DIE HL. KOMMUNION

I. Einführung

Die Hl. Kommunion ist die Quelle, Höhepunkt und Ziel des ganzen christlichen Lebens. Papst Johannes Paul bezeichnete die Hl. Eucharistie als die "Seele des ganzen christlichen Lebens". Dort ist unser Zentrum, beim eucharistischen Herzen Jesu, dem geöffneten Herzen am Kreuz, aus dem das Blut und Wasser sich in seiner grenzenlosen Barmherzigkeit über uns Menschen ergießt.

Papst Benedikt schreibt in "Deus caritas est" (Gott ist die Liebe): "Der Blick auf die durchbohrte Seite Jesu, von dem Johannes spricht (vgl. 19,37), begreift, was Ausgangspunkt dieses Schreibens war: "Gott ist die Liebe" (1 Joh 4,8). Dort kann diese Wahrheit angeschaut werden.

Und von dort her ist zu definieren, was Liebe ist. Von diesem Blick her findet der Christ den Weg seines Lebens und Liebens."

 

Wenn nun die Hl. Eucharistie (Hl. Kommunion) das Zentrum des christlichen Lebens ist, dann muss als erstes dieser Blick auf die Seitenwunde Jesu der Blick sein, mit dem wir auf das Geheimnis der Eucharistie schauen. Wer nicht mit diesem Blick auf Jesus, verborgen in den Gestalten von Brot und Wein schaut, kann nicht glauben.  Unter diesem Blickwinkel wollen wir ein paar Grundsätze für den Empfang der Hl. Kommunion betrachten.

 

II. Wesen der hl. Kommunion

 

1. Kreuzopfer von Golgotha

 

Die Hl. Kommunion ist die unblutige Vergegenwärtigung der Hingabe Jesu in Fleisch und Blut am Kreuz auf Golgotha. "In seinem Tod am Kreuz vollzieht sich jene Wende Gottes gegen sich selbst, in der er sich verschenkt, um den Menschen wieder aufzuheben und zu retten - Liebe in ihrer radikalsten Form." (Deus caritas est)

Jesus wollte, dass wir bis zum Ende der Zeiten an allen Erlösungsgnaden dieses Hingabeaktes teilhaben und unser ewiges Heil erlangen. Aus dem Kreuzopfer, dem geöffneten Hl. Herzen Jesu, entspringen alle anderen Sakramente der Kirche (Taufe, Firmung, Beichte, Weihe, Ehe, Krankensalbung). Gleichzeitig ist es aber ein Aufruf an uns, dass wir unser Leben ebenso hingeben. Aus unserer eigenen Kraft wären wir dazu aufgrund der Erbsünde nicht in der Lage. Wir befinden uns also bei der Hl. Kommunion nicht einfach in der Hl. Messe in Raum und Zeit, sondern Raum und Zeit werden hier völlig aufgehoben, weil sich die Ewigkeit mit Raum und Zeit vereint, Gott mit den Menschen. Nur ist dies für unsere irdischen Augen unsichtbar, nur unser Herz kann es glauben. Deshalb kann man dieses "Geheimnis des Glaubens" auch nie mit der Vernunft eingrenzen und schematisch erklären. Es sind nur Hilfen und Stützen auf unserem Weg. Gott kann man nicht eingrenzen und pauschalisieren oder rationalisieren, die Liebe Gottes hat keine irdische Begrenzung, sie ist unendlich. 

 

2. Wirkungen 

 

Jesus ist das fleischgewordene Wort, der Logos, die "ewige Vernunft". Was also für das Wort Gottes gilt, gilt gleichermaßen auch für das Fleisch und Blut Christi in der Hl. Eucharistie. Der Mensch sucht in seinem innersten, seiner Seele, in seinem ganzen Sein, Gott, weil er von ihm ausgegangen ist und dorthin zurückkehren möchte. Diese Sehnsucht nach Gott kann aber schnell erstickt werden durch die Leidenschaften dieser Welt. Die Suche nach Gott aber liegt in der Natur des Menschen. So wie der Mensch Hunger bekommt, wenn er längere Zeit keine Nahrung für den Leib zu sich nimmt, so bekommt er auch Hunger, wenn er längere Zeit keine Nahrung für die Seele zu sich nimmt. Diese Nahrung ist das Wort Gottes und die Hl. Eucharistie, beides ist Jesus Christus, das fleischgewordene Wort. Die antike Welt träumte davon, "dass letztlich die eigentliche Nahrung des Menschen - das, wovon er als Mensch lebt - der Logos, die ewige Vernunft sei: Nun ist dieser Logos wirklich Speise für uns geworden - als Liebe.

