TEIL II
LEIDEN UND ERLÖSENDE LIEBE
Wir kommen zunächst zurück zum ersten Absatz. Was bedeutet Begierde? Begierde bedeutet nichts anderes als Leidenschaften des Herzens. Das Ablehnen des Geschenks der Liebe Gottes bewirkte, dass die Leidenschaften des Herzens des Menschen (Adam und Eva) verunreinigt wurden. Man kann auch sagen, sie gerieten in die falsche Ordnung. Der Plan Gottes im Menschen wurde verunstaltet, entstellt durch den "Anti-Plan" des Teufels, des Bösen. Leiden ist deshalb ein Übel, dass ihre erste Ursache im Bösen hat. Die Unordnung der Leiden-schaften besteht darin, dass der Mensch erstens nicht mehr empfänglich war für Gottes Liebe und zweitens, dass er sich nicht mehr selbst hingeben wollte, sondern das Leben ergreifen und festhalten wollte (s.o.). Wenn nun Christus zu uns sagt, dass ihn der Vater liebt, weil er sein Leben hingibt und darin sein Auftrag besteht, was heißt das dann umgekehrt im Bezug auf den "Anti-Plan"? Der Feind sagte Adam und Eva genau das Gegenteil, d. h. dass der Vater sie nicht liebt. Die logische Konsequenz ist, dass der Mensch sich deshalb dann nicht mehr an Gott hingibt und seine Liebe deshalb nicht mehr eins ist mit Gottes Liebe, die sich immer nur selbstlos verschenken kann. Und jetzt kommen wir zu einem der "Schlüsselpunkte der ganzen christlichen Anthropologie. Der Mensch kann ,sich selbst nur durch die aufrichtige Hingabe seiner selbst vollkommen finden'" (SD). Eben genau deshalb, weil die Liebe Gottes in der selbstlosen Hingabe besteht. Das ist das Geheimnis der Hl. Dreifaltigkeit. Gott Vater und Gott Sohn verschenken sich selbstlos in einer Person der Liebe, dem Hl. Geist. Nur, wenn der Mensch sich genau so verschenkt, dann findet er sich selbst. "Wie mich der Vater liebte, so liebt ich auch euch. Bleibt in meiner Liebe (Joh 15,9)! Diesen Weg führt ihn Leiden in Christus. Gehen wir noch einmal zurück zur Erbsünde, dem "Bezweifeln des Geschenks". Wenn die Sünde im Ablehnen der Liebe Gottes besteht, man könnte auch sagen in der Eigenliebe, der Selbstliebe, und der Mensch dadurch das ewige Leben verloren hatte, worin besteht dann der Plan der Rettung und des Heils?
Natürlich genau im Gegenteil und das ist nichts anderes als der Glaube! Glaube heißt sich dem Geschenk der Liebe Gottes wieder zu öffnen, für den Hl. Geist empfänglich zu werden. Die Leidenschaften des Herzens der Menschen wurden also als erstes verunreinigt durch die bösen Gedanken ("Anti-Wort" - siehe Mk 7,20). Bevor ein Wort ein Wort ist, ist es ein Gedanke, Geist. Gott ist Geist (Joh 4,24). Das Leben in dem Wort ist der Geist und der Gedanke ist nichts anderes als der Geist. Dieser Geist kann aber rein (Hl. Geist) und durch das "non serviam" eines Großteils der Hl. Engel auch unrein sein. Man kann auch sagen, entweder empfangen wir Gottes Liebe oder wir lehnen sie ab (Ja oder Nein). Die Unordnung der Leidenschaften im Herzen des Menschen (die Begierden) bedeuten somit den Missbrauch des freien Willens zur Ablehnung Gottes und das ist die Sünde! Die Leidenschaft des Menschen (die Sehnsucht nach Gott) war durch die Erbsünde nicht mehr selbstlos sondern eigenliebend und eigenwillig, weil sie sich Gott gegenüber verschloss und dem Bösen ("Anti-Plan") im Ungehorsam zuwendete.
Der Plan Gottes bestand also unmittelbar nach der Erbsünde darin, diese ursprüngliche Leidenschaft, die Ordnung der Liebe, wiederherzustellen. "Die Sendung Christi besteht darin, die Ordnung der Liebe in einer Welt, die durch die Sünde stark entstellt ist, wiederherzustellen (TLA)." Diese Ordnung der Liebe heißt REINHEIT, UNSCHULD.
Christus ist also gekommen, um die Reinheit der Herzen der Menschen von innen her wiederherzustellen. Diese Wiederherstellung der Reinheit der Leidenschaften ist aber keine "Gnade von außen, sondern" kann "nur von innen her verwandelt und verändert werden (SD)." Die Reinigung der Leidenschaften, der Herzen der Menschen ist demnach ein "innerer Prozess". Dieser innere Vorgang ist die "Reinigung der Liebe", die "Herzensbildung" (DCE). Die unreine Liebe lehnt Gottes Liebe ab und sucht nur sich selbst. Sie gibt Gott die Schuld für die Leiden, will sich aber selbst nicht hingeben. "Ihr durchforscht die Schriften, weil ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es die Zeugnis geben über mich; doch ihr wollt nicht kommen zu mir, dass ihr Leben hättet (Joh 5,38-40)."
