Tabuthema in der Hl. Beichte ?
1. Warum das Sakrament der Beichte ?
Im Katechismus der Katholischen Kirche steht u. a. geschrieben, dass es das "Sakrament der Umkehr", ein "Schritt der Rückkehr zum Vater". Es ist das "Sakrament der Vergebung" und der "Versöhnung" (vgl. KKK, 1423,1424). Der Sünder kommt zum barmherzigen Vater und bekennt vor ihm seine Sünden, sein eigene Schwachheit und vertraut sich ganz der Liebe des himmlischen Vaters an. Wenn der Mensch diese "Bekehrung des Herzens" (vgl. KKK, Nr. 1430) braucht, dann hat sich sein Herz irgendwann in die falsche Richtung gekehrt. Das geschah bei der Erbsünde von Adam und Eva. Jetzt ist es noch wichtig kurz anzusprechen, was "Sünde" eigentlich heißt. In diesem Wort steckt das Wort "absondern", also von Gott trennen, seine Liebe ablehnen. "Um zu verstehen, was Sünde ist, muss man den tiefen Zusammenhang des Menschen mit Gott beachten. Sieht man von diesem Zusammenhang ab, wird das Böse der Sünde nicht in ihrem eigentlichen Wesen - als Ablehnung Gottes, als Widerstand gegen ihn - entlarvt (vgl. KKK, Nr. 386). Die Sünde ist als erstes ein "Missbrauch der Freiheit (...), die Gott seinen vernunftbegabten Geschöpfen gibt, damit sie ihn und einander lieben können (vgl. KKK, Nr. 387)."
Nun zählt der Katechismus (vgl. Nr. 397) drei wichtige Punkte auf, die der Mensch bei der ersten Sünde (Erbsünde) getan hat:
a) Er ließ in seinem Herzen da Vertrauen zu seinem Schöpfer sterben
b) missbrauchte seine Freiheit
c) gehorchte dem Gebot Gottes nicht
Die Erbsünde enthält in sich den Glauben, "Gott liebt dich nicht", also das Bild eines strafenden Gottes. Der Mensch glaubte nach der Erbsünde, die in ihm die Frucht des Todes (Verlust des ewigen Lebens in der Seele und im Leib) hervorbrachte, dass Gott ein gerechter Gott ist, ein strenger Richter. Er erkennt nicht mehr in sich, dass Gott ein barmherziger, ein liebender Gott ist, der alle seine Kinder als eine Familie bei sich in seinem Herzen haben will. Deshalb will und kann er sich ihm von sich aus nicht mehr frei schenken. Der Mensch beginnt jetzt auch selbst zu richten. Das falsche Gottesbild überträgt sich auch auf das Menschenbild, so dass er seinen Nächsten richtet, über ihn urteilt und nicht mehr barmherzig sein kann. Dieses Bild des Menschen vom strafenden Gott, die Angst vor Gott nach der Erbsünde (vgl. Gen 3,10), zeigt Jesus im Gleichnis von den Talenten (vgl. Mt 25,18;24-25; Lk 19,20-21) auf. Er sagt damit ganz klar aus, dass diese Einstellung, diese innere Vorstellung von Gott, immer falsch ist!" Er sagt zu ihm: "Aus deinem eigenen Munde nehme ich das Urteil für dich, du böser Knecht! Du wusstest, dass ich ein harter Mann bin, dass ich nehme, was ich nicht eingelegt, und ernte, was ich nicht gesät habe (vgl. Lk 19,22)." Das entscheidende Wort ist hier der "harte Mann". Das Wort hart heißt auch "verhärtet". So kann man sich die "Einwurzelung" der Sünde im Menschen vorstellen. Vor der Erbsünde war der Mensch weich, wie fließendes Wasser, wie Wachs, "sanftmütig und demütig von Herzen" (vgl. Mt 11,29). Nach der Erbsünde erstarrt der Mensch, er wird kaltherzig und hochmütig (vgl. Mt 24,12). So ist es auch mit einem Menschen, der Angst vor den Menschen und damit Angst vor Gott hat. Der Umgang mit dem Nächsten spiegelt immer die Beziehung zu Gott. Angst kommt vom lateinischen Wort "angustus", d. h. Enge. Starr sein, heißt oft auch "engstirnig" oder "engherzig". Diese Kaltherzigkeit gilt es zu heilen. Das geschieht, wenn das Herz des Menschen wieder für Gottes Liebe geöffnet wird, er die Liebe Gottes erkennt, sie annimmt und daran glaubt. Dann hat er das ewige Leben (vgl. Joh 17,3;8). "Wir haben der Liebe geglaubt (DCE, S. 5)". Die Sünde, das Leid und der Tod kam in die Welt, weil der Mensch einer falschen Liebe (vgl. Gen 3,5) geglaubt hat, die sich im Schafspelz der wahren Liebe getarnt hat (vgl. Mt 7,15). Er wurde vom Teufel betrogen, angelogen und in seiner Würde entstellt, aber niemals von Gott. Das sollen wir im Herzen erkennen. In der gesamten Menschheitsgeschichte wiederholt sich das fortlaufend. Deswegen ist es so wichtig wieder zu erkennen, mit welcher Liebe Gott uns liebt, zu empfangen, mit dieser Liebe eins zu werden und sie an andere zu verschenken. Das ist unsere Lebensberufung. Die erste Priorität ist das Sein in der Liebe.