Wir empfangen also in der Hl. Eucharistie, der Hl. Kommunion, Christus selbst und damit Gott selbst. Das ist es, was wir in unserem Herzen verstehen lernen sollen. "Die Eucharistie zieht uns in den Hingabeakt Jesu hinein." (Deus caritas est). Unsere menschliche Natur wurde durch die Erbsünde verdorben. Im Zustand der "Ur-Gerechtigkeit" im Paradies, lebte der Mensch in einem "ewigen Liebesaustausch", in einer "Ur-Einheit" in einer ewigen Beziehung der Treue und des Vertrauens. Diese Verbindung ist die Trauung, die "Ur-Ehe". Die Erbsünde bewirkte, dass wir der Liebe Gottes misstrauen und uns dadurch von ihm trennen. Mit anderen Worten kann man dies auch Eigenwille nennen. Hingabe wurde also durch die Erbsünde zum Eigenwillen. Der Mensch muss also wieder lernen die Liebe Gottes zu erkennen in seinem Herzen. Dazu dient das Wort Gottes. Dadurch lernt er wieder zu vertrauen und verbindet sich mit seinem Schöpfer. Diese Verwandlung vom der egoistischen Selbstliebe, vom Eigenwillen hin zur "aufrichtigen Selbsthingabe" vollzieht sich in und durch die Hl. Eucharistie. "Die Eucharistie zieht uns in den Hingabeakt Jesu hinein." (Deus caritas est)

Es ist also nicht nur eine Begegnung von Menschen, die sich zum Brotbrechen versammeln, sondern Jesus "antizipiert seinen Tod und seine Auferstehung, indem er schon in jener Stunde den Jüngern in Brot und Wein sich selbst gibt, seinen Leib und sein Blut als das neue Manna "(vgl. Joh 6,31 33) (Deus caritas est).

Genau darin liegt das große Geheimnis, dass die Hl. Kommunion wahrhaft die Begegnung zwischen Schöpfer und Geschöpf ist. Nicht nur das, Jesus selbst kehrt in uns ein und durchdringt Leib und Seele mit der Kraft seiner Auferstehung. So bewirkt die Hl. Kommunion, dass wir von innen heraus umgestaltet, vergeistigt werden. Wir sterben geistiger Weise und werden in Christus auferweckt zum neuen Menschen.

"Der Leib ist nicht für die Unzucht, sondern für den Herrn und der Herr für den Leib. Gott erweckte den Herrn und wird auch uns erwecken durch seine Macht (1. Kor 6,13-14)."

Die Hl. Eucharistie ist also "nicht von der Art, wie die Väter es aßen und starben. Wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit (vgl. Joh 6,58)"; "wir werden in die Dynamik seiner Hingabe hinein genommen" (Deus caritas est).

 

Die Hl. Kommunion ist auch nicht ein getrennter Akt von den einzelnen Besuchern des Gottesdienstes, "denn in der Kommunion werde ich mit dem Herrn vereint wie alle anderen Kommunikanten" (Deus caritas est). Das Fehlverhalten in der Hl. Kommunion, Ehrfurchtslosigkeit, Sündhaftigkeit, Geschwätzigkeit usw. wirkt sich also nicht nur auf mich selbst aus, sondern auch auf alle anderen Kommunikanten! Die Sünde hat Konsequenzen für die ganze Hl. Kirche und ist keine Privatsache! "Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib, denn wir alle haben teil an dem einen Brot" (1 Kor 10,17). Dies ist ein sehr wichtiger Aspekt, den viele vergessen. Oft sind Argumente zu hören wie, "Ich passe ja auf, ich bin ja fromm, was die anderen tun ist mir egal". Genau das will Jesus nicht. Es soll uns ein Herzensanliegen sein, dass die Menschen Christus in der Hl. Kommunion wahrhaft, demütig, rein und v. a. mit Glauben empfangen. Denn "alles, was nicht aus gläubiger Überzeugung geschieht, ist Sünde (Röm 14,23)."

