottes in der Seele des Menschen war durch die Erbsünde stark entstellt. Die am Anfang reine, sich verschenkende Liebe wurde verunreinigt durch die Begierde. Der Mensch hat das ewige Leben verloren, er ist "geistig gekreuzigt" worden. Da sich der Mensch von Gottes Liebe abgewendet hat, hätte er von Gott die ewige Strafe verdient, die ganze Härte der Gerechtigkeit Gottes. Aber genau hier zeigt sich in höchstem und vollkommenem Maße die Barmherzigkeit und zuvorkommende Liebe Gottes. In Jesus Christus kommt es zur 

"Wende Gottes gegen sich selbst, in der er sich verschenkt, um den Menschen wieder aufzuheben und zu retten ...

Liebe in ihrer radikalen Form". Gott lässt in Jesus Christus an sich selbst die gerechte Strafe für die Sünden der Menschen freiwillig zu und betet: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun (Lk 23,34)".

Adam und Eva verschlossen ihr Herz gegenüber der Liebe Gottes und hätten die Gerechtigkeit Gottes verdient. Aber nein, Gott ist ein liebender Gott und wartet nur auf Zuwendung. Er richtet nicht über das, was die Menschen getan haben, sondern zerstört das, was ihn dazu verführt hat, Satan. Er urteilt nicht, sondern lässt sich selbst verurteilen. Er hält sein Leben nicht fest bis in den Tod, sondern geht selbst freiwillig in den Tod um uns zu retten. Er lässt sich stellvertretend für alle Menschen das Herz öffnen, damit das Vaterherz, das ewige Vaterhaus wieder für uns geöffnet ist. In diesem "Blick auf die die durchbohrte Seite Jesu" können wir die Liebe, die Sexualität, den Sinn des Leidens, verstehen. 

"Von dort her ist zu definieren, was Liebe ist. Von diesem Blick her findet der Christ den Weg seines Lebens und Liebens." Der Weg der Liebe Gottes ist der Weg der Freiheit. In diesem Blick auf das geöffnete Hl. Herz Jesu finden wir unsere Freiheit. Je tiefer wir in dieses Herz eindringen, umso mehr werden wir in dieser selbstlosen Liebe verbrannt und umgewandelt. Dieses Mysterium auf Golgotha hat uns Christus als Schlüssel in den Himmel geschenkt; in der Hl. Eucharistie. "Der Logos ist wirklich Speise für uns geworden - als Liebe." 

"Die Eucharistie zieht uns in den Hingabeakt Jesu hinein",  statisch und dynamisch.

 

Hier erfüllen sich die Worte Jesu vor seinem Opfer am Kreuz: "Ich aber werde, wenn ich erhöht bin von der Erde, alle an mich ziehen (Joh 12,32)." Die Liebe und Barmherzigkeit aus dem geöffneten Herzen Jesu zieht alle Menschen an sich. Wenn wir auf das Kreuz schauen und uns in dieses Geheimnis vertiefen wird uns Jesus mit seinem Blick an uns ziehen. Aber nicht nur im Blick auf das Kreuz, sondern auch im hingebenden Blick und Gehör auf das Wort Gottes, das ja Jesus ist. Die Kraft der Anziehung des Kreuzes ist im Wort selbst enthalten, der Hl. Geist, die Liebe, die uns immer mehr zu ihm hinzieht und umwandelt.

 

Die Liebe Gottes ist immer eine Gemeinschaft der Liebe, eine Einheit von Personen wie die Hl. Dreifaltigkeit in sich drei Personen vereint, Vater, Sohn und Hl. Geist. Durch die Taufe werden wir in diese Gemeinschaft der Hl. Kirche aufgenommen, in den mystischen Leib Jesu. Die Hl. Eucharistie "ist zugleich eine Vereinigung mit allen anderen, denen er sich schenkt." 

