Warum muss die ganze Menschheit wegen der Sünde von Adam und Eva leiden? Wir können ja nichts dafür, dass alle gesündigt haben!
TEIL I
Im Alten Testament wird das Leiden als ein "Übel" bezeichnet. Die Quelle des Leidens liegt also als erstes beim Bösen und nicht bei Gott. Die notwendige Frage hierzu ist, wie das Leiden in die Welt kam und wer der Mensch ist? Wenn wir diese Frage beantworten, dann können wir automatisch auch die o. g. Frage beantworten, warum alle Menschen wegen der Sünde der Stammeltern leiden.
Im Italienischen heißt Leidenschaft "la passione". Darin ist das Wort "Leiden" enthalten. Und hier sind wir am zentralen Punkt der o. g. Frage angelangt. Die Versuchung Eva's durch die Schlange im Paradies war ein "Angriff auf ,das Herz jener Einheit..., wie sie von Anfang an Mann und Frau bildeten, die erschaffen und berufen worden waren, ,ein Fleisch zu werden'" (Theologie des Leibes für Anfänger).
Die Hl. Schrift unterscheidet im Buch Genesis bei der Erschaffung des Menschen bei Adam noch nicht zwischen Mann und Frau. Adam heißt Mensch und gerade darin besteht das Geheimnis des Menschseins. Adam und Eva wurden von Gott als sein Abbild und Gleichnis geschaffen. Der Wille des Menschen und der Wille Gottes waren am Anfang vollkommen eins. Mensch bedeutet hier nicht nur Mann oder Frau alleine, sondern vor allem Mann und Frau, Braut und Bräutigam in ihrem "ein Fleisch werden" in einem Menschsein. Das Wesen der Liebe Gottes ist die Reinheit, der Hl. Geist. Der Hl. Paulus beschreibt dies wunderbar: "Der Herr aber ist Geist, und wo der Geist des Herrn, da ist Freiheit (2. Kor 3,17)."
Die Liebe Gottes ist also immer frei, sie zwängt niemanden in ein Schema und benutzt oder erdrückt den anderen.
"Was hat die menschliche Person, was die Tiere nicht haben? In einem Wort - Freiheit (...) Warum bekam Adam diese Freiheit? Weil er zur Liebe berufen war, und ohne Freiheit ist Liebe unmöglich (TLA)." Gott hat also von Anfang an die Freiheit des Geistes in den Menschen gelegt. Er hat ihm also auch eine Vernunft gegeben, mit der er Denken, Fühlen, Wollen und Verstehen kann. Gott hat den Menschen von Anfang an mit einem freien Willen erschaffen, sowohl Adam als auch Eva. Dieser freier Wille und die Berufung zur Liebe, zum Bund der Liebe zwischen Mann und Frau und zwischen Gott und den Menschen ist das, was den Mensch zum Ebenbild Gottes macht. Gott hat den Menschen (also Mann und Frau) von Anfang an dazu erschaffen so zu lieben wie Gott liebt. Der freie Wille war also an die Berufung zu dieser Liebe geknüpft. Der Mensch sollte das Gute, das Reine, das Heilige in der Einheit mit seinem Schöpfer denken, reden und tun. Er sollte an der Schöpferkraft Gottes teilhaben, indem er reine Kinder (unbefleckt) zeugt. Der Mensch sollte deshalb alle Entscheidungen in dieser Liebe treffen. Welche Liebe ist das?
"Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, dass ich es wieder empfange. Niemand nimmt es mir weg, sondern aus mir selbst gebe ich es hin (...) diesen Auftrag habe ich empfangen von meinem Vater (Joh 10,17-18)."
In einem Wort, Liebe ist Hingabe. Die Liebe Gottes ist selbstlose Hingabe, d. h. der Mensch verschenkt sich selbstlos an Gott und den Nächsten. Gott hatte von Anfang an den Menschen dazu berufen, so zu lieben wie Gott liebt. Gott selbst ist die Liebe und er kann sich nur verschenken in voller Freiheit, d. h. er gibt alles, er behält nichts für sich. Liebe heißt also bei Gott Geschenk sein. Mann und Frau waren gegenseitig ein reines Geschenk, mit ganz reinen Herzen. Die Liebe war also am Anfang nicht dazu berufen, "Gut und Böse zu erfinden, sondern sich richtig zu entscheiden" (TLA) und zwar für die Reinheit der Liebe.