 

"Die Vereinigung mit Christus ist zugleich eine Vereinigung mit allen anderen, denen er sich schenkt. Ich kann Christus nicht allein für mich haben, ich kann ihm zugehören nur in der Gemeinschaft mit allen, die die Seinigen geworden sind oder werden sollen." (Deus caritas est)

Das ist die Wirkung sowohl des würdigen Empfanges als auch des unwürdigen Empfanges der Hl. Kommunion, alle sind mit hineingenommen in die geistige Haltung beim Empfang. "Die Kommunion zieht mich aus mir heraus zu ihm hin und damit zugleich in die Einheit mit allen Christen. Wir werden ,ein Leib', eine ineinander verschmolzene Existenz. Gottesliebe und Nächstenliebe sind nun wirklich vereint: Der fleischgewordene Gott zieht uns alle an sich." (Deus caritas est)

Die Wirkung der Hl. Eucharistie ist also immer hingebende, selbstlose Liebe. Wo dies nicht der Fall ist, ist man noch nicht im Glauben in dieses Geheimnis eingedrungen und will noch eigenen Wege gehen. Gottes- und Nächstenliebe werden also in der Hl. Kommunion eins. Der gläubige Empfang der Hl. Kommunion bewirkt also immer Liebe. Daran erkenne wir, ob unser Glaube wahrer Glaube oder nur Selbstbetrug ist. "Eucharistie, die nicht praktisches Liebeshandeln wird, ist in sich selbst fragmentiert (Deus caritas est)." 

 

3. Leben oder Tod

 

Vielen ist nicht bekannt, dass der Empfang der Hl. Eucharistie auch zum eigenen Gericht führen kann. Jesus

spricht in der Hl. Schrift von der "Auferstehung des Lebens" und der "Auferstehung des Gerichtes". Das gute Handeln führt zum Leben, das schlechte zum Tod. Es geht also um unser Handeln vor Gott. Das Volk fragte Jesus, was sie tun sollen, um die Werke Gottes zu vollbringen. Jesus antwortete: "Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat (Joh 6,29)." Papst Benedikt XVI. spricht in "Deus caritas est" ebenfalls vom "Liebestun der Kirche". Dieses Liebestun ist nur möglich, wenn wir den in uns haben, der die Liebe ist, nämlich Christus. In der Hl. Eucharistie kehrt Christus selbst in uns ein und macht uns fähig unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst und Gott zu lieben aus ganzer Kraft, ganzer Seele, mit ganzen Herzen. Die Grundlage um in dieses Geheimnis der Liebe einzudringen ist der gläubige Blick auf das Kreuz. Der Glaube ist die Grundlage der Liebe, ohne Glaube kann ich die Liebe Gottes nicht verstehen und in mir Fleisch werden lassen! Glaube heißt kindlich sein Herz Gott hingeben, nicht eigenwillig sich selbst suchen. Der entscheidende Punkt zwischen Gut und Böse ist also wieder Eigenwille oder Hingabe, das ICH oder das DU. Die Liebe Christi sucht immer das DU, die Hingabe und niemals sich selbst.

Die Eucharistie kann also entsprechend unserer Haltung zwei Wirkungen hervorrufen: Gnade oder Sünde, Leben oder Tod, Barmherzigkeit oder Gericht.

Es kommt auf unsere innere Haltung an, auf unseren Glauben. Dieser Glaube wird gesät und genährt durch das Wort Gottes. Ohne Empfängnis des Wortes in unserem Herzen ist es unmöglich einen tiefen Glauben zu finden in die Gegenwart Jesu in der Hl. Eucharistie. Dann wird das Brot immer nur Brot und der Wein nur Wein sein. Dann ist die Hl. Messe ein stupider Ablauf von Gebeten und wird langweilig. Es liegt also nicht an der Kirche, dass die Kirche langweilig ist, sondern an unserem Unglauben und unserer Hartherzigkeit. Das Wort Gottes ist überall und will zu uns sprechen, auf das es auch in uns "Fleisch werden" kann. "Nahe ist dir das Wort in deinem Mund und in deinem Herzen (Röm 10,8)."

"Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt." Jeden Tag beten wir dies im Engel des Herrn. Denken wir auch darüber nach, was das bedeutet? Das Wort hat nicht nur unter uns gewohnt, sondern will   i n   uns wohnen! Dies kann ich aber nur glauben, wenn ich mein Herz öffne. "Denn aus dem Herzen kommt der Glaube, der zur Gerechtigkeit führt, und aus dem Munde das Bekenntnis zum Heile." (Röm 10,10) Paulus drückt es treffend aus: "Wie aber sollen sie glauben, von dem sie nicht hörten? Und wie sollen sie hören, wenn niemand verkündet (Röm 10,14)?" Was wird heute verkündet, der lebendige Glaube aus dem Herzen, dem Kindsein, oder das rationale,  mit dem Verstand ausgelegte Wort Gottes? Wir können sicher sagen zu einem großen Prozentteil mit dem Verstand aber nicht mit dem Herzen. Hier bewahrheitet sich das Wort von Jesaja: "Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, ihr Herz aber ist fern von mir (Is 19,13)." 

Das ist die Schwelle zwischen Tod oder Leben. Wer glaubt, mit dem Verstand die Hl. Eucharistie rationalistisch auslegen zu können, der hat sich schwer getäuscht und trinkt und isst sich selbst das Gericht. Die Hl. Eucharistie ist nicht irgendein Brot oder eine tote Materie, es ist Leben Gottes und Liebe Gottes, Gott selbst. Die Auslegung mit dem Verstand ist tot, nur das Fleischwerden des Wortes im Herzen bringt das Leben, "denn der Buchstabe macht tot, der Geist aber lebendig (2. Kor 3,6)." 

Der Hl. Paulus sagt: "Wenn du mit deinem Munde bekennst: ,Herr Jesus'   u n d   in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten erweckte, wirst du das Heil empfangen (Röm 10,9)." 

Wir sind in einer Zeit wo zwar bekannt wird mit dem Munde, aber nicht mit dem Herzen geglaubt. Da entscheidet sich also, ob wir das Heil empfangen oder das Gericht. Wenn ich Jesus empfange, ohne in meinem Herzen an ihn zu glauben, dass er wahrhaft in mich eingeht, sich in Fleisch und Blut mit mir vereinigt, dann trinke und esse ich mir das Gericht (vgl. 1. Kor 11,27-29). Auf diesen Punkt wollen wir nun näher eingehen: Die Handkommunion und die Mundkommunion.

 

II. Empfang der Hl. Kommunion

 

1. Hingabe und Besitzergreifung

 

Das Thema der Handkommunion und die zunehmende Abschaffung der Mundkommunion ist ein viel umstrittenes Thema, selbst bei führenden Theologen, Kardinälen und Bischöfen. Papst Johannes Paul hat jedoch in der "Instruktion 164, Redemptionis Sacramentum" über wichtige Punkte im Umgang mit der Hl. Eucharistie klar Stellung dazu genommen.

Hier soll niemand verurteilt werden, wenn er die Hl. Eucharistie mit der Hand empfängt. Wir wollen nicht andere schief anschauen, wenn sie die Hl. Kommunion nicht mit dem Mund empfangen. Es soll im Rahmen des Lehramtes der Kirche nur aufgeklärt werden, warum der Empfang der Hl. Eucharistie mit dem Mund Jesus am wohlgefälligsten ist. Jeder Gläubige hat immer das Recht, nach seiner Wahl die heilige Kommunion mit dem Mund zu empfangen (vlg. Instr. 164, Nr. 92). Wenn wir die oben genannten Ausführungen mit dem Herzen verstanden haben, dann dürfte es eigentlich keinen Zweifel mehr geben, warum wir die Kommunion mit dem Mund empfangen sollten.