"Die Kommunion zieht mich aus mir heraus zu ihm hin und damit zugleich in die Einheit mit allen Christen."  ==> ein Leib, eine ineinander verschmolzene Existenz

 

Diese "Erfahrung der Einheit überwindet die Einsamkeit des Menschen im Sinne von Alleinsein ohne den ,anderen' (Theologie d. Leibes f.A.)" wie Adam diese Einsamkeit durch die Hilfe Gottes in Eva überwunden hat. Diese Überwindung der Einsamkeit bezieht sich aber nicht nur auf die äußere Einsamkeit, sondern vor allem auf die innere Einsamkeit des Menschen, der Isolation. Hier finden die Worte Jesu tiefsten Ausdruck der inneren Gottverlassenheit die der Mensch nach der Erbsünde erleiden musste: "Eili, Eli, lema sabachthani ("Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?")?" Diese innere Verlassenheit war die Folge des "Nein" zur Liebe Gottes, des "Nein" zum Leben, der Ablehnung. Dieses "Nein" ist die "geistige Verurteilung" des Menschen zum Tode. Durch die Verführung der Schlange setzte sich der Mensch auf den "geistigen Richterstuhl", lieferte sich selbst dem Tod aus wurde "geistig gefangen genommen", ging den "geistigen Kreuzweg" und wird "geistig gekreuzigt". Adam und Eva waren nicht mehr ein Leib und ein Geist in Gott, sondern waren getrennt und auf sich selbst bezogen, die Auferstehung des irdischen Leibes, die Auferstehung des Gerichtes. Die Frucht des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse wurde zum Gericht. Adam und Eva aßen und tranken sich das Gericht.

 

In Jesus Christus wendet Gott den "geistigen Tod" des Menschen gegen sich selbst. Er lässt sich freiwillig versuchen, hält stand, lässt sich zum Tode verurteilen, geht selbst den Kreuzweg und lässt die Sünde im Fleisch sterben. Er haucht ihm durch die Auferstehung das ewige Leben wieder ein, der verklärte Leib. Diesen Weg ging Christus als der "eine Mensch", der neue Adam und Maria, die "eine Frau", die neue Eva stellvertretend für alle Menschen voraus. Es ist eine "universale Erlösung" vereint in Jesus und Maria. Diesen Weg des Sterbens geht jeder Mensch. Das ist der Weg der Agape, der Weg des Fruchtbringens, der Reinigung, Reifung und des Aufstieges.  

Die Hingabe Jesu ist die Vereinigung der Gottes- und Nächstenliebe in einer Person, Jesus Christus. Gott vereint selbst die Menschen wieder mit sich selbst in am Kreuz und in der Hl. Eucharistie. Deshalb wird Agape auch       "zur Bezeichnung für die Eucharistie". Eucharistie ist die Mitte, von dort aus kann man die Lehre der Liebe Jesu verstehen. 

 

Zentrum ist damit auch die Theologie des Leibes, die Menschwerdung Jesu in Maria, weil hier genau diese innere Vereinigung, der Neue Bund beginnt, wahrer Gott und wahrer Mensch, Eucharistie in Fleisch und Blut. So wie wir Jesus in den Gestalten von Brot und Wein geistiger Weise aufnehmen, so nahm Maria Jesus wahrhaftig in geistiger Weise auf und gab dem ewigen Wort ihr Fleisch und Blut. Eucharistie ist damit immer eine Vereinigung, kann also niemals für eigene, egoistische Zwecke in Anspruch genommen werden. Dann trinken und essen wir uns selbst das Gericht. Eucharistie ist das höchste "Liebestun" Gottes. Durch dem regelmäßigen Empfang der Sakramente, insbesondere der Eucharistie, werden wir umgewandelt von uns weg zum anderen hin, von der Eigenliebe und dem Eigenwillen zur Nächstenliebe, Hingabe und Erfüllung des göttlichen Willens. 

"Eucharistie, die nicht praktisches Liebeshandeln wird, ist in sich fragmentiert"

Die Liebe Gottes zu uns in der Hl. Eucharistie ist damit das Vorbild und die Quelle der Liebe, die wir zu unseren Mitmenschen haben sollen. "Liebt einander, wie ich euch geliebt habe". Den Zusammenhang von Gottes- und Nächstenliebe erläutert Papst Benedikt genauer.