Barmherzigkeit und Erbsünde
Wir holen bewusst so weit aus, um die o. g. Frage verständlich beantworten zu können. Liebe heißt bei Gott sich beschenken lassen von seiner Liebe und selbst Geschenk zu sein für die Menschen. Diese Liebe heißt Barmherzigkeit. Die Berufung des Menschen war also von Anbeginn die Barmherzigkeit Gottes zu bezeugen, eine Offenbarung der Barmherzigkeit zu sein. In dieser Barmherzigkeit besteht die Gottähnlichkeit. Diese Barmherzigkeit ist aber im Menschen auch dem freien Willen unterworfen. Gottähnlich sein heißt barmherzig sein. "Damit sie diese Gottähnlichkeit behalten und in seiner Liebe bleiben konnten, hat Gott nur von ihnen verlangt, nicht vom ,Baum der Erkenntnis von Gut und Böse' zu essen. Wenn sie davon äßen, würden sie sich selbst von der Quelle des Lebens und der Liebe abschneiden. Mit anderen Worten sie würden sterben [vgl. Gen 2,16-17; (TLA)]."
Gott hat also dem Menschen einen Gehorsam auferlegt um diese Einheit der Liebe, der Barmherzigkeit zu wahren, den Bund zwischen Gott und Mensch. Der Mensch war also am Anfang vollkommen gehorsam und gänzlich an Gott hingegeben als selbstloses Geschenk. Er ließ sich von Gott beschenken und Adam und Eva verschenkten sich in reiner Hingabe aneinander. Die Versuchung der Schlange bestand/besteht darin dem Menschen einzureden, dass Gott ihn nicht liebt (vgl. Gen 3,4-5). Diese Versuchung greift genau beim Herzen des Menschen, als erstes bei der Frau, bei Eva, an. Es wird als erstes die Freiheit der Liebe angegriffen. Eva glaubt jetzt dem "Anti-Wort" (Papst Johannes Paul II.), dass Gott sie nicht liebt und sie bezweifelt damit das Geschenk Gottes, seine reine Liebe. Papst Johannes Paul II. beschreibt die Erbsünde als "das Bezweifeln des Geschenks" und dies ist "letztendlich die Ablehnung von Gottes Geschenk" (TLA). Sie lehnen also ihre "Empfänglichkeit" gegenüber Gott" ab und wollen nun "selbst nach ihrem ,Glück' greifen" (TLA). "In gewisser Weise werfen sie Gottes Liebe aus ihrem Herzen (TLA)."
Der Mensch missbrauchte die Freiheit der Liebe durch den Ungehorsam. Die Schlange machte dem Menschen weiß, dass er nicht sterben werde, wenn er die Liebe "ergreift" und der Mensch glaubte dem "Vater der Lüge" (Joh 8,44). Das "Anti-Wort" wurde in die Herzen von Adam und Eva gesät. Was bedeutet das? Der Hl. Johannes schreibt: "Im Anfang war der Logos - das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort ... In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen (Kap. 1,1;4)." Was ist nun das "Anti-Wort"? In diesem Wort ist nicht das Leben, sondern der Tod und die Finsternis. Die Schlange tarnte also die unreine Liebe, den "Anti-Plan", den Tod im Schafspelz. Diese "Saat des Todes" hat der Mensch "empfangen", während er sich der "Saat der Liebe", der reinen Liebe Gottes verschlossen hat. Der Mensch war also jetzt auch nicht mehr in der Lage barmherzig zu sein. Der Ungehorsam und das "Empfangen" der unreinen "Anti-Saat" bewirkte, dass sie in geistiger Weise starben. D. h. die Gnade in ihrer Seele ging verloren. Die Konsequenz war, dass nun die Gnade ihren Leib, ihr Fleisch und Blut nicht mehr von innen her durchströmte. Ihr Fleisch und Blut war nicht mehr rein, sondern unrein, weil ihr Herz unrein geworden ist. D. h. in diesem Moment war der Mensch gefangen vom "Anti-Plan", der Sünde im Fleisch, in seinem Leib. Die Begierde war geboren. "Wie Johannes Paul sagt, wird mit dem Eintritt der Begehrlichkeit ,das Element der Hingabe zu einem Element der ,Besitzergreifung,'". Das bedeutet, dass durch das "Bezweifeln des Geschenks", d. h. von Gottes reiner Liebe, der Tod in die Welt gekommen ist. Der Mensch hat das ewige Leben in seiner Seele und in seinem Fleisch und Blut verloren. Der Leib war jetzt keine "wahre Speise" und keine "wahrer Trank" (vgl. Joh 6,55) mehr, sondern war durchdrungen von der Begierde, der unreinen Liebe. Dies hatte aber nicht nur Auswirkungen auf die Stammeltern alleine.