2. Die erlösende Liebe im Sakrament
Diesen Auftrag hat Jesus von seinem Vater erhalten und uns übergeben. Er sollte uns die Liebe des Vaters in sich selbst offenbaren. "Wer mich sah, hat den Vater gesehen (Joh 14,9b)." Was Jesus von sich aussagt, dass sagt immer der Vater selbst aus: "Das Wort aber, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat (Joh 14,24)." Das ewige WORT des Vaters, das im Anfang bei Gott war und Gott selbst ist (vgl. Joh 1,1-3), kommt in unsere Welt, ja in unser Fleisch und Blut um uns darin zu erlösen (vgl. 1. Joh 4,9). Jesus heißt "Gott rettet" und das bedeutet wiederum "Barmherzigkeit". Immer wieder sagt uns Jesus, dass sein Vater ein barmherziger Vater ist und in besonderer Weise finden wir das im Gleichnis vom Barmherzigen Vater oder vom verlorenen Sohn (vgl. Lk 15,11-32). Jesus ist "nicht gekommen um die Welt zu richten", sondern sie "zu retten" (vgl. Joh 12,47). Sein Gericht besteht für uns darin, dass er uns barmherzig ist. Die Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht. Das ist eben der große Unterschied zu der Vorgehensweise in der Welt. Hier wird schnell verurteilt, die Leute werden vor Gericht gezerrt, sie werden angeklagt, Todesstrafen werden verhängt und man vergisst, dass Jesus gesagt hat: "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit dem Urteil, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden (vgl. Mt 7,1;2a)."
Der Unterschied zwischen dem Richten und der Barmherzigkeit besteht in der Ausrichtung des Herzens. Der Richtende urteilt nach dem Äußeren und ist auf sein ICH ausgerichtet, der Barmherzige urteilt überhaupt nicht, sondern will nur retten. Sein Blick ist auf das Innere gerichtet, auf die Würde der menschlichen Person, und er ist auf das DU ausgerichtet. Die Sünde wendet sich von diesem Du, vom Nächsten ab, weil in ihr das Wesen der Ablehnung Gottes liegt, das "non serviam", d. h. "Ich diene nicht". "In dieser Sünde zog der Mensch sich selbst Gott vor und missachtete damit Gott (vgl. KKK, Nr. 398)." Das ist das "Bezweifeln des Geschenks" (TLA). Der Mensch zweifelte, dass Gott Vater ihm alles von sich aus schenkt, ohne dass er vorher etwas dafür leisten oder können muss. Das ganze Leben ist ein Geschenk Gottes. "Darin besteht diese Liebe: nicht das wir Gott liebten, sondern dass er uns liebt und seinen Sohn sandte zur Sühne für unsere Sünden (1. Joh 4,10)." Was für ein wunderbares Geschenk. Der Mensch war vor der Erbsünde ein kleines Kind, völlig gehorsam, im vollen Vertrauen auf die sich selbst verschenkende Liebe Gottes. Die erlösende Liebe des Vaters wird uns in seinem Sohn Jesus Christus unverdient im Heiligen Geist (also in Wort und Sakrament) geschenkt. Er ist gekommen um uns zu dienen, uns zu beschenken. Er will, dass seine Freude (vgl. Joh 15,11), seine Liebe (vgl. Joh 17,26), sein Leben (vgl. Joh 10,10) und sein Friede (vgl. Joh 14,27) in uns ist. All das ist im WORT, dass in uns Fleisch werden soll. In diesem Wort ist das Leben und dieses Leben ist das Licht der Menschen (vgl. Joh 1,3). Dieses Wort, der Sohn Gottes, kam zu uns, ja in uns, um uns in sich aufzunehmen, zu kommunizieren und wieder mit zum Vater zu nehmen. Damit lehrt uns der Vater in seinem Sohn genau das Gegenteil von dem, was die Welt uns lehrt. Die Welt sagt uns, dass wir etwas leisten müssen, sie versucht die Probleme mit wissenschaftlichen Methoden, Psychologie und Esoterik zu lösen. Satan sagt uns, dass wir von Gott nicht so angenommen sind, wie wir sind und stark sein müssen. Gott sagt uns aber: "Es genügt dir meine Gnade; denn die Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung (2. Kor. 12,9)." Gott löst seine Probleme mit seiner vergebenden (engl. for-giveness = vorausgebend) Liebe! Unsere einzige Aufgabe besteht also