Das bedeutet, dass die Schriftgelehrten zwar die Schriften lesen mit dem Kopf, aber sie wollen ihr Herz nicht hingeben, d. h. sie wollen sich nicht selbst geben, ihre eigene Person. Genau darin besteht ja dieser "Schlüsselpunkt", in der "aufrichtigen Selbsthingabe" des Menschen. Diese Selbsthingabe ist die Barmherzigkeit. Das wollte uns Christus sagen, wenn er uns lehrt, "Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer" (Mt 12,7).
Das Leiden kam durch die Ablehnung der Liebe in die Welt. Damit kam auch die "Verunreinigung der Liebe". Diese unreine Liebe ist die Begierde des Herzens. Der Erlösungsplan besteht ja darin uns von der Sünde zu erlösen. Die Sünde besteht im "Bezweifeln des Geschenks", also besteht die Erlösung im Glauben! "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, hat ewiges Leben (Joh 6,47)." Das verkündet uns Jesus als das "Werk Gottes", der Glaube (vgl. Joh 6,29). An anderer Stelle betont er noch einmal, warum er gekommen ist: "Denn ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat (Joh 6,38)." Worin besteht nun dieser Wille Gottes? "Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, dass ich es wieder empfange (Joh 10,17)."
Die Erlösung besteht darin, dass Gott sich selbstlos hingibt und diese selbstlose Liebe neu in unsere Herzen eingießt. Und nun sind wir bei der Frage angelangt. Wie hat uns Christus erlöst? Durch das Leiden, d. h. "la passione" (Passion) - Leidenschaft! Christus hat uns durch seine reine Leidenschaft (= selbstlose Hingabe u. Barmherzigkeit) von der unreinen Leidenschaft ( Begierde) erlöst. Der Plan Gottes war von Anbeginn ein Plan der Barmherzigkeit und das hat sich durch die Erbsünde nicht geändert. Gott ging nur einen anderen Weg um seine Barmherzigkeit zu offenbaren. Das erkennen wir im Buch Genesis nach dem Brudermord des Kain an Abel ganz deutlich. Durch die Ablehnung der Barmherzigkeit Gottes (= Erbsünde) kam auch der Tod und der Mord in die Welt. Nach dem Kain den Abel erschlagen hatte, glaubt er, dass Gott ihn für immer verwirft und dass er von jedem, der ihn auf Erden findet, erschlagen wird (vgl. Gen 4,13-14). Hier zeigt sich schon der Plan der Barmherzigkeit Gottes. Gott antwortet auf diese Gedanken Kains aufgrund des Mordes an seinem Bruder Abel:
"NEIN! Jeder, der Kain erschlägt, an dem wird es siebenfach gerächt. Der Herr machte dem Kain ein Zeichen, damit ihn niemand erschlage, wer immer in finde (Gen 4,15)." Gott versiegelte den Kain hier mit einem Zeichen ( des Kreuzes). Der Erlösungsplan stand hier schon lange fest.
Gott antwortet auf den Mord, die Ablehnung des Lebens nicht mit einer weiteren Ablehnung und der Gerechtigkeit, sondern mit der Barmherzigkeit! Er antwortet also in diesem Moment schon mit der "aufrichtigen Selbsthingabe". Er wusste hier schon, dass sein Sohn sich am Kreuz hingeben wird für die Rettung aller Menschen.
"Im Kreuz Christi hat sich nicht nur die Erlösung durch das Leiden erfüllt, sondern das menschliche Leiden selbst ist dabei zugleich erlöst worden (SD)." D. h. auch die Leidenschaften des Herzens sind dadurch schon erlöst. Die Sünde besteht in erster Linie darin diese Erlösung nicht anzunehmen, sich dieser Liebe zu verschließen.
Es ist richtig, dass die Menschen nach Adam und Eva keine Schuld hatten an der ersten Sünde und das viele Menschen unschuldig leiden. Unser Blick soll dennoch nicht bei diesem unseren unschuldigen Leiden stehenbleiben, sondern er muss sich auf das Kreuz, auf SEIN Erlöserleiden wenden. "Christus leidet freiwillig, und er leidet unschuldig (SD)." In dem Sinn wird die Unschuld und die Reinheit durch die Unschuld Jesu wiederhergestellt, das unschuldige Leiden. Der reine Mensch liebt rein und kann sich freiwillig im Leiden hingeben. Das Leiden führt uns zu dieser Liebe. Der Mensch hat die Liebe Gottes abgelehnt, er hat Gott abgelehnt und damit auch Christus. Was aber tut Gott? Er sagt nicht, warum muss ich unschuldig leiden, sondern er gibt sein Leben freiwillig hin um uns vom Bösen im Leiden zu erlösen. Das bedeutet, dass er uns von unserer Eigenliebe, der Begierde und unserer Ichbezogenheit im Leiden durch das Leiden erlösen will. Das ist eben nicht möglich durch eine "Gnade von außen", sondern durch eine sozusagen "innere Gewalt", einen "inneren Prozess". Die Frage nach dem "Warum" im Leiden ist immer die erste Frage. "Christus lässt uns jedoch in das Geheimnis eindringen und das ,Warum' des Leidens entdecken in dem Maße, wie wir fähig sind, die Tiefe der göttlichen Liebe zu erfassen (SD)."