 

Wie gelesen, sollen wir in unserem Herzen glauben, dass Jesus in der Hl. Eucharistie wahrhaft gegenwärtig ist und das Kreuzopfer vergegenwärtigt wird. Dieser Herzensglaube kann auch einfach ausgedrückt werden mit dem Wort Hingabe. Um dies besser zu verstehen betrachten wir die Beziehung zwischen Mann und Frau, die sich kennenlernen, verlieben, heiraten und eine Familie gründen. Die Reihenfolge ist bewusst so gewählt.

Stellen sie sich einmal vor, ein fremder Mann oder eine fremde Frau geht auf sie zu und küsst sie einfach auf den Mund. Das wäre sehr unangenehm, weil er ihre Intimität, ihren privaten Bereich betreten hat. Man könnte auch sage, er hat die Ordnung der Reinheit und die Reinheit selbst verletzt.  Die Phase des Kennenlernens braucht Zeit, Verstehen aber auch vor allem eine heilige Bescheidenheit und Zurückhaltung in Ehrfurcht vor der Würde des anderen Geschlechtes. Gerade das scheint heute überhaupt kein Thema mehr zu sein. Es ist regelrecht "normal" geworden sich kennenzulernen und ohne das Sakrament der Ehe einen "Lebenspartner" zu haben. Genau da liegt das Problem. Man meint, es gäbe Liebe auf Zeit. Gibt es einen Gott auf Zeit? Nein, also gibt es keine Liebe auf Zeit! Ist Gott einmal treu und dann nicht? Nein, Gott ist immer treu. Die Hl. Kommunion ist ein Bund, der Neue Bund, den Gott in Leib und Blut Christi mit uns geschlossen hat, ein ewiger Bund. Ewigkeit heißt immer Vollkommenheit, dort gibt es keine Zeit mehr, die wahre Gottesliebe ist ewig. In der Hl. Kommunion berühren sich also die irdische Zeit und die Ewigkeit, Gott mit den Menschen. Es ist eine innige Vereinigung in unserem Herzen mit Gott im Fleisch und Blut Christi. Vollkommenheit und Ewigkeit bedeutet immer eine vorbehaltlose Hingabe, ohne Bedingungen und ein Sich-Verschenken. Gott hat sich uns am Kreuz vollkommen geschenkt, ohne Ausnahme und wartet auf unsere Antwort auf diese Liebe. Diese Antwort ist die Hingabe unseres Herzen, die Annahme der Wahrheit wie ein Kind (Lk 18,17). Das ist wiederum der Glaube. Der kindliche Glaube ist der anfängliche Herzenszustand von Adam und Eva im Paradies. Sie ließen sich von Gott beschenken in vollkommener Hingabe. Die Liebe zwischen Mann und Frau, die geschlechtliche Vereinigung, soll dieses Verschenken wiederspiegeln. Durch den Bund der Ehe nehmen Mann und Frau in ihrer geschlechtlichen Vereinigung am "ewigen Liebesaustausch" der Hl. Dreifaltigkeit teil. Dort wo sich diese Vereinigung ohne das Sakrament der Ehe vollzieht, nehmen sie nicht an diesem Liebesleben teil. Die Liebe ist verunreinigt durch die Erbsünde. Diese Liebe muss also gereinigt werden. Die Familie und das Sakrament der Ehe ist also ein analoges Bild für die Hl. Dreifaltigkeit und dem Sakrament der Hl. Eucharistie. Bei beiden ist das Stichwort: Hingabe, Sich-Verschenken und Beschenken-Lassen.

 

Um nun auf den Kern der Sache zu kommen, betrachten wir das Gegenteil von Sich-Verschenken: Das Besitz-Ergreifen und Habenwollen. Papst Johannes Paul beschreibt in "Theologie des Leibes" es so, dass dass Adam und Eva ihre Sexualität durch die Erbsünde neu entdeckten. "Das Element der Hingabe" wurde "zu einem Element der Besitzergreifung" (23. Juli 1980). Der Mensch wollte sich nicht mehr öffnen, sondern verschloss sein Herz gegenüber der Liebe Gottes. Dieses Verschließen ist das Wesen der Begierde, weil es eine Ablehnung Gottes ist, die Sünde. Wer sein Herz verschließt, kann nicht glauben!