darin, dass wir diese Liebe annehmen: "Wer das Gottesreich nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen (Lk 18,17)." Wir sind oft deshalb so verschlossen gegenüber Gott, weil wir von den Menschen, ja oft von den eigenen Eltern, so sehr im Herzen verwundet sind, durch Lieblosigkeit, Ablehnung, Gefühlskälte usw., dass wir bald niemandem mehr vertrauen können. Jesus will uns genau davon heilen, von diesen inneren Verwundungen. Deshalb macht er sich so klein wie ein Kind (Bethlehem), kommt um uns zu dienen und für uns zu sterben (vgl. Mk 10,45), damit wir wieder rein und heilig werden, Menschen, die mit der Liebe Gottes angefüllt sind bis zum Rand. Das ist der Wille Gottes! Dazu ist es aber notwendig, dass ich aufhöre den anderen zu verurteilen, mich zu beschweren, was andere mir antun, sondern ich soll es lernen anzunehmen, im Bewusstsein, dass nicht der Mensch der Urheber dieser Leiden ist, sondern das Böse: "Wehrt euch nicht gegen den Bösen, sondern wer dich auf dein rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin (...) Liebt eure Feinde und betet für sie, die euch verfolgen (vgl. Mt 5,39;44)." Das hat uns Jesus vorgelebt. So liebt Gott Vater uns kleine Kinder und so sollen wir diese Liebe auch annehmen! Jesus will also in unser Herz hinein, aber er achtet unseren freien Willen über alles. Es ist notwendig, dass wir zuerst zu ihm kommen wie ein kleines Kind durch die Mutter (Maria-Kirche) über den Sohn (Jesus in den Sakramenten) zum Vater (Gott Vater) kommen. Wir können nicht von den Wunden in uns geheilt und von der Sünde befreit werden, wenn wir nicht in den Beichtstuhl gehen! Die Bußandacht, die oft in der Fastenzeit gehalten wird, ersetzt nicht diese Ohrenbeichte. Gott selbst erwartet uns als ein liebender, barmherziger Vater im Beichtstuhl. Es ist für uns ein freiwilliges Gericht, dem wir uns stellen. Wir geben selbst zu, dass wir gesündigt haben, gehen also in die Demut. Und Jesus hat uns gesagt, dass die Demut zur Erhöhung führt (vgl. Mt 23,12). Mache ich mich ganz klein, dann macht Gott mich ganz groß. Bin ich ganz schwach, dann ist Gott ganz stark in mir.
3. Die Tiefenreinigung an der Wurzel
Jesus ist "sanftmütig und demütig von Herzen" (vgl. Mt 11,29) und kein "harter Mann". Er sagt dadurch auch das gleiche aus über Gott Vater und den Heiligen Geist, über die Hl. Dreifaltigkeit. Das ist eine große Verantwortung für alle Priester, die das Sakrament der Beichte spenden dürfen. Sie dürfen keine Psychologen sein, keine Wissenschaftler, sondern sie sollen ein Kanal der Barmherzigkeit Gottes sein. Es handelt nämlich nicht der Priester in der Beichte, sondern Gott Vater selbst durch seinen Sohn im Heiligen Geist und in der Heiligen Kirche (Mutter). Der Priester ist nur das Werkzeug. Es sitzt Gott vor uns, wenn wir in die Beichte gehen. Es ist kein "Kaffekränzchen" oder eine bloße Gewohnheit, sondern ich soll dort mein Herz ausschütten können. Gerade da mangelt es oft auch bei zahlreichen Priestern. Schlechte Erfahrungen bei Beichtvätern durch deren mangelnde Verankerung in der Kontemplation und dem Bewusstsein "Werkzeug der Liebe Gottes" (Sakrament) zu sein, führen oft zu einer großen Ängstlichkeit gegenüber der Beichte. Es darf niemals ein Zwang sein, sondern schon den Kindern sollte von Anfang an gelehrt werden, dass sie hier der liebende Vater empfängt. Genauso gilt das für die Priester. Beichten soll zu einer Freude werden, zu einer Erfahrung der Liebe! Diese Erfahrung durfte ich selbst bei meiner Lebensbeichte machen, wie Jesus mein versteinertes Herz aus der Brust gerissen und mir ein neues Herz eingepflanzt hat. Ich wurde auf der Stelle von Drogen- und Alkoholkonsum und von tiefsitzenden Ängsten befreit. Die Sünde hat sich tief in unserem Herzen eingenistet und