Das "muss" des Leidens ist also durch das unschuldige Leiden Christi zum "darf" geworden. Das Übel, "die ganze Bosheit der Abkehr von Gott", die den Menschen in seinem Leiden gequält hat (d. h. von Adam und Eva bis zur Erlösung Christi) ist jetzt nicht mehr ein Übel, sondern ist zum "Weg der Liebe" und zum "Weg der Kirche" (SD) geworden. Die Frage, "warum müssen wir wegen der Sünde von Adam und Eva leiden, weil wir ja unschuldig sind", heißt v. a., warum lässt Gott das zu, dass alle Menschen leiden müssen. Das liegt daran, dass Gott am Anfang den Menschen nicht als voneinander getrennte Personen geschaffen hat, sondern als eine Einheit von Personen. Adam und Eva waren zur Einheit der Liebe mit Gott und untereinander berufen. Gott wollte damit eine große Menschheitsfamilie gründen, die ein Leib und ein Geist ist.
Das bedeutet, dass die Kirche von Anbeginn der Schöpfung im Heilsplan Gottes war. Wenn der Mensch als Mann und Frau in ihrer Einheit ein Leib und ein Geist sein sollte, dann wirkt sich auch das Negative, d. h. die Ablehnung Gottes nicht nur auf einen Menschen aus, sondern auf alle Menschen, weil sie alle einen Vater haben. In dem Sinne hatten die Menschen nach der Erbsünde nicht Gott zum Vater gewählt, sondern den "Vater der Lüge" (vgl. Joh 8,44). Der Vater der Lüge zeugte durch das "Anti-Wort" im unreinen Geist in der "Mutter aller Lebenden" den geistigen Tod. (Später zeugt der Vater der Wahrheit durch sein WORT im Heiligen Geist in Maria und in den Menschen das ewige Leben neu). Jetzt kann man fragen, warum hat dann Gott nicht viel früher eingegriffen und das Leiden einfach wieder aufgehoben? Genau darin liegt das große Geheimnis, dass "immer ein Geheimnis bleiben wird" (SD). Nachdem der Mensch freiwillig die Liebe Gottes abgelehnt hatte, kam das Leiden und der Tod in die Welt. Hätte Gott nun einfach über die Menschen hinweg, d. h. ohne ihren freien Willen zu respektieren die Sünde "zerstört", so wäre die Liebe nicht mehr die Liebe gewesen, weil sie nicht frei gewesen wäre. Das kann aber nicht funktionieren, weil Gott die selbstlose Liebe ist.
Und genau darin liegt der Erlösungsplan Gottes. Das "Übel", das Leiden kam durch das "Unkraut im Acker" (vgl. Mt 13,24-30) in die Welt. Dieses Unkraut ist die "Anti-Saat", die unreine Liebe (gelogene Liebe) im Herzen der Menschen, beginnend bei den Gedanken, dann in Worten und schließlich in Taten. Jesus sagte uns hier, dass man das Unkraut bis zur Ernte wachsen lassen soll. D. h. nicht, dass man die Sünde gutheißt, sondern, dass Gott auch das Leiden der Menschen zulässt, damit es "ständig offen bleibt für jede Liebe, die in menschlichem Leiden ihren Ausdruck findet" (SD). Der Mensch soll erst im Innern an der Kraft der Gottesliebe zunehmen (durch das Leiden), damit er das Ausreißen der tief in ihm verwurzelten Sünde ertragen kann. Würde der Mensch in einem Augenblick all seine Sünde erkennen in Gottes Allmacht und Größe so würde sofort daran sterben. Je tiefer Gott in uns zu arbeiten beginnt um so schmerzhafter wird die "geistige Operation", die "geistige Transplantation des Herzens". Gott geht darum einen "Weg" der zum "Leben" führt um den Menschen langsam an seine Liebe heranzuführen. Er bereitet ihn vor und geht sozusagen "schichtweise" vor, zuerst die groben Steine, dann das weitere Umpflügen des Ackers mit dem Kreuz (Leiden) und dann kommt die Feinarbeit. So kann die neue "Saat des Lebens" eingesät werden und Wurzeln schlagen. Sie kann wachsen, blühen und Frucht bringen, weil der Boden jetzt nicht mehr verflucht ist (unrein durch die Sünde) sondern gesegnet (rein und edel). Gott hat es gefallen das Leiden einzusetzen, um damit den Menschen zur Reinheit der Liebe zu erziehen. Es soll dazu dienen, "im Menschen die Liebe zu wecken, eben jene uneigennützige Hingabe des eigenen ,Ich' zugunsten der anderen, der leidenden Menschen (SD)."