Der Dreifaltige Gott ist "ewiger Liebesaustausch" (TLA)zwischen Gott Vater und Gott Sohn im Heiligen Geist. Der Hl. Geist, die Person der Liebe, ist "ewiges Zeugen" (MD) in sich selbst.
Jede Zeugung eines Menschen durch die geschlechtliche Vereinigung, begonnen bei Adam und Eva, geht aus dem Geheimnis des ewigen Zeugens Gottes.
Bei jeder geschlechtlichen Vereinigung vereinigen sich Leib und Seele. Die Vereinigung von Mann und Frau in ihrer Leiblichkeit zeugt neues Leben durch die Vereinigung von Samen- und Eizelle, die Empfängnis. Genau bei dieser Empfängnis vollzieht sich auch die "göttliche Empfängnis". Die Seele des Mannes und die Seele der Frau vereinigen sich. Es vereinigen sich zwei Personen in einer Person als Abbild der Personengemeinschaft von Gott Vater (1. Person) mit Gott Sohn (2. Person) im Heiligen Geist (3. Person). Jesus sagt, dass der Geist das Leben schafft, das Fleisch nützt nichts (vgl. Joh 6,63). Wenn sich die Seele von Mann und Frau vereinigen und in ihnen der göttliche Geist wohnt, so zeugen nicht Mann und Frau die Seele des Kindes, sondern Gott selbst zeugt die göttliche Seele und der Hl. Geist wohnt in ihr. Die "göttliche Empfängnis" (Geist-Seele) und die leibliche Empfängnis (Befruchtung der Eizelle) laufen parallel zueinander. Hier beginnt jedes Leben und Menschsein, bei der Empfängnis. Genau in dieses "Empfangen" der göttliche Liebe griff/greift das Böse ein, der "Vater der Lüge". Empfangen heißt sich von Gott beschenken zu lassen. Das Böse ist nur eine geistige Wirklichkeit, nicht eine geistige und leibliche wie der Mensch. Gott ist Geist und ewiges Leben. Satan ist auch Geist, aber kein ewiges Leben. Er steht auch unter der Allmacht Gottes. Diese unreine Saat, die "Anti-Saat" hat sich in den Seelen der Menschen eingewurzelt und den Plan Gottes entstellt und verhüllt. Da das Böse nicht leiblich ist, sondern geistig, ist es bis zum Jüngsten Tag in der Welt und kämpft gegen das Gute. Das heißt, dass der Angriff auf die reine Liebe von Adam und Eva untereinander und zu ihrem Schöpfer fortlaufend vorhanden ist und in der Seele des Menschen ausgetragen wird. Die Seele ist aber geistig und nicht leiblich. Dieser Kampf von Gut und Böse wird durch den Menschen leiblich sichtbar. Durch die Verunreinigung der Liebe kam das Leiden in die Welt. Das Leiden ist das sichtbar gewordene Übel der Sünde. Das Geheimnis, dass wir in Christus erkennen dürfen ist, dass das Leiden eines Menschen ihre Ursache nicht in der eigenen Schuld hat, sondern dass es sein "stellvertretendes Leiden" (SD) ist, somit unschuldig. Hier treten wir in die "Ebene der Erlösung" (SD) ein, aber dazu später. Die geistige Saat der Sünde wirkte sich nicht nur auf eine Seele aus, sondern auf alle Seelen, auf jeden Menschen. Warum? Jede Seele ist nach dem Abbild Gottes geschaffen und da es nur einen Gott und einen Heiligen Geist gibt, sind alle Seelen miteinander verbunden. Deshalb wirkte sich die Sünde automatisch bei jeder geschlechtlichen Vereinigung und Zeugung eines Kindes auf die nächste Generation aus. Gott