Dieses Verschließen des Herzens kann man auch als das Verschließen der Türe bezeichnen, der Tür in die Ewigkeit. Jesus selbst sagte: "Ich bin die Tür" (Joh 10,9).

Jesus steht vor unserer Herzenstür und will sich mit uns vereinen: "Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an; wenn einer meine Stimme hört und die Tür aufmacht, bei dem will ich eintreten und das Mahl mit ihm halten und er mit mir" (Offb 3,20).

 

Jesus will Mahl mit uns halten oder anders gesagt, er will sich mit uns vermählen. Diese Vermählung ist die Hochzeit des Lammes mit den Menschen, der Neue Bund in seinem Kostbaren Blut. Dies ist wiederum die Hl. Kommunion. Jesus spricht aber hier auch davon, dass das Hören seiner Stimme und die Öffnung des Herzens zusammen gehören, eine Einheit bilden. Die Stimme sollen wir nicht nur mit dem Verstand hören, sondern wir sollen mit dem Herzen hören, was Gott uns sagt. Jesus führt uns durch sein Wort in der Hl. Schrift und durch dieses Wort werden wir zum Glauben an seine Gegenwart in der Hl. Kommunion geführt. Ohne Hören des Wortes Gottes kann keine Glaube entstehen (vgl. Joh 8,43;47). Es geht also immer um das Herz. Wir erkennen aber auch den Zusammenhang zwischen der Sprache, also dem Mund und dem Herzen. Jesus sagt, "wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund" (Mt 12,34).

An anderer Stelle sagt er, dass das, was aus dem Munde herausgeht den Menschen verunreinigt (vgl. Mt 15,11). Die Hl. Kommunion ist die Vereinigung des ewigen Wortes, des Logos, mit dem Menschen mit Leib und Seele. Jesus betonte, das wir schon rein sind, des Wortes wegen, das er zu uns gesprochen hat und immer noch tut (vgl. Joh 15,3). Im Johannes-Prolog heißt es, dass im Wort das Leben ist und dieses Leben das Licht der Menschen ist. Das Leben im Wort ist der Hl. Geist. Diese Worte sind "Geist und sind Leben" (vgl. Joh 6,63). Das Wort ist ein lebendiges Wort. Dieses Wort ist Fleisch geworden und deshalb ist auch das Fleisch und Blut Jesu Christi lebendig und rein, "das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist" (vgl. Joh 6,51). Die Hl. Kommunion ist also eine Begegnung mit dem Leben und der Reinheit selbst. Jesus Christus hatte nicht die kleinste Unreinheit in seinem Herzen, er ist Gottes Sohn. Wenn wir also ihn empfangen in der Hl. Eucharistie dann empfangen wir sein heiliges, reines Fleisch und Blut, den Logos in Fleisch und Blut.

 

Betrachten wir nun diese Begegnung mit Christus im Sakrament der Hl. Eucharistie durch die "Brille der Ehe" (Theologie des Leibes). Gehen wir auf o. g. Beispiel von Mann und Frau ein. Wenn sich Mann und Frau begegnen,

dann begegnen sie sich nicht nur auf leiblicher Ebene. Es begegnen sich Leib, Seele, Herz, Verstand, Wille, Gefühl, der ganze Mensch. Genauso ist es auch in der Hl. Kommunion. Gott in seiner ganzen Fülle begegnet und berührt uns in unserem ganzen Menschsein, nicht nur als Hostie zum Essen! Er durchdringt uns vollkommen und will uns verwandeln in heilige Kinder Gottes. Eine Frage: Wenn Mann und Frau sich im Geschlechtsakt vereinigen, tun sie dann das mit ungewaschen, schmutzig oder mit vorgehaltener Hand. Eine zweite Frage: Ist eine vollkommene Hingabe von Mann und Frau ohne Vorbehalt möglich mit Verhütung? Eine dritte Frage: Ist eine vollkommene Hingabe von  Mann und Frau möglich ohne ein ewiges Gelübde durch, mit und in Gott? Nein, nichts von dem ist möglich. Die Verhütungsmentalität hat im Kern genau diese ablehnende Haltung gegenüber dem Leben, das "Besitzergreifen". Das heißt so viel wie, "Ich liebe dich, aber nur bis zum Kondom". Die Liebe Gottes ist rein, ohne Makel, ohne Vorbehalt, sie will Totalität und keine Beziehung auf Zeit! Gott will sich in der Hl. Kommunion nicht so als Spaß und Vergnügen schenken, sondern dieser Spaß ging für uns freiwillig ans Kreuz, hat sein Leben hingegeben und sein Blut für uns vergossen! Das ist der Blick den wir haben müssen wie in Punkt I. erwähnt.