 

d) Gottes- und Nächstenliebe

 

Viele Menschen zweifeln an der Liebe Gottes und haben Einwände dagegen. Der Hl. Vater nennt zwei Haupteinwände gegen die Gottesliebe: 

1. "Keiner hat Gott gesehen"

2. "Liebe kann man nicht befehlen, sie ist doch ein Gefühl und kann nicht vom Willen geschaffen werden"

 

Anzumerken ist hierbei, dass Liebe nicht vom Gefühl abhängig ist, sondern eine Sache des Willens ist, d. h. ob ich Liebe üben will oder nicht. Damit ist es auch eine Sache der persönlichen Freiheit der Entscheidung zur Liebe. Ich kann mich für oder gegen die Liebe entscheiden, die Gebote Gottes halten oder sündigen.

Der Hl. Johannes (Apostel) trifft diese "unlösliche Verschränkung von Gottes- und Nächstenliebe" auf den Punkt. Man könnte auch sagen, ein Mensch kann alleine nicht heilig werden. In unseren persönlichen Beziehungen zu den Menschen (Familie, Freunde, Verwandte usw.) zeigt sich auch unsere Beziehung zu Gott. Umgekehrt bedeutet dies aber auch, dass sich bei einer Veränderung der Beziehung zu Gott (ob positiv oder negativ) auch die Beziehung und damit die Liebe zu unseren Mitmenschen ändert. Je mehr ich mich der Liebe Gottes hingebe, desto mehr bin ich in der Lage mich meinem Nächsten hinzugeben und umgekehrt.

"Nächstenliebe führt zur Begegnung mit der Liebe Gottes, Abwendung vom Nächsten macht blind für Gott"

Es ist eine wechselseitige Beziehung zwischen Gott und den Menschen und als Spiegel dieser Beziehung zwischen den Menschen untereinander. Die Begegnung mit den Mitmenschen ist in dem Sinn ein Spiegel der eucharistischen Begegnung und Vereinigung, eine Berührung von Seele und Leib des Menschen in seiner ganzen Person. 

 

"Gott hat sich sichtbar gemacht: In Jesus können wir den Vater anschauen" (vgl. Joh 14,9). Dadurch können wir auch die Liebe anschauen, sie ist nicht mehr irgendwo da oben im Himmel, sondern sie war hier auf der Erde und steigt in jeder Hl. Messe hier auf die Erde herab. Diese Liebe ist unverdient, weil der Mensch freiwillig gesündigt hat und das Gericht Gottes verdient hätte. Diese Liebe ist damit nicht nur ein Gebot, sondern eine Einladung Gottes an uns Menschen uns dieser Liebe hinzugeben, so wie sich Jesus der Liebe seines Vaters als Liebe und aufgrund dieser Liebe hingegeben hat. "Gott hat uns zuerst geliebt, sich uns geschenkt ... er schreibt uns nicht ein Gefühl vor, das wir nicht herbeirufen rufen können ... Aus diesem ,Zuerst' Gottes kann als Antwort auch in uns die Liebe aufkeimen"

Deshalb kann Gott diese Liebe auch gebieten, weil immer er sie zuerst schenkt. Diese Liebe ist keine Einengung oder Zwang, wie viele Menschen meinen. Es ist ein Weg in die Freiheit! Die Zehn Gebote führen zu dem einen Gebot der Liebe und sind keine Verbote, sondern Wegweiser zur Freiheit der Liebe. Wir dürfen also nicht auf das schauen, was wir "nicht" tun dürfen und verlieren, sondern was wir dadurch gewinnen. Das ist die Grundlehre des christlichen Lebens: 

"Wer sein Leben liebt, verliert es, und wer sein Leben in dieser Welt hasst, wird es zu ewigem Leben bewahren  (Joh 12,25)."

Dies kann man auch so schreiben: "Wer seinen Willen liebt, verliert, wer seinen Willen hasst, gewinnt den Willen Gottes."

 

Diese Haltung ist die Haltung, den Nächsten immer zuerst zur Rede kommen zu lassen und selbst die hörende

Rolle einzunehmen. Dies heißt auch die schenkende Rolle ist eine passive Rolle, in sich aber doch aktiv, aktives Zuhören. Dies bedeutet Aktivität durch Passivität oder beschenken durch sich selbst verschenken, ohne etwas zurückzufordern. Wenn wir zuerst fordern, dann steckt dahinter eine Selbstgefälligkeit und Eigennutz, Stolz. Die wahre christliche Liebe lässt sich beschenken und gibt sich selbst als Antwort zum Geschenk; sie fordert nichts ein und zurück von Gott in dem Bewusstsein, dass Gott mir bereits alles geschenkt hat und ich es nur noch anzunehmen brauche. Deshalb betont Jesus in der Bergpredigt, wir sollen nicht etwas leihen und wieder zurückerwarten, das Schenken muss bedingungslos sein, endgültig. Alle Gleichnisse kann man von dem Begriff der geschenkten Liebe und des Sich-Verschenkens verstehen im Blick der Hl. Eucharistie.