deshalb soll Jesus auch ganz tief in unser Herz hinabsteigen können, in den Brunnen, damit dort die "Quelle des Lebens" wieder emporsprudeln kann (vgl. Joh 7,38), seine Liebe uns von innen heraus heilen kann. Die geistlichen Verwundungen in unserem Herzen bewirken die Versteinerung, wir bauen uns einen Schutzwall auf, eine Felswand, an der die Menschen nur noch abprellen. Diese Mauer des Stolzes will Jesus niederreißen und uns ganz weich, sanftmütig und demütig, vertrauend und kindlich machen. Unsere Seele ist oft eingemauert wie eine Burg und der Hausherr (Luzifer) verteidigt sie mit allen Mitteln. "Wenn der Starke wohlbewaffnet seinen Hof bewacht, so ist sein Eigentum in Sicherheit. Kommt aber ein Stärkerer als er über ihn und überwältigt ihn, so nimmt er ihm seine ganz Rüstung, auf die er sich verlassen hatte, hinweg, und verteilt seine Beute (Lk 11,21-22)." Dieser "Starke" ist Satan, der in seinem Hochmut glaubte, Gott selbst am Kreuz besiegt zu haben. Der "Stärkere" ist Christus selbst. Aber wie zeigt sich diese Stärke in ihm? In der Schwachheit. Er selbst ist es, der sich seine Rüstung nehmen lässt, seine Kleider ausziehen lässt und sich ans Kreuz schlagen lässt in Schwachheit und genau dadurch besiegt er das Böse, die Sünde, ja sogar den Tod. "Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen, und das Schwache an Gott stärker als die Menschen (1. Kor 1,25)." Diese "geistige Kreuzigung" vollzieht sich in dir, wenn du zur Beichte gehst. Du sollst so schwach werden wie Christus und deine "Rüstung" aufgeben, mit der du dich gegen Gott zu verteidigen suchst, nur um dich vor deinen inneren Wunden zu schützen. Die Liebe Gottes muss am Anfang weh tun, damit du erkennst, wo du verwundet bist. Jetzt ist es entscheidend, dass du das, was dir durch die Umgebung zugefügt wird, lernst anzunehmen mit der Kraft Gottes. Dazu hilft dir das Gebet, die Gottesmutter und vor allem die regelmäßige Hl. Beichte. Bevor ein Bauer in einem Acker seine Saat ausstreuen kann, muss er zuerst die großen Steine wegräumen, die sonst den Pflug kaputt machen würden. Diese Steine sind die großen, schweren Sünden, die Todsünde(n). Das ist meist die Lebensbeichte, bei der dieser erste große Stein weggewälzt wird. Dann ist es aber wichtig, dass du dabei nicht stehenbleibst, sondern langsam Gott an dir "pflügen" lässt. Dieser Pflug ist das Kreuz, dein Lebenskreuz! Dieses "Programm des Pflügens" heißt: "Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht (Joh 12,24;25a)." Dieses "innere Sterben" kann dann beginnen, wenn du "JA" dazu sagst, wenn du dich nicht mehr gegen das, was dir in deiner Umgebung an Leiden begegnet, wehrst (vgl. Mt 5,39). Immer dann, wenn wir uns gegen unseren Nächsten auflehnen, weil wir meinen, dass er uns das Leiden zufügt, dann sind wir nicht in der Demut und stehen auf der Seite Satans. Jetzt kannst du natürlich sagen, dass dir ja der andere Ungerechtes getan hat. Das mag sein, es könnte aber auch sein, dass du im Herzen blind bist und diesen "Pflug Gottes" nicht erkennst, der durch den Nächsten wirkt. Die Barmherzigkeit Gottes ist in seinem Wesen das unschuldige Leiden, d. h. von sich abzustehen und sich selbst im Leiden für andere hingeben (Joh 15,13). Das ist ein Geheimnis Gottes, dass der Vater das Böse nicht einfach zerstören wollte, sondern es nach seinem Willen zulässt um daraus die Liebe zu wirken. "Simon, Simon, siehe der Satan hat verlangt, euch sieben zu dürfen wie den Weizen (Lk 22,31)." Warum tut er das? Die Kirche lehrt, dass er (Satan) zuerst ein von Gott erschaffener guter Engel war. ,Der Teufel und die anderen Dämonen wurden zwar von Gott ihrer Natur nach gut geschaffen, sie wurden aber selbst durch sich böse' (KKK, Nr. 391)." Deshalb zerstört Gott das Böse nicht einfach.