Das Kreuz (Leiden) als "Gottes Weisheit und Gottes Kraft"
Gottes Weisheit ist nicht wie die Weisheit der Menschen. Die Weisheit des Kreuzes liegt in der Torheit, also in der "aufrichtigen Selbsthingabe" der eigenen Person. "Er gibt sich selbst, sei eigenes ,Ich', indem er dieses ,Ich' dem anderen öffnet (SD)." Das Leiden ist das, was den Menschen tief im Herzen berührt und ihn die Frage nach dem Sinn des Lebens stellen lässt. Genau deshalb liegt genau dort der Erlösungsplan der Liebe, im Leiden. Gott besiegt das Böse nicht dadurch, dass er es sich majestätisch unterwirft und die Sünde von oben herab zerschmettert (wie es Satan tun würde), sondern er besiegt das Böse dadurch, dass er sich selbst gibt und erniedrigt, "mit jener Liebe, die das Gute schafft, indem sie es sogar aus dem Bösen wirkt, und zwar durch das Leiden (SD)." So siegt dei Demut, der Dien-mut über das Beherrschen und den Stolz der Schlange. Gott ist barmherzig und erkennt die große Not des Menschen im Leiden. Er erkennt, dass er zum Opfer der Versuchung des Bösen geworden ist in seinem freien Willen und Hilfe braucht um wieder zu ihm zurückzufinden. Deshalb beginnt Gott sofort nach der Erbsünde die Menschen zu erziehen und zwar durch das Leiden! Leiden bedeutet die "Erziehung zur reinen Liebe", zur Kreuzesliebe. Leiden ist damit auch der Weg Gottes geworden um uns zum Gehorsam zu erziehen. Diesen Weg geht Christus uns voraus, weil er der "Weg, die Wahrheit und das Leben ist" (Joh 14,6)." "Er besiegt die Sünde durch seinen Gehorsam bis zum Tode, und er besiegt den Tod durch seine Auferstehung (SD)." Wenn das Leiden durch den Ungehorsam gegenüber der Liebe Gottes in die Welt kam, so nutzt Gott in seiner Weisheit jetzt das Leiden um den Menschen wieder zum Gehorsam zu seiner Liebe zurückzuführen. Leiden ist also in Christus zum Plan der Liebe geworden, nicht zu einer weiteren Bestrafung! Dies ist in Gottes Weisheit durch das hochheilige Kreuz so gefügt und frei geschenkt, dass wir nur durch diesen Weg zur Reinheit der Liebe gelangen können. Gott nutzt durch das Kreuzgeheimnis das Böse zum Guten und zerstört es nicht einfach, ohne den Menschen mit einzubeziehen. Er wollte den Liebesplan durch das Leiden mit dem Menschen vollziehen und nicht ohne ihn. Dieses Prinzip liegt auch in den Gesetzen der Natur. Gott nutzt die einzelnen Abbaustoffe und führt sie in der Natur wieder so zusammen, dass Neues daraus wird im Laufe der Jahreszeiten. In der naürlichen Kreislauf der Schöpfung gibt es keinen Müll. Gottes Erlösungsplan mit dem Leiden ist analog ebenso ein Kreislauf, keine Abwehr des Bösen durch Zerstörung (gleich nach Adam und Eva), sondern durch Selbsthingabe, durch die Barmherzigkeit. Gott zwingt uns das Leiden nicht auf und es war auch nicht sein Wille, dass wir leiden, sondern der Mensch selbst hat das Leiden gewählt, aus freiem Willen. Das Heimtückische ist daran nur, dass er das nicht als solches erkannte, sondern vom Bösen verblendet wurde (Wolf im Schafspelz). So ist es auch heute noch. Trotzdem kommt uns Gott entgegen uns gibt sich selbst als ein Geist in einem Leib vollkommen dem Leiden hin um uns vom "boshaften Charakter" (SD) im Leiden zu erlösen. So wie die Ablehnung der Liebe Gottes zur Verunreinigung der Liebe und damit zum Leiden führte, so nutzte Gott das Leiden um die Liebe in uns wieder zu reinigen und uns für die Liebe Gottes wieder empfänglich zu machen. "Er macht gewissermaßen dieses Übel im geistigen Raum der Beziehungen zwischen Gott und der Menschheit zunichte und füllt diesen Raum mit dem Guten (SD)."
Man könnte auch sagen, dass wir durch diesen inneren Umwandlungsprozess, der durch das Leiden bewirkt wird, wenn wir uns mit der "inneren Bereitschaft des Herzens" (SD) darauf einlassen, unser Herz von der Begierde gereinigt und mit reiner Liebe gefüllt wird.
"Das Leiden ist stets eine Prüfung" schreibt Papst Johannes Paul II. (SD). Diese Prüfung ist eine Prüfung der Liebe die durch das Leiden vollzogen wird. Das Leiden ist die Prüfung, die Gott mit den Menschen in Liebe geht, zur Sühne für die Prüfung, die er am Anfang nicht bestanden hat (er aß vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse).
Die Frage nach dem "muss" im Leiden ist in Christus vielmehr ein "darf" geworden. Im Alten Testament lesen wir oft vom Bild des strafenden Gottes. Leiden wurden hier als Strafe verstanden. Aus diesem Glauben an einen strafenden Gott ergibt sich auch die o. g. Frage nach dem "muss". Unser Bild soll sich in Christus, unserem Erlöser, wandeln zu einer Frage nach der Liebe Gottes. Dann verstehen wir auch, warum Gott das Leiden von der Erbsünde an bis zu Christus in dem Maß zugelassen hat. Betont sei, bis zur Erlösung, weil wir seit der Erlösung von allen Leiden bereits erlöst sind. Wir brauchen diese Erlösung nur noch zu empfangen. Genau diesem Punkt dient das Leiden.