 

Die Frage die sich hier stellt ist: "Warum fordern wir ein?"

Wenn wir glauben, wir könnten zu kurz kommen, d. h. wiederum misstrauen wir dem Geschenk und der Liebe des Vaters, wir möchten uns in dieser Welt absichern (siehe z. B. Versicherungsbranche). Dies will Gott aber nicht, wir sollen "ohne Angst leben" (Hl. Franziskus). Wir können aber nur ohne Angst leben, wenn wir bereit sind, diese Angst abzugeben (die Finsternis) und uns dem Licht zuzuwenden. Einen dunklen Raum kann ich nur durch Licht erleuchten, niemals umgekehrt. Die Finsternis kann das Licht nicht heller machen als es schon immer war. Wir müssen uns also der Wahrheit der Liebe Gottes freiwillig hingeben und darauf vertrauen, dass Gott alles im Griff hat und nicht wir selbst. Dazu braucht es die Reinigung von unseren Sünden und v. a. Geduld. Nur die Gnade Gottes kann uns dieses Vertrauen in die Liebe des Vaters wieder zurückschenken, so dass wir bereit werden uns ohne Bedingungen dem Willen Gottes hinzugeben.

 

Die Liebe ist also Willenssache, ob ich es will oder nicht. So lange ich noch Gefallen an der Sünde habe, liebe ich Gott noch nicht. "Liebe ist nicht nur Gefühl."

Wir müssen daher zu einer "Reife der Liebe" gelangen, die "alle Kräfte des Menschseins" miteinbezieht und "den Menschen in seiner Ganzheit integriert". So werden "Wille, Verstand und Gefühl zum ganzheitlichen Akt der Liebe geeinigt". "Was man nicht kennt, das liebt man nicht", heißt es in einem Sprichwort. Um Gott mehr lieben zu lernen muss ich mich auf dem Weg der aufrichtigen Selbsthingabe um Erkenntnis bemühen (geistl. Lesungen, Hl. Schrift, Katechismus, Gebet usw.). "Die Erkenntnis des lebendigen Gottes ist" also "Weg zur Liebe". Wir sollen so zu einer

"Willensgemeinschaft in der Gemeinschaft des Denkens und Fühlens" gelangen, dass der "Wille Gottes ... nicht mehr ein ,Fremdwille'" ist, nicht mehr äußerlich, sondern sein Wille wird mein eigener Wille. So können wir dann wahrhaft beten, "Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden".

 

Anmerkung: 

Dieser Prozess der Liebesvereinigung vollzieht sich v. a. durch das eigene Leiden. Die Leiden bringen unseren Eigenwillen zum Sterben und richten unseren Blick auf den Gekreuzigten. Dort vollzieht sich die innere Verwandlung und Läuterung, so dass ich meine Leiden im Leiden Jesu und seine Leiden in meinen wiederfinde. Ich erkenne in seinen Leiden die erlösende Liebe für alle Menschen und damit erkenne ich in meinen Leiden die erlösende Kraft für den Nächsten. So wird mein Leiden zur Berufung der Liebe. So entsteht diese "Willensgemeinschaft", mein eigener Lebensweg wird eins mit dem Tod und der Auferstehung Christi und so werden auch in mir Seele (Gott) und Leib (Mensch) eins. 

 

Der Schlüssel der Erkenntnis ist das Kreuz, weil dort Eros und Agape eins werden, die menschliche Liebe gereinigt wird von der Eigenliebe und vereinigt mit der Liebe Gottes! Erkenntnis heißt Vereinigung und somit ist der Weg der Erkenntnis der Weg der Vereinigung des eigenen Willens des Verstandes und der Gefühle mit dem Willen, Denken und der  Liebe Gottes!