Das bedeutet für dich, dass in deinen Leiden, die du jetzt trägst, der Wille Gottes verborgen ist, sein Plan der Barmherzigkeit. Das Leiden wird zu deiner "Berufung" (SD), wenn du es so annimmst, wie es Jesus getan hat. "Dadurch ist verherrlicht mein Vater, dass ihr viele Frucht bringt und euch als meine Jünger erweist (Joh 15,8)." Das bedeutet, dass du in seiner Liebe bleiben sollst, die Kreuzesliebe. Daran scheitern die meisten Menschen, weil sie automatisch, wenn ihnen Leiden zugefügt wird, sagen, dass Gott straft, sonst würde er das nicht zulassen. Nur, wer als erstes die Leiden annimmt, verbindet sich mit der Liebe im Leiden Christi und die Barmherzigkeit Gottes verwandelt unser Herz. Dieser Dienst der Barmherzigkeit Gottes vollzieht sich in dir in der Hl. Beichte. Die Beichte geht daher über das eigentliche Bekenntnis hinaus. Es gehört auch dazu, dass du bereust, betest, Buße übst und einen Vorsatz nach der Beichte ausführst (z. B. bei Schmähungen, Ermahnungen zu schweigen). Dann "bringst du Frucht", du stirbst innerlich und wirst gleichzeitig neu geboren. Es ist so, als würdest du anfangen eine Grube auszuheben und Schritt für Schritt ein neues Haus bauen. Soll das Haus schön sein oder eine Bruchbude in dir? Lasse also diesen Pflug Gottes so an dir walten, wie es dir Jesus auf dem Kreuzweg zeigt. Sage "JA", auch wenn es weh tut und sei dir bewusst, dass das Leiden ihre erste Wurzel in der Erbsünde, also im Bösen hat. Nur wenn du dem Bösen absagst (dem Trotz, dem Stolz, der Auflehnung), kann Jesus in dir zu wirken beginnen. Dann gehst du in seinen Spuren mit ihm den Kreuzweg um mit ihm auf Golgotha geistig zu sterben und neu geboren zu werden. Wenn du getauft bist, dann bist du zwar schon gestorben und auferstanden. Aber, wenn du diese Taufgelübde nicht lebst, nicht ständig "aktivierst" durch die Hl. Beichte und die Hl. Eucharistie, dann verdorrst du innerlich. Er braucht dazu deine Erlaubnis. Seine Liebe ist eine verborgene und zuvorkommende, vorausgebende, Liebe, keine, die uns zwingt und uns in ein Raster hineinschieben will.
4. Das Tabuthema Sexualität und ihre Reinigung
Papst Johannes Paul II. lehrt uns in der Theologie des Leibes, dass die Sexualität ebenfalls "gefallen" ist durch die Erbsünde. Sie hat eine Umkehr vom "Element der Hingabe" (Barmherzigkeit) zum "Element der Besitzergreifung" erfahren. Die Sexualität von jedem Menschen ist dadurch mehr oder weniger stark geistig verwundet und bedarf der Reinigung und Heilung. Zahlreiche Irrlehren sagen uns, dass der Leib schlecht sei (Manichäismus) und dass die Persönlichkeit sich nur optimal entwickeln kann, wenn die Triebe ausreichend befriedigt sind und die Sexualität "frei" ausgelebt wird (Triebtheorie Sigmund Freud). So bleibt nur die eine Möglichkeit, dass wir sie entweder ausleben oder sie "verdrängen", bzw. als prüde hinstellen. Das ist das, was der römisch-katholischen Kirche so oft vorgeworfen wird, Leibfeindlichkeit und Prüderie. Die Kirche mit ihren Verboten sei altmodisch und engt die Jugend ja nur ein in ihrer sexuellen Entwicklung. Dabei liegt der tiefste Grund für die inneren Wunden gerade in den Sünden gegen die Würde der Person, die bei jeder sexuellen Vereinigung außerhalb des Sakramentes der Ehe und ohne regelmäßige Reinigung durch die Beichte auch sehr häufig in der Ehe stattfindet. Tatsächlich finden wir aber in der hl. Kirche den Ort, wo die Sexualität gereinigt, befreit, geheilt, vollkommen geadelt und gewürdigt wird. Hier ist der Ort der "Selbstfindung" und auch der Selbstverwirklichung. Jesus will unsere ungeordneten Leidenschaften durch seine Liebe im Leiden (la passsione = Leidenschaft) wieder ordnen, rein machen. Die Leidenschaften können nicht einfach