konnte diese Entfaltung und Weitergabe der Sünde nur stoppen, indem er selbst einem Menschen die Gnade der Erlösung von der Erbsünde aus freier Gnade schenkte. Dieser Mensch war Maria. Sie wurde unbefleckt empfangen. D. h. Gott hat bei der geschlechtlichen Vereinigung von Joachim und Anna die Gnade der Erlösung im Voraus gewährt und Maria war vollkommen rein, ohne Sünde empfangen. Sie ist die neue Eva. Gott ging diesen Weg aber nicht von heute auf morgen, sondern er bereitete praktisch die Menschheit darauf vor. Er führte sie Schritt für Schritt aus dem Leben ungeordneter Leidenschaften heraus. Zuerst durch den Bund mit Noe, Abraham, Mose, die Zehn Gebote in der Bundeslade, durch die Reinigungsvorschriften der Leviten, der Richter usw. Er gründete die zwölf Stämme Israels und schaffte sich ein heiliges Volk. Das ist der Weg Gottes. Auch wenn die Sünde in geistiger Weise in den Seelen weitergegeben wurde, so hat doch Gott nicht aufgehört den Menschen zu lieben. Der Mensch konnte nur in dem "geistigen Raum der Beziehungen zwischen Gott und dem Menschen" (SD) diese Liebe nicht mehr erkennen, weil seine "innere Sicht des Herzens" verschleiert war. "Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen (Mt 5,8)", sagt uns Jesus. Das heißt im Umkehrschluss, dass der Mensch Gott eben nicht schauen kann, wenn sein Herz unrein ist. Genau das ist die Sünde, das Ablehnen der Liebe Gottes, eine Verunreinigung der selbstlosen Liebe hin zur Begierde. Eva war die erste "Mutter aller Lebenden" und sie ist gleichzeitig auch die erste Stammmutter gewesen, der erste "Acker" in ihrem Herzen, aber auch in ihrem Schoß. In den "Liebesaustausch" von Adam und Eva und zwischen Gott und Menschen, also in den "geistigen Raum der Beziehungen" greift die Sünde ein. Wenn wir auf die Menschwerdung Gottes schauen, dann können wir verstehen, warum sich die Sünde und folglich das Leiden und der Tod auf alle Menschen ausgewirkt hat. Maria "empfing" vom Heiligen Geist das ewige Wort, gezeugt von Gott Vater in ihrem Schoß und in ihrem Herzen. In ihr wird der eine Geist zum einen Leib, Jesus Christus als wahrer Gott und wahrer Mensch. Hier erkennen wir den Plan, denn Gott von Anfang an gehabt hat. Die Menschwerdung Gottes war im Anfang der Plan Gottes als Vollendung der göttlichen Offenbarung. Gott ist die Liebe und dieser Geist zeugte auch einen Leib. Durch die Erlösung durchdringt auch dieser eine Geist diesen Leib, die Menschen von innen her. So war es auch mit der Sünde. Vergleichen könnte man das mit einem Meer aus dem zahlreiche Nebenflüsse entspringen. Wenn die "Galle" als Giftwasser in das Meer geschüttet wird, dann werden automatisch alle anderen Quellen auch vergiftet, weil es ein Kreislauf ist. Eva war in diesem Sinne das erste Meer, in das das Netz Gottes ausgeworfen wurde. Von dort aus quillte die Verunreinigung der Liebe zu allen Menschen, d. h. bei jeder Zeugung, weil die erste geistige Zeugung unrein war und damit auch die leibliche. Es ist nämlich der Geist der das Leben schafft und nicht das Fleisch (vgl. Joh 6,63).
EIN LEIB UND EIN GEIST
Durch die Erschaffung des Menschen in ihrem einem Menschsein durch ihre Geist-Seele wurde auch der geistige Sündenkeim in der Seele des Menschen immer wieder weitervererbt. So wie die Menschen im Anfang in der Liebe Gottes verbunden waren, so wirkte sich nun auch die Sünde auf alle Menschen aus. Die Sünde besteht ja darin, dass die Liebe abgelehnt wurde und verunreinigt wurde. In diesen Kreislauf der Liebe, hervorgehend aus dem Heiligen Geist tritt nun die Sünde, die Unreinheit und damit auch das Leiden als Konsequenz davon. Papst Johannes Paul II. beschreibt das Herz des Menschen als einen "tiefen Brunnen". Am Boden dieses Brunnens ist das "tiefere Erbe" (TLA). Dort ist Gott selbst gegenwärtig, die Hl. Dreifaltigkeit, wie eine Art Atomkern in dem alles Leben ist. Die Sünde wurde in geistiger Weise durch jede Zeugung weitervererbt. Die Genetik weiß heute, dass der genetische Code (DNA) aus einzelnen Buchstaben besteht. Diese bilden Aminosäuren und dann die Bausteine für den menschlichen Leib. Dieser Code ist im Zellkern. Das ist ein analoges Bild für den "Wesenskern" Gottes im Menschen. Gott ist ja das Wort selbst und in geistiger Weise hat er einen Bauplan. Dieser Bauplan ist das WORT selbst, das den geistigen Leib der Kirche zeugt im Leib der Menschen. Papst Johannes Paul II. lehrt uns, dass der Leib die geistige Wirklichkeit der Seele offenbart. Wir wissen, dass die leiblichen Merkmale, ja sogar Charaktermerkmale, Talente und Fähigkeiten vererbt werden. Es werden aber auch Schwächen vererbt und vor allem bestimmte "Sündenmuster" werden vererbt. Die Erbsünde wurde als ein Erbe der unreinen Liebe im Kreislauf der Menschheit weitergegeben. Wird z. B. eine Abtreibung in einer Familie nicht gebeichtet und bleibt über Jahre oder Jahrhunderte in dieser Familie, dann ist das wie ein "geistiger Stau" im Kreislauf der Liebe, im Familienstammbaum. Jesus hat gesagt: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben (Joh 15,5)." Die Sünde durchdrang von Adam und Eva begonnen diesen ganzen Stammbaum der Menschheit von der Wurzel an, weil alle Seelen als Abbilder Gottes in Gott verbunden sind. Maria hat schließlich als "Stellvertreterin der gesamten Menschheit" (MD), als die eine Braut, die "reine Saat", das WORT GOTTES (Gegenteil von "Anti-Wort"), wieder empfangen. Gott hat sich in ihr einen "neuen Acker" geschaffen und den Fluch im Acker erlöst und mit Segen gefüllt. Somit schließt sich der Kreislauf wieder. In ihr wird der eine Weinstock gepflanzt und geboren, Jesus selbst. Jesus ist das Weizenkorn und auch das Senfkorn. Er selbst legt sich in den reinen Acker Mariens und bildet das neue Fundament im Neuen Bund. Er ist sowohl die Saat, der Sämann als auch die Ernte, nämlich das "lebendige Brot", dass aus dem Wort gezeugt wird. Von Anfang an war Gottes Liebe am Wirken, wenn auch für die Menschen lange nicht mehr zu erkennen. Gott kommt den Menschen in seiner Hilflosigkeit zu Hilfe und ist ihm barmherzig. Er nimmt selbst die Schuld auf sich und lässt sich ans Kreuz schlagen und besiegt durch die reine selbstlose Hingabe den Stolz der Schlange. Um uns "vor dem endgültigen Leiden zu bewahren" muss er "daher in seiner Heilssendung das Übel and den transzendentalen Wurzeln fassen, von denen her es sich in der Geschichte des Menschen entfaltet (SD)."
Christus reißt durch seine vollkommene Hingabe im Leiden den Baum der Erkenntnis des Bösen bei der Wurzel aus und pflanzt auf Golgotha den Baum der Erkenntnis des Guten neu ein, den Weinstock der Liebe. Er selbst ist in jedem einzelnen Teilchen dieses Baums gegenwärtig, sowohl in der Wurzel als auch in den Blättern, weil er das Wort ist und dieses war im Anfang bei Gott und Gott war das Wort (vgl. Joh 1,1-2). Er ist sowohl das Alpha als auch das Omega (Offb 21,6).Wir sehen, dass bereits unmittelbar nach der Erbsünde immer noch alles in Gottes Liebesplan geschah, auch wenn die negativen Kräfte des Bösen durch die Sünde in dieses Netzwerk der Liebe eingedrungen sind.
Die Auswirkung der Erbsünde auf alle Menschen liegt in der Natur des Menschen, die aus Leib und Seele besteht. So wie in leiblicher Weise die Merkmale, Fähigkeiten, Aussehen usw. vererbt werden, so vollzieht sich auch eine Vererbung des geistigen Erbes über die einzelnen Generationen hinweg. "Ob nun ein einziges Glied leidet, es leiden mit ihm alle Glieder; oder ob ein einziges Glied verherrlicht wird, es freuen sich mit ihm alle Glieder. Ihr aber seid Christi Leib und im einzelnen Glieder ( vgl. 1. Kor 12,26-27a)." Man kann die Sünde und ihre Auswirkung auf die ganze Menschheit nur von dieser Seite her verstehen, von der Erschaffung des Menschen auf das Geheimnis der Kirche hin als ein Leib und ein Geist. Sünde ist keine Privatsache, sondern jede Sünde hat eine Auswirkung auf den Liebesstrom in Raum der Hl. Kirche, auf die gesamte Menschheit, die Schöpfung und den Kosmos. Das Leiden Jesu in seinem Leib ist universal. Christus ist in seinem Leiden in jedem Menschen gegenwärtig und will jeden Menschen durch seine Erlösung zur Liebe Gottes zurückführen im Leiden und durch das Leiden. Genauso ist die Gottesmutter Maria durch das Erlöserleiden Christi zur Schmerzensmutter und Miterlöserin der Welt geworden, von Jesus uns geschenkt durch seinen Auftrag an Maria, "Frau, siehe dein Sohn!" (vgl. Joh 19,26b). Die Kirche ist Mutter und universal. Wir sind alle in dem einen Leib Christi durch die Taufe neu gezeugt und geboren worden. Genauso wurden wir durch die Ablehnung der Liebe in Gedanken (das "Anti-Wort") vom "Vater der Lüge" und dem unreinen Geist (Böse) neu gezeugt in der Sünde, so dass die Begierde auf alle Seelen überging als Abbild des einen Gottes und wir als Sünder in die Welt geboren wurden. Jeder Gedanke des Menschen hat Auswirkung auf alle Menschen, nicht nur für uns selbst, weil wir alle Seelen aus der einen Gottheit gezeugt wurden. Dieser eine Gott ist ein Geist und als ein Geist gegenwärtig in dem einen Leib der Kirche. Unsere Aufgabe ist es diese Taufgnade zu bewahren und aktiv zu halten, aktiv zu leben. Das tun wir in der heutigen Zeit durch die Marienweihe, die nichts anderes bedeutet eine Erneuerung der Taufgelübde. Gott Vater hat sich in seiner Gottheit an uns hingegeben und unsere Mutter Maria hat sich ganz an Gott hingegeben in ihrer Menschheit. Gottheit und Menschheit werden in Maria eins, uns der Gott-Mensch Jesus Christus wird empfangen, genährt und geboren in einem Leib und einem Geist. Das ist die Berufung und Sendung der Kirche als Mutter. Wir sollen durch die Taufe (Marienweihe) im Schoße Mariens empfangen, genährt (Eucharistie) und geboren werden zum neuen Menschen (Auferstehung). Dieser Weg gilt für jeden Menschen, analog wie jeder Mensch ins irdische Leben durch eine Mutter geboren wird. Es bedeutet also für uns Katholiken eine große Verantwortung, wie wir mit Menschen über das Leiden und die Erlösung Christi sprechen. Es muss immer ein Zeugnis der Liebe sein und Hinführung zur Hingabe an Gott. Wir tragen Verantwortung für jede einzelne Sünde und für jede einzelne Seele, der wir die Wahrheit hätten sagen können und es nicht getan haben (vgl. Ez 3,16-17).
"Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht (Joh 12,24-25)." Mit Sterben ist hier das "innere Sterben" gemeint, das geistige Sterben des Sündenkeims in uns. So wie durch die Ablehnung der Liebe Gottes der Mensch in geistiger Weise starb und durch diese Sünde die Leiden und der Tod in die Welt kamen, so dienen nun die Leiden im Umkehrschluss dazu sich der Liebe Gottes wieder zu öffnen und in geistiger Weise zu sterben, tot zu sein für die Welt, d. h. mit Jesus ans Kreuz genagelt, um ins ewige Leben geboren zu werden, die Auferstehung. Darin liegt der Plan Gottes mit Eintritt der Sünde in die Herzen der beiden Stammeltern Adam und Eva. Von Anfang an sollten alle ein Leib und ein Geist sein. In Jesus und Maria wurde alles wieder zu diesem einen Leib und einem Geist zurückgeführt. Die Erbsünde hat zwar die Menschen in ihrer Einheit zerstreut, aber das "tiefere Erbe" in den Seelen, dort, wo Gott selbst wohnt, ging nicht verloren. Es wurde nur entstellt. Die drang in den "geistigen Raum der Beziehungen zwischen Gott und der Menschheit" (SD) ein und verunreinigte ihn. Es zerstörte aber nicht das o. g. "tiefere Erbe". Die Sünde lag dadurch wie ein Schleier über dem Licht in uns. Christus sagte deshalb auch: "Ihr seid das Licht der Welt" (Mt 5,14), nicht, dass wir erst das Licht werden sollen. Dieses Licht ist er Wesenskern in uns, der aus dem wir leben. Diese Einheit von Gottes Abbild in der Seele wurde nie völlig ausgelöscht, sondern nur durch "Schlamm und Schmutz" bedeckt. Die Leiden wurden deshalb weitergegeben, weil dieser "geistige Raum der Beziehungen zwischen Gott und der Menschheit" sich nicht einfach in Luft auflösen kann, sondern existent ist, wenn auch für uns unsichtbar. Das Leiden als Übel wurde deshalb in diesem "geistigen Raum", in dem alle Menschen in Beziehung zum Schöpfer stehen, auch an alle Menschen weitergegeben, auch wenn diese bei der Erbsünde nicht dabei waren. Gottes Liebesplan hat es deshalb so vorgesehen, dass auch alle Leiden wieder in einem Leib durch einen Geist, der letztlich die Liebe Gottes selbst ist, erlöst werden. So wird alles wieder zu dem zurückgeführt, von dem alles ausgegangen ist. Das ist das Geheimnis der Kirche und das Kreuzgeheimnis ist genau in der Mitte aufgerichtet. Die Menschen brauchen dieses Geheimnis nur noch anzunehmen, dann werden wir eine Herde und ein Hirt sein, erlöst in dem einem Leib und vollkommen vereint als Braut mit dem einen Bräutigam Christus, "Christus totus". Es geht darum den Ruf zur Barmherzigkeit im Leiden anzunehmen und sich der Liebe in diesem Leiden durch die Erlösung Christi hinzugeben. So wird das Böse im Kreislauf der Schöpfung und der Geschöpfe besiegt und "alles wird neu" (vgl. Offb 21,5). Er ist Gottes Weisheit, die alles so geschehen lässt, damit die selbstlose Liebe, die Barmherzigkeit das Böse besiegt und nicht die eigenen Kraft. Die Weisheit des Kreuzes ist die Torheit. Die Schwachheit und die Ohnmacht besiegt die Macht des Bösen. Das ist die Liebe Gottes. Alles ist in seinem Plan der Liebe eingeschrieben. "Im Leiden Christi hat das menschliche Leiden seinen Höhepunkt erreicht. Zugleich ist es in eine völlig neue Dimension und Ordnung eingetreten: Es ist mit der Liebe verbunden worden... (SD)." Genau darin liegt der Sinn des unschuldigen Leidens, es ist ein Plan der Liebe Gottes, den wir im Kreuzgeheimnis Christi erkennen sollen. Darin liegt unsere Berufung, diese Erlöserliebe verstehen zu lernen, sie zu empfangen, sich verwandeln zu lassen und sich selbst hinzugeben. Dann lieben wir wie Gott liebt und haben den Sinn des Lebens gefunden. Wir leiden dann freiwillig unschuldig wie Christus und werden zum Werkzeug der Barmherzigkeit und Erlösung für viele Seelen. Wir erkennen dadurch Gottes Plan, der trotz der Sünde, des Leidens und des Todes in seiner Weisheit alles so lenkt, dass am Ende die Liebe wieder siegt. Darauf dürfen wir uns einlassen.
Dies sollte der erste Teil sein, um die Vererbung der Erbsünde und das Leiden mit unserem kleinen menschlichen Kräften versuchen zu erklären. Wir wissen alle, dass diese Erklärungen alle begrenzt sind, weil Gott immer unbegreifbar bleiben wird und deshalb sollen wir Kinder sein, die glauben und die Liebe empfangen, statt alles wissen zu wollen. Im Teil II geht es direkt um das Geheimnis der erlösenden Liebe im Leiden, wie wir selbst an den Leiden Christi (ob schuldig oder unschuldig) haben und mit Christus eins werden.
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