Leiden ist für den Menschen eine Erfahrung seiner eigenen Ohnmacht, seiner eigenen Schwäche. Christus geht genau diesen Weg der vollkommenen Ohnmacht bis zum Tod am Kreuz. "Wenn sich aber in dieser Schwachheit zugleich seine Erhöhung vollzieht, die durch die Kraft der Auferstehung bestätigt wird, bedeutet das, dass die Schwachheit aller menschlichen Leiden von derselben Macht Gottes, die sich im Kreuz Christi offenbart hat, durchdrungen werden kann (SD)."
Das Leiden ist nur so lange ein "muss", wenn ich mich gegen das Leiden stelle. In dem Moment, wo ich auf die "erlösende Liebe" (SD) im Leiden schaue, auf die Barmherzigkeit Gottes darin, wird das "muss" (Nein) zu einem "darf" (Ja). Ich beschwere mich dann nicht mehr, weil ich von Gott bestraft werde, sondern will mich selbst dem Leiden ganz hingeben für die Rettung der vielen anderen Seelen. Das nennt man dann "stellvertretendes Leiden" oder "Sühne". In dieser Sicht heißt leiden besonders empfänglich und offen werden für das Wirken der heilbringenden Kräfte Gottes, die der Menschheit in Christus dargeboten werden (SD)."
So war der Weg von der Erbsünde Adam und Evas, der ganzen Menschheitsgeschichte bis zur Erlösung Christi nichts anderes als eine Vorbereitung und Hinführung zur Öffnung des Herzens gegenüber dem Geheimnis der Liebe Gottes, dass sich im Leiden, Tod und Auferstehung Christi vollendet (der Neue Bund - Eucharistie). Gott hat unmittelbar nach der Erbsünde den Menschen zwar aus dem Paradies vertrieben, weil Gott und die Sünde niemals vereinbar sind, aber gleichzeitig wurde er sozusagen in eine "Schule der Reinheit" aufgenommen, die sich durch das Leiden vollzieht. So gab er ihm die Zehn Gebote als Wegweiser dieser "Erziehung zur Reinheit". So sollten die Leidenschaften erst geordnet werden. Gott offenbarte sich dann Noe, Abraham und Mose und schloss mit ihnen einen Bund. Er offenbarte sich immer wieder als der Bräutigam, der seine Braut (Menschheit) liebt und sich mit ihr vereinen will. Die Menschen verstanden nur noch nicht, was das Leiden bedeutet und deshalb glaubte man, dass es Strafe Gottes sei. Gott ist aber kein strafender Gott, sondern ein Gott der Liebe, der Barmherzigkeit. Auch die Gerechtigkeit ist Liebe Gottes. Gott hat nach der Erbsünde den Menschen Schritt für Schritt zur Frage nach dem Sinn des Lebens hingeführt, die letztendlich immer im Leiden gestellt wird. Diese Frage ist automatisch eine Frage nach der Liebe, der Suche nach Gott. "Warum muss ich so viel leiden, warum lässt Gott das zu?" Das Leiden war für den Menschen sinnlos, ein Übel, eine Beschwerde, etwas Unangenehmes, vor dem man sogar Angst bekommt. Deshalb war es ein "muss", ein Zwang. Bekommt aber das Leiden einen Sinn, dann ist es kein "muss" (Zwang) mehr, sondern eine Freude."
"Nun freue ich mich der Leiden für euch und will das, was an Christi Drangsalen noch aussteht, ergänzen an meinem Fleisch zum Besten seines Leibes, das ist die Kirche (Kol 1,24)."
Das Leiden ist in Christus kein Zwang mehr, sondern eine Gnade, weil es der Liebe dient. Gott triumphiert durch seine radikale Hingabe im Leiden über das Böse, die selbstlose Liebe siegt über die Gerechtigkeit. Wir "müssen" nicht mehr leiden, sondern in Christus ist das Leiden "mit der Liebe verbunden worden" (SD). Das "muss", der Zwang des Gesetzes, die Sünde und der Tod ist in Christus tot! "Denn das ist Gnade, wenn einer in Gewissenstreue vor Gott Widerwärtigkeiten erträgt und ungerecht leidet (1. Petr 2,19)."
LEIDEN - PRÜFUNG UND SELBSTFINDUNG
Gott verhinderte in dem Sinn nicht, dass die Leiden auf alle Menschen übergehen, weil er sonst die Freiheit des Menschen und seinen Plan der Liebe eingeschränkt hätte und über ihn hinweg seinen freien Willen missachtet hätte. Das geistige Übel der Sünde ging auf alle Menschen über, weil wir alle ein Menschsein teilen als Ebenbild Gottes. "Wie daher durch einen einzigen Menschen die Sünde in die Welt eintrat und durch die Sünde der Tod, und so auf alle Menschen der Tod überging, weil alle sündigten (in ihrem einen Menschsein) ... so strömte viel reicher die Gnade des einen Menschen Jesus Christus über auf die vielen (Röm 5,12;15b)."