aus uns "herausgerissen" werden, sondern sie sollen "geordnet" werden. Das kann man mit einem roten Faden vergleichen, der eigentlich am Ende zu Gott führt. Darin sind aber jetzt mehrere Knoten, die diesen Weg behindern. Diese "geistigen Knoten" sollen gelöst werden um unseren Weg gerade zu machen. Besonders für die Jugend ist das ein sehr, sehr wichtiges Thema, weil hier das erotische Verlangen in ihnen heranreift und der Erziehung bedarf. Diese Erziehung ist eine "Erziehung der Liebe" von Gott her, eine "göttliche Pädagogik". Oft bringen wir alles Mögliche in die Beichte, sprechen aber nicht über die Sexualität. Die Eheleute sprechen nicht von dem, was beim Geschlechtsverkehr falsch läuft. Oft wird jahrelang die eigene Ehefrau sexuell missbraucht und nach außen hin scheint alles in Ordnung zu sein. Die Frau spricht nie darüber, weil sie sich so sehr schämt und es ihre Würde zutiefst verletzt. Oft wird dieser Missbrauch unter dem Deckmantel des "Gefügigseins" in der Ehe versteckt oder gar mit der Lehre der hl. Kirche ummantelt und gerechtfertigt. Das hat schwerwiegende Konsequenzen, weil die Eheleute damit kein Beispiel für Christus ablegen, die Eltern auch nicht für ihre Kinder. So kam es dazu, dass besonders in den 70er Jahren immer mehr Frauen sich von diesem scheinbaren "Gefängnis" der Kirche (der geistigen Mutterschaft) befreien wollten. Dabei war es nicht der Mann und nicht die Kirche, sondern der Teufel und die Sünde, die dieses Übel in die Sexualität brachten. Vor der Erbsünde gab es kein Beherrschen, keine Disharmonie, weder zwischen Gott und Mensch noch zwischen Mann und Frau. Der Mensch soll sich also nicht vom anderen Geschlecht befreien, sondern von der Sünde und das geschieht in der Beichte.
Im Verschweigen der Sünden wider die Sexualität, Missbrauch, Abtreibung usw.. liegt eine ganz gefährliche und immer wieder systematisch angewandte Taktik des Teufels. Die Sexualität ist der intimste Bereich des Menschen. Es braucht viel Mut über dieses Thema zu sprechen und vor allem auch ein gereinigtes Herz des Beichtvaters, dass in der Lage ist, die Sexualität im Licht Gottes, der Wahrheit, zu betrachten. Diese Grundlage hat uns Gott geschenkt in der Theologie des Leibes von Papst Johannes Paul II. Diese gibt uns eine Grundlage an die Hand, den Priestern, den Eheleuten, den Ordensleuten, den Jugendlichen, Lehrern, Erziehern, auf der wir die "Reinigung der Liebe" und damit die "Reinigung der Sexualität" durchlaufen. Die Eheleute bekommen im Sakrament genau diese Gnade grundgelegt. Sie werden in den Bund der Heiligsten Dreifaltigkeit hineingenommen. Dann beginnt aber für sie erst der Weg der Reinigung, der gemeinsame Kreuzweg. Die Vereinigung der Eheleute in ihrer Person als auch im Fleisch und Blut (Geschlechtlichkeit) wird immer mehr zu einem Abbild der göttlichen Vereinigung der Hl. Dreifaltigkeit, von Christus und der Kirche, vom Tod am Kreuz bis hin zur glorreichen Auferstehung. Dieses Geheimnis soll in der Familie den Kindern aufleuchten. Dann verstehen sie auch die Kirche, weil die Kirche "Gottes Familie in der Welt" (DCE, S. 34) ist. Die Kirche ist die eine, große Familie, die Familie zu Hause ist das sichtbare Abbild davon, die Hauskirche. In der bräutlichen Vereinigung von Gott Vater (1. Person) im Schoß der geistigen Mutter Kirche, werden die Kinder Gottes gezeugt in Christus dem Sohn (2. Person) durch den Heiligen Geist (3. Person). Durch die Ehe wird die geschlechtliche Vereinigung und Zeugung hineingenommen in diese bräutliche Vereinigung des Neuen Bundes, so das die eheliche und sexuelle Liebe immer mehr eines wird mit der "Person der Liebe", dem Hl. Geist, in dem der Vater und Sohn der Sohn wesenhaft wohnt und wirkt.