 

Die Frage wie wir die Hl. Kommunion empfangen ist also eine Frage der Reinheit, der reinen Liebe und damit eine Frage der persönlichen Hingabe. Papst Johannes Paul II. sagte so: "Der Mensch kann sich nur durch die aufrichtige Hingabe seiner selbst vollkommen finden" (II. Vatik. Konzil). Wenn der Mensch ein Abbild Gottes ist, von Gott ausgegangen ist und dorthin zurückkehren soll, wo wird er sich dann wohl finden? In Jesus Christus, also auch am Kreuz und in der Hl. Eucharistie. Diese aufrichtige Selbsthingabe ist der "Schlüssel der Erkenntnis" des Geheimnis der Hl. Eucharistie. Es ist auch der "Schlüssel der Vereinigung" und der "Schlüssel der Reinheit". Dieser Schlüssel ist das Kreuz. Wie wir oben betrachtet haben, bedeutet Unglaube sein Herz zu verschließen, Christus die Tür zu verschließen. Die Folge ist die Trennung von Gott, er kann nicht Hochzeit mit uns feiern. Genau das geschah bei der Erbsünde von Adam und Eva. Eva verschloss ihr Herz und glaubte nicht mehr, dass Gott sie liebt. Die Folge war der Tod, Kain erschlug seinen Bruder Abel auf dem Blutacker. Christus ging für uns ans Kreuz und gab alles für uns hin, alles, Leib, Herz und Seele, Wille und Verstand. Er gab sich als wahrer Mensch vollkommen hin, damit wir leben.

Am Kreuz Jesu Christi wurde das Hl. Herz Jesu geöffnet mit der Lanze des Soldaten und es strömte Wasser und Blut heraus. Das Hl. Herz Jesu ist die Tür in die Ewigkeit. Das Kreuz ist der Schlüssel, der diese Tür zur Wohnung des Vaters und damit zur Ewigkeit wieder aufgesperrt hat. Das Licht aus der Ewigkeit kann so durch diese Tür wieder in unsere Wohnung, in unsere Seele leuchten und uns verwandeln. Im Hl. Herzen Jesu sind alle unsere Herzen.

 

Wenn wir also Christus in der Hl. Kommunion begegnen, dann ist es in erster Linie eine "Herzensbegegnung", eine innere Begegnung. Was Christus hier gar nicht gebrauchen kann und ihm die Tür verschließt ist Stolz, Hochmut, Habsucht, einfach jede Sünde. Die Sünde ist nichts anderes als Unreinheit des Herzens. Was sagte Christus über die Erkenntnis Gottes? "Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen" (Mt 5,8).

Gott ist das fleischgewordene Wort, gestorben am Kreuz und gegenwärtig in der Hl. Eucharistie. Wenn wir also Gott schauen wollen in der Hl. Eucharistie, dann brauchen wir ein reines Herz! Jede Unreinheit des Herzens verhindert die Erkenntnis Gottes und damit auch die Vereinigung und Heilung in der Hl. Kommunion. "Darum sind unter euch viele Schwache und Kranke und sind so manche entschlafen. Gingen wir mit uns selbst ins Gericht, würden wir nicht gerichtet werden" (1. Kor 11,30-31).

 

Diese Reinheit des Herzens ist die aufrichtige Selbsthingabe an Gott, v. a. in der Hl. Kommunion. Aufrichtig heißt auch wahrhaftig und wahr heißt immer rein. Am Beispiel der Ehe kann nun jeder selbst entscheiden, welche Form des Kommunionempfanges für ihn persönlich eine größere Hingabe ist.