Diese Reifung der Liebe ist der Weg der Reinigung der Liebe (des Eros), die "Schule der Reinheit".

 

Der zentrale Punkt ist, dass wir auf diesem Weg, diesem Kurs der Liebe, bleiben. Wir müssen lernen beharrlich diesen Weg zu gehen. Dann sind wir jene Menschen mit "dem guten Erdreich ... die das Wort mit einem edlen und guten Herzen hören und bewahren und Frucht bringen in Beharrlichkeit (vgl. Lk 8,15)."

 

"Sein Wort bewahren" heißt damit "in seinem Wort bleiben". Das Wort wurde aber Fleisch und Blut und hat sich für uns hingegeben. In der Eucharistie nehmen wir Jesus selbst in uns auf. Im Wort bleiben heißt also auch in seiner Liebe bleiben, in der Kreuzesliebe und damit der eucharistischen Liebe. Das Kreuz ist die Quelle, der Weg und das Ziel aller Liebe, dort erkennen wir die Liebe Gottes und unseren eigenen Lebensweg, den Sinn unserer Leiden, unsere Berufung und Würde.

 

Somit gehen zwei Vereinigungen aus einer Vereinigung hervor und führen wieder dorthin zurück. Der Wille (Denken) wird gereinigt durch das Wort. Das "ein Fleisch werden" von Mann und Frau wird gereinigt und geheiligt durch das Ehesakrament und genährt von der Hl. Eucharistie. Das eine betrifft den Geist, das andere den Leib. Die Verbindung zwischen dem Willen, Verstand und dem Leib ist die Seele. Die Seele des christlichen Lebens ist die Hl. Eucharistie, das Herz. Was das Herz auf leiblicher Ebene ist, ist die Seele auf geistiger Ebene. Deswegen heißt es auch "eucharistisches Herz Jesu". Die Eucharistie ist die Vereinigung von Gott mit den Menschen und zugleich die Einheit Gottes selbst, die Liebe, der Logos selbst. Diese Vereinigung ist eine Herzensvereinigung, die Vereinigung der Hl. Herzen Jesu und Mariä. 

Mit dem Schlüssel der Erkenntnis kann man alles verstehen, dem Kreuz. Ohne Blick auf das Kreuz kann man die Liebe und den Sinn der Leiden nicht in seinem endgültigen Sinn auf Gott hin verstehen.

Das Mysterium Gottes wird durch das fleischgewordene Wort zu unserem eigenen Mysterium des Lebens. Wir werden selbst ganz mit hineingenommen in den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Hier beginnt das wahre Leben, die wahre Liebe, das wahre Menschsein in seiner göttlichen Würde, im Raum der Hl. katholischen Kirche. Im Unbefleckten Herzen Mariens, im neuen Paradies, werden wir herangebildet und umgeformt in die Frucht des Leibes Mariens, in Jesus. 

 

FAZIT: 

 

Aus der "inneren Begegnung mit Gott heraus ... lerne ich den anderen nicht mehr bloß mit meinen Augen

und Gefühlen anzusehen, sondern aus der Perspektive Jesu Christi heraus", dem Blick Jesu. 

Dies sind die beiden verschiedenen Blicke wie Gott und Mensch. Der äußere, unreine Blick und der innere reine Blick. Die Verwandlung des Herzens durch die innere Begegnung mit Gott bewirkt, dass ich mit anderen Augen sehe, dass die Blindheit gegenüber meinem Nächsten geheilt wird. Ich erkenne ihn jetzt als Nächsten und sehe seine Not von Gott her, durch die Augen Jesu. Dieser Blick ist der barmherzige Blick, ein Blick der Liebe, nämlich in jedem Menschen Jesus Christus zu sehen und in ihm Gott.  "Das meint Jesu mit dem Wort: "Die Leuchte deines Leibes ist dein Auge (Lk 11,34)."

 

"Ich sehe durch das Äußere hindurch sein inneres Warten auf einen Gestus der Liebe"

 

"Wenn die Berührung mit Gott in meinem Leben ganz fehlt, dann kann ich im anderen immer nur den anderen sehen und kann das göttliche Bild in ihm nicht erkennen. Nur der Dienst am Nächsten öffnet mir die Augen dafür, was Gott für mich tut und wie er mich liebt." (Deus caritas est)

 

 

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