Die Sexualität darf niemals ein Tabuthema sein, weil sie zu jeder Person ganz individuell gehört! Wird die Sexualität verleugnet oder verdrängt, dann wird die eigene Person abgelehnt in seiner Würde vor Gott. Das wird dazu führen, dass die Jugend sich die Informationen woanders, nämlich beim Teufel, holt, auch wenn ihnen das oft nicht bewusst ist. Sie kaufen sich die "Bravo", "Girl", Filme, CD's, bis hin zu pornographischen Darstellungen und anderen diabolischen Werken. Das Ergebnis ist dann der unwissende Umgang mit der Sexualität, ungewollte Schwangerschaften, bis hin zur Abtreibung, dem Mord an unschuldigem Leben. Die Sexualität gehört zu unserer Person, wie der Leib zur Seele. "Der Mensch wird dann ganz er selbst, wenn Leib und Seele zur innerer Einheit finden (DCE, S. 10)." So soll unsere irdische Sicht der Geschlechtlichkeit durch die göttliche Sicht gereinigt und integriert werden. Unser Blick soll gereinigt werden, vom äußeren, fleischlichen hin zum inneren, geistigen Blick. "Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen (Mt 5,8)." Sie schauen dann Gott in ihrem eigenen Leib, die Theologie der Sexualität in der Biologie der Geschlechtlichkeit, die Würde der Person im irdisch sichtbaren Leib.
Die Reinigung und Heilung ist dann vollzogen, wenn wir in unserem eigenen Leib das Geheimnis der Hl. Eucharistie, den mystischen Leib, erkennen. Dort sehen wir unsere Würde als Geschenk Gottes.
Auf dieser Basis muss jede Sexualerziehung aufgebaut werden. Andernfalls handelt es sich dabei um eine billige "Anleitung zur Sünde", die unter dem Deckmantel der Wahrheit die Kinder und Jugendlichen von Gott weg, aber nicht in das Geheimnis der Kirche hineinführt.
Aufgabe der Priester und aller, die mit der Erziehung und Lehre, vor allem der Morallehre, betraut sind, ist es, dass sie selbst diese innere Reinigung der Sexualität, die "geistige Kreuzigung" durchgemacht haben. Sie sollen eine "neue Schöpfung" sein in Christus (vgl. 2. Kor., 5,17). Nur allzu oft erleben wir heute, dass Priester zwar die Morallehre und Ethik studiert haben, aber nicht ihrem Herzen tragen. "Denn aus dem Herzen kommt der Glaube, der zur Gerechtigkeit führt, und aus dem Munde das Bekenntnis zum Heile (Röm 10,10)." Für den Beichtstuhl ist es besonders wichtig, dass die Morallehre durch die Liebe in den Herzen der Priester wohnt und wirkt. Das Wissen alleine hilft den Jugendlichen, die oft so schwere Wunden in sich tragen, nichts. Sie brauchen oft nur ein Wort des Vertrauens, das Gefühl des Angenommenseins. So ist der Priester in erster Linie ein Kanal für Gottes barmherzige Liebe, ein "Sakrament der Liebe", wie der Hl. Thomas von Aquin Christus anruft. Wenn die Jugend diese Liebe spürt, dann kommen sie gerne in die Kirche. Beachten die Verantwortlichen diese erste Notwendigkeit der "Herzensbildung" vor der theoretischen Ausbildung nicht, dann predigen und lehren sie nur Wasser, trinken aber selbst den Wein. Ihr Wort und Beispiel sind ohne innere Kraft der Liebe, die alle an sich zieht (vgl. Joh 12,32). Die Worte Jesus Christi bestanden "nicht in überredenden Worten der Weisheit, sondern im Erweis von Geist und Kraft ... (vgl. 1. Kor. 2,4)". Die Morallehre soll für die Jugend und für die Eheleute in erster Linie am Beispiel des Zölibats (Priester, Ordensleute) und des reinen Lebens der Eheleute sichtbar werden. Die Worte stehen eher an zweiter Stelle, das Herz an erster Stelle. Dadurch sehen sie, dass tatsächlich die Liebe Fleisch geworden ist und, dass wir tatsächlich der Reinigung bedürfen. Gerade hier ist oft ein großer Mangel zu erkennen, besonders in der heutigen Zeit. Zahlreiche Priester haben oft nicht die nötige Kompetenz, die "Herzensbildung", die sie bräuchten, um über die Sexualität auf reine Art und Weise zu sprechen. Das ist aber DER wichtigste Punkt!
Den Jugendlichen soll die Angst genommen werden über ihre Sexualität zu sprechen. Oft bleiben Sünden wie Selbstbefriedigung, das Anschauen von pornographischen Filmen u. ä. im Dunkeln verborgen, weil der Feind genau in diesem intimen Bereich arbeitet. Er redet uns ein, dass wir das nicht beichten dürfen oder gar nicht brauchen. Er weiß genau, dass gerade darin der Weg besteht um aus dem Schmutz der Sünde herauszusteigen. Schon im Paradies hat der Teufel als Erstes die Frau angegriffen und den Mann verführt. So ist es auch heute noch und die Menschen fallen massenweise darauf herein, weil er es stets unter dem Deckmantel der "neuen Freiheit" (vgl. Gen 3,5) tarnt. "Bravo" und "Girl" sind interessant, anregend und wird oft von den Eltern nicht als eine große Gefahr erkannt und abgelehnt. Ja, ich durfte sogar selbst erleben, wie eine Mutter ihrem ca. 8-jährigen Sohn die "Bravo" kaufte (d. h. gut!) und dabei selbst zum Verderben ihres eigenen Kindes beigetragen hat. Viele Eltern leben das schlechte Beispiel ihren Kindern vor, leben im Ehebruch, sind mehrmals verheiratet oder schauen sich selbst pornographische Filme. Das soll kein Urteil sein, aber wir sollen uns wieder bewusst werden, dass eine verwundete und gefallene Jugend ihre Wurzel oft im Elternhaus hat. Gott wird uns am Tag X fragen, warum wir unseren elterlichen Pflichten nicht nachgekommen sind, die Kinder nicht vor diesen Sünden gewarnt und von ihnen ferngehalten haben.
Die Jugend muss dazu herangeführt werden, dass sie mit Liebe und Freude in die Beichte gehen, damit sie ihre Sexualität ohne Angst, ohne "Besitzen-Wollen" oder "Benutzen-Wollen" erleben können. Dazu braucht es immer das Beispiel desjenigen, der darüber spricht. Das hat uns Jesus gegeben. Er selbst hat uns das Zölibat vorgelebt, dass sich aus dem Wesen der Liebe Gottes selbst ergibt, der sich selbst verschenkt, selbstlos hingibt, ohne Einschränkungen. "Denn sie können auch nicht mehr sterben; sie sind den Engeln gleich und sind als Söhne der Auferstehung Söhne Gottes (Lk 20,36)."
Die Liebe zur Reinheit soll wieder geweckt werden in den Kindern und v. a. in den Jugendlichen. Sünde heißt diese reine, bräutliche Liebe zu verlassen, die selbstlose Hingabe zu verlassen und sich selbst zu suchen. Die reine Liebe dient dem anderen und tritt mit ihm in Gemeinschaft. Gerade bei der "Angstgesellschaft", die wir erleben, ist die erste Wurzel im Missbrauch der Sexualität (schon in Gedanken; vgl. Mt 5,28) zu suchen.
Die Priester sollen sich bewusst sein, welche Verantwortung sie im Beichtstuhl tragen, vor allem im Hinblick auf die Erziehung in der sexuellen Liebe von Gott her. Beichten soll zur Freude werden, zur Hingabe, zur Reinigung.
5. Die "eucharistische Heilung"
Die erste Säule für den Weg zur inneren Heilung und Integration der Sexualität in die Person, zur Findung der eigenen Identität und Lebensberufung, ist der häufige Empfang des Sakramentes der Hl. Eucharistie. Wir sollten nicht nur sonntags zum Gottesdienst gehen, sondern, soweit möglich, das "Sakrament der Liebe" auch werktags empfangen. "Liebe wächst durch Liebe. Sie ist ,göttlich', weil sie von Gott kommt und uns mit Gott eint, uns in diesem Einungsprozess zu einem Wir macht, das unsere Trennungen überwindet und uns eins werden lässt, so dass am Ende ,Gott alles in allem' ist [(vgl. 1 Kor 15,28), DCE, S. 27)]." Die schlimme Konsequenz ist, dass Menschen, die schwere Verwundungen der Person durch die Verletzung der Sexualität oder des Lebens erfahren haben, nicht lieben können und Angst haben Liebe zu empfangen oder zu verlieren. Sie können nicht mit anderen in Beziehung treten und gerade diese innere Verlassenheit, diese ständige Verzweiflung, die den Betroffenen oft gar nicht bewusst ist, macht sie auf Dauer krank. Nur die Liebe Christi kann diesen Menschen helfen, zum einen in der Hl. Eucharistie selbst und durch Menschen, die in sich selbst diese Liebe Fleisch werden haben lassen. So kann eine Kultur der selbstlosen Liebe aufgebaut werden, von innen her, nicht von außen her durch ständige Verbote und Tabuisierung der Sexualität. Wenn die Jugendlichen nicht verstehen, welches Geheimnis in ihrer Sexualität liegt, können sie die Reinheit nicht lieben. Es wird immer ein Zwang bleiben. Die Sexualität soll durch die Hl. Eucharistie, den Tod und die Auferstehung Christi, selbst gereinigt werden und auferstehen. Der ganze Mensch ist dann eine neue Schöpfung und kann seine Sexualität in ihrer Reinheit wahrhaft lieben. So wird durch die Heilung der Beziehung zu Gott der Mensch wahrhaft von innen her befreit, "als ständiger Weg aus dem in sich verschlossenen Ich zur Freigabe des Ich, zur Hingabe und so gerade