Genau diese zu Beginn genannte Frage bewegte Gott seinen eingeborenen Sohn als unschuldiges "Opferlamm" hinzugeben um uns von unseren Sünden und damit auch das Leiden selbst zu erlösen. Gott wählte also für seinen eigenen Sohn, Jesus Christus das Leiden und der Sohn nahm es mit Liebe freiwillig an. Dies zeigt, dass der "eingeborene Sohn diese Befreiung durch sein eigenes Leiden vollbringen muss ... das ist erlösende Liebe (SD)." Darin ist die eingehende Frage aus unserem kleinen menschlichen Verstand zu beantworten, auch wenn das Leiden immer ein großes Geheimnis bleiben wird. "Die Liebe ist auch die reichste Quelle für den Sinn des Leidens (SD)." Letztlich kann das Leiden selbst nur verstanden werden, wenn sich der Mensch auf diese "Prüfung der Liebe" einlässt und sich gleich seinem Erlöser in seinem Leiden der Liebe Gottes hingibt. Das für jeden Menschen ein persönlicher Weg und die Frage nach dem "Warum" und dem "muss" ist durchaus berechtigt und wichtig, weil sie uns zum Erlöser führt. Christus "greift in seinem Leiden jene Frage auf, die - von den Menschen immer wieder gestellt - geradezu in radikaler Weise vom Buch Ijob aufgeworfen wird. Christus stellt nicht nur wiederum diese Frage ... sondern er gibt auch die höchst mögliche Antwort auf diese Frage. Die Antwort ergibt sich sozusagen aus der Frage selbst" (SD), und das ist das Kreuzgeheimnis.
Durch das Ablehnen der Liebe Gottes (Erbsünde) erfährt der Mensch Leiden. Nun kann sich aber der Mensch nur selbst finden, wenn er sich "aufrichtig selbst hingibt". Der Weg des Menschen, von Adam und Eva begonnen, bis zum heutigen Tag, ist ein Weg der Selbstfindung. Der Mensch sucht den Sinn des Lebens. "Eben dieser Sinn offenbart sich ihm zusammen mit dem Wirken der Liebe Gottes, die das höchste Geschenk des Heiligen Geistes ist. Während er an dieser Liebe teilhat, findet sich der Mensch letztlich im Leiden selbst wieder: Er findet das ,Leben' wieder, von dem er glaubte, er habe es wegen des Leidens ,verloren' (SD)."
Im eigenen Leiden verstehen wir dann auch, warum Gott die Leiden zulässt. Zwar deshalb um Gott die Möglichkeit und die Zeit zu geben sich der erlösenden Liebe Christi zu öffnen. So "mussten" die Menschen zwar alle leiden, aber gleichzeitig hat Gott auch nie aufgehört alle Menschen zu lieben. Bis zur Menschwerdung Gottes und seiner Erlösungstat in Christus hat Gott den Menschen in der Liebe "erzogen", er hat sich ihm wieder Schritt für Schritt vorgestellt und mit ihm eine geistige Beziehung der Liebe aufgebaut. Das Leiden dient genau dem Aufbau dieser "inneren Beziehung", so dass wir Gott nicht nur studiert haben, sondern dass er in uns selbst leidet und aufersteht."
Gott führt uns damit zur reinen Liebe, zu sich selbst zurück, deshalb lässt er dies zu. "Und wenn er im Leiden und Sterben so geliebt hat, dann lebt er mit seinem Leiden und Tod in dem, den er so geliebt hat; er lebt im Menschen (SD)." Gott schulte so in Laufe der Geschichte den Menschen durch die Leiden und offenbarte dann im Erlöserleiden selbst den Sinn dieser Zulassung des Leidens und den Sinn des Lebens: DIE LIEBE
Diese Erfahrungen des Übels der Menschen im Laufe der Zeit von Adam und Eva begonnen prägen den Menschen und deshalb stellt er Fragen. In Christus wird ebenfalls diese Frage neu gestellt und wir finden dort die Antwort und nur dort! "Wenn der Mensch im Glauben das Erlöserleiden Christi entdeckt, findet er darin zugleich seine eigenen Leiden; im Glauben sieht er sie nun bereichert durch einen neuen Inhalt und eine neue Bedeutung (SD)."
Man könnte auch sagen, dass diese Erfahrungen eine "Reifung" des Menschen sind, so wie die Saat Wurzeln schlägt, wächst, blüht und Frucht bringt. Worin besteht nun diese Reifung? Darin, dass wir diese "neue Bedeutung" des Leidens im Erlöserleiden Christi erkennen und gläubig annehmen. Diese Bedeutung ist die "erlösende Liebe", die durch das stellvertretende Leiden wirksam wird. "Jeder Mensch hat auf seine Weise teil an der Erlösung. Jeder ist zur Teilhabe an jenem Leiden aufgerufen, durch das die Erlösung vollzogen wurde (SD)." Christus hat durch die Erlösung (Hingabe im Leiden) "gleichzeitig das menschliche Leiden auf die Ebene der Erlösung gehoben. Darum kann auch jeder Mensch durch sein Leiden am erlösenden Leiden Christi teilhaben (SD)."