Stellen wir uns einmal ernsthaft die Frage, warum wir Jesus nicht mit dem Mund empfangen wollen. Meist ist es uns unangenehm, weil Mundkommunion eine "intimere Begegnung" ist als die Handkommunion. Vergleichen wir es mit dem Beispiel von Mann und Frau. Was ist intimer, ein Kuss auf den Mund oder das Händeschütteln?

Prüfen wir für uns selbst und gehen wir mit uns selbst ins Gericht! Ist unser Herz offen für Gott oder ist unser Glaube nur oberflächlich. Gott ist nicht oberflächlich, er ist die Tiefe selbst, er will wie in einen Brunnen bis auf den Grund in uns einkehren und uns von innen heraus verwandeln und erneuern.

Der Akt der Selbsthingabe kann besonders bei der Mundkommunion wunderbarer Ausdruck der Liebe zu Gott sein. Das muss auch immer der Beweggrund sein für die Mundkommunion. Ich weiß es aus eigener Erfahrung, dass gerade die Oberflächlichkeit und Lauheit uns die Mundkommunion als nicht erforderlich erscheinen lässt. Da hat der Feind wohl schlaue Arbeit geleistet.

Unser Mund ist das "Tor der Lippen" (Ps 141,3). Aus dem Mund kommt das Zeugnis des Wortes. Aus dem Herzen kommt das Zeugnis der Liebe. Aus der Geschlechtlichkeit kommt das Zeugnis des Leibes. In Christus wurde alles lebendig gemacht und vereint in seinem Hl. Herzen. Die Öffnung des Mundes hat also immer auch mit der Öffnung des Herzens verbunden. Wenn unser Herz verschlossen ist, dann ist das Zeugnis des Wortes ohne Inhalt, es ist Wasser und kein Wein, es ist nicht befruchtet. Diese Frucht im Wort ist der Hl. Geist und damit der Geist der Reinheit.

 

III. FAZIT

 

Es soll keiner gezwungen werden Jesus in der Hl. Kommunion kniend mit dem Mund, ehrfurchtsvoll und mit reinem Herzen zu empfangen. Es ist eine Einladung zur Hochzeit des Lammes, zum Mahl des Lammes. Diese Einladung ist immer eine Einladung zur Hingabe. Jesus lädt uns mit dem barmherzigen Blick der Liebe vom Kreuz her ein, indem er spricht: "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird ... das ist mein Blut, das für euch vergossen wird." (vgl. Lk 22, 19-20)

Jesus ging selbst durch den Tempel in Jerusalem und reinigte ihn von den Geldwechslern und Händlern, bevor er die Hl. Eucharistie beim Letzten Abendmahl einsetzt. Genauso will er auch durch unseren Tempel, unseren Leib, unsere Seele gehen, mit seinem Kostbaren Blut, um uns zu reinigen von allen Götzen. Alles was nicht Hingabe an Gott ist, ist ein Götze und kann uns nicht mit Gott vereinigen. Es ist Eigenwille und Besitzergreifung.

Diese Ausführung sollen anregen zum Nachdenken, wo wir in unserem Herzen verstockt, versteift, verschlossen sind. Wie oft betrügen wir uns selbst, wenn wir zur Hl. Eucharistie gehen und Jesus empfangen! Wir haben oft nicht den Mut uns selbst aufrichtig und wahrhaftig im Lichte der Wahrheit zu prüfen und selbst vor Gott zu treten als arme Sünder. Genau das sollten wir aber immer tun,   b e v o r   wir Jesus in der Hl. Kommunion empfangen. Die Tempelreinigung ist die Seelenreinigung, namentlich die Hl. Beichte. Ohne Hl. Beichte Jesus empfangen bedeutet Jesus in einen Mülleimer einladen. Gerade das wird nicht mehr gelehrt, man geht gedankenlos zur Hl. Kommunion und trinkt und isst sich das Gericht. Jesus wird dabei von Neuem ans Kreuz geschlagen und wir wissen es oft nicht.

 

 

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