Gott lässt das Leiden zu und nimmt es in Christus mit hinein in seinen Plan der Liebe, ja, es ist zum Erlösungsplan der Liebe Gottes geworden. Es gibt kein "muss" mehr, wir sind erlöst und befreit und brauchen in Christus keine Angst mehr zu haben vor dem Leiden. "Die Sprache des Kreuzes und des Todes wird ... durch die Sprache der Auferstehung vervollständigt"(SD). Leiden führt jetzt zur Auferstehung, Schwachheit zur Kraft, Erniedrigung zur Erhöhung! Darauf hat er den Menschen vorbereitet. Durch die eigenen Leiden sollte der Mensch in seinem Herzen das Übel erfahren, aber nicht um verloren zu gehen, sondern um die Leiden Jesu im eigenen Leiden betrachten und sich mit ihnen vereinen zu können. Gott wollte nicht, dass nur zwei oder drei Menschen in dieses Geheimnis der Erlösung durch das Leiden Christi hineingenommen werden, sondern alle Menschen. Die Menschheit "musste" leiden, weil die Stammeltern gesündigt hatten, dass ist richtig. In diesem Sinne können wir nichts dafür. Aber wir können sehr wohl für die eigenen Sünden etwas, dafür ist Gott nicht verantwortlich. Er hat auch nicht das Leiden in die Welt gebracht, sondern das Leiden hat ihre erste Wurzel im Bösen, im "non serviam" Luzifers, dass vom Bösen an Eva herangetragen wird. Hier lohnt es sich das Buch Ijob zu lesen. Ijob wird von seinen Freunden angeklagt, weil er angeblich gesündigt habe und Gott ihn deswegen bestraft und mit Leiden heimsucht. Ijob weiß aber, dass er unschuldig ist, er hat ein reines Gewissen. Sein Leiden ein unschuldiges Leiden. "Wenn es auch wahr ist, dass Leiden einen Sinn als Strafe hat, wann immer es an Schuld gebunden ist, so ist es doch nicht wahr, dass jedes Leiden Folge von Schuld sei und den Charakter von Strafe habe (SD)." Die Strafe für Adam und Eva war die Gerechtigkeit Gottes, nämlich die Vertreibung aus dem Paradies. Der Mensch selbst hat sich schuldig gemacht durch seine freie Wahl. "Der Mensch ,stirbt', wenn er das ,ewige Leben' verliert. Durch die Empfängnis der geistigen "Saat des Todes", dem "Anti-Wort" im Herzen von Eva und ihrem "Nein" (non serviam) zu Gott kam die Auferstehung des Gerichtes. Der Mensch ist in geistiger Weise gestorben. In dem Moment war in Adam und Eva als Stammeltern die Sünde, die Begierde. Der Hl. Geist könnte sich in diesem Moment unmöglich mit dem Menschen vereinen, weil der Hl. Geist die Sünde flieht. "Neuer Wein muss in neue Schläuche" sagte uns Jesus. Gott musste also den Menschen auf die erneute Vereinigung mit seiner Liebe, dem Neuen Bund in Christus, zuerst vorbereiten. Dazu dienten die Zehn Gebote. "Die Herrschaft der Sünde" hat "sich unter dem Einfluss des bösen Geistes eingewurzelt" in den Herzen der Menschen. Diese "transzendentalen Wurzeln" haben sich im Laufe der Zeit weiter entfaltet wie das Unkraut im Acker und sind herangewachsen zu einem "Baum der Sünde" aufgrund der Erkenntnis des Bösen. Dass die ganze Menschheit an der Erbsünde leidet liegt daran, dass das Böse genauso in geistiger Weise bis zum Jüngsten Tag existent ist wie das Gute. Gott lässt dem Bösen diese Zeit um der Liebe die Möglichkeit zu geben sich zu entfalten und das Böse durch die Barmherzigkeit zu besiegen. In diesem Kampf zwischen Gut und Böse sollte die Wahrheit der Liebe Gottes sichtbar werden.
DIE EINHEIT DER MENSCHHEIT
Man kann durchaus sagen, dass alle Fragen, die mit dem menschlichen Leiden aufgrund eigener Schuld (Sünden) oder ohne Schuld zusammenhängen, immer schwierig sind. Es geht auch nicht darum, dass wir mit dem Kopf und dem Verstand jede Frage bis ins Detail erklären können und hochstudiert sind, sondern wir sollen uns der Liebe im Leiden hingeben um zum Werkzeug der Erlösung für die Rettung der Seelen zu werden. Es nützt nichts, wenn wir alle komplizierten Fragen mit dem Verstand beantworten können, aber keine Reue im Herzen haben. Tugend ist wichtiger als Wissen allein. Es ist völlig sinnlos zwanzig Jahre lang studiert zu haben, aber noch nie die Macht der Liebe Gottes (der Kreuzesliebe) in meinem Herzen gefühlt zu haben, durch die Hingabe an diese Liebe im Leiden. Wir sind durch, mit und in Jesus Christus erlöst. Jeder, der sich taufen lässt und diese Taufgnade lebt (= Marienweihe) wird sich dem Leiden hingeben. Er lebt nicht mehr für sich selbst, sondern gibt sein eigenes Ich frei und wendet sich zum Du, zum Nächsten. Egal, welche Frage wir stellen im Leiden, wir werden immer beim Kreuz landen und nur dort können wir unsere Antwort finden. Gott hat den Mensch als eine Einheit erschaffen, in einem Menschsein aus einem Abbild, nämlich ihm selbst, dem Dreifaltigen Gott. Jeder Mensch ist dadurch mit dem anderen Menschen durch seine göttliche Seele verbunden. Er kann nicht sagen, "mit dem habe ich nichts zu tun". Der soll leiden, aber ich will nicht leiden. Das können wir uns nicht aussuchen. Das zeigt uns nur zu deutlich, wie hilflos wir ohne Gott sind und dass wir ohne ihn nichts vollbringen können. Der menschliche Protest ist immer berechtigt, vor allem, wenn wir Leiden zu tragen haben, für die wir überhaupt nichts dafür können, z. B. durch Unzucht, Süchte, Abtreibungen, Gewalt usw. von den Vorfahren, den Vätern. Das lesen wir auch oft in der Hl. Schrift, dass Gott bis zahlreiche Generationen später die Leiden aufgrund o. g. Sünden zulässt. Der Sinn, der darin liegt, ist wie gesagt die erlösende Liebe. Er hat den Menschen immer geliebt und dass alle Menschen leiden müssen wegen der Sünde unserer Stammeltern liegt in der Natur der Sache, dass Gott uns in e i n e m Menschsein aus einem Gottsein erschaffen hat, was ja letztlich das Geheimnis der Kirche ist. Die Kirche hat die Aufgabe diese ursprüngliche Einheit der Menschen wiederherzustellen, "damit sie eins seien, wie wir eins sind: ich in ihnen und du in mir, auf dass sie vollkommen seien in Einheit und die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast (Joh 17,22-23)." Deshalb wurden wir auch durch e i n en Menschensohn, dem Sohn Gottes selbst erlöst. Adam sündigte und alle Menschen starben dadurch gleicherweise mit ihm. Das ist auch bei jedem Baum so. Wenn die Wurzel schlecht ist, dann ist auch der ganze Baum schlecht. Ein guter Baum bringt gute Früchte, ein schlechter Baum bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte bringen, ein schlechter Baum kann keine guten Früchte bringen (vgl. Mt 7,17-20). Die Menschen sind aufgebaut wie ein Baum. Adam und Eva waren sozusagen die Wurzel dieses Baumes der Menschheit.
Gott hat diesen Baum aufbauen lassen bis zur Unbefleckten Empfängnis Mariens. Hier hat er einen Schnitt gemacht. Er hätte auch früher eine Frau erwählen können, dass sie den Sohn Gottes empfängt, aber die Menschen wären hierzu noch nicht bereit und nicht würdig gewesen. Dies bedurfte der Vorbereitung. Während dieser Vorbereitung bereitete sich diese geistige Saat der Sünde, die in der Wurzel des Menschheitsstammbaumes bei Adam und Eva eingesät wurde, weiter aus. Gott wollte sich ja ein Volk erschaffen, eine Menschheit, eine Familie auf dem ganzen Erdenrund. Auch wenn dieser dreifache Sündenkeim in ihnen (Begierde der Fleischeslust, Augenlust und Hoffart) weiterhin im Menschen als negative Kraft wirksam war, so vermehrten sich die Menschen doch weiter und bildeten das Volk. Gott gab ihnen die Zehn Gebote um ihre Leidenschaften zu ordnen und sie vorzubereiten auf die innere Vereinigung, auf die "Kommunion" mit Gott. Das ist die Eucharistie. Immer wieder hat Gott die Menschen im Punkt der Reinheit (vgl. Buch Levitikus) erzogen und sie in der Sintflut sogar einmal gänzlich ausgetilgt, weil sie nur noch Unzucht trieben und Gottes Plan völlig missachteten. Letztendlich liegt es in Gottes Geheimnis und seiner ewigen Weisheit der Liebe, wie lange er ein Leiden zulässt und wie er den einen Leib der Menschheit, sowohl geistig als auch leiblich aufbaut. Der Mensch sollte von sich aus sich wieder seinem Schöpfer zuwenden. Die Frage in der Überschrift heißt ja nichts anderes als: "Warum muss die ganze Menschheit leiden wegen der Ablehnung der Liebe Gottes. Wir können doch überhaupt nichts dafür, dass die Liebe Gottes abgelehnt wurde!" Wenn wir nun nach Gottes Ebenbild geschaffen sind, dann ist der Mensch in seiner Leiblichkeit eine Offenbarung der Liebe Gottes. Genau dadurch sind wir auch miteinander verbunden, durch die Liebe. "Über all das ziehet die Liebe an, sie ist das zusammenschließende Band der Vollendung (Kol 3,14)." Gott hat den Menschen aus Liebe erschaffen und durch die Liebe sind die Menschen miteinander verbunden. Durch dieses Band, dass den "geistigen Raum der Beziehungen zwischen Gott und den Menschen" (SD) umschließt, wurden nicht nur Adam und Eva verunreinigt durch die Ablehnung der reinen Liebe (= Sünde), sondern alle nachfolgenden Menschen.
FAZIT
Das sollte eine kurze Zusammenfassung einer der schwierigsten Themen in der Theologie sein, die Leiden. Unsere Erkenntnis ist im Vergleich zu Gottes Liebe immer klein und armselig. Deshalb sollen wir in allem wie die Kinder lernen auf die Liebe Gottes zu vertrauen und auch das Kreuz und Leid, dass in Christus zur Gnade geworden ist, mit Liebe empfangen wie ein Kind. Maria ist hier unser Vorbild und nur mit ihr lernen wir auch zu verstehen, warum wir unschuldig leiden und nur durch ihre Hilfe auf diesem Kreuzweg können wir auch lernen mit Liebe und Freude freiwillig zu leiden. Darin finden wir uns schließlich selbst, wir finden die wahre Liebe, die aber nur denen offenbart wird, die bereit sind sich mit blindem Vertrauen auf unseren Erlöser Jesus Christus und sein Kreuz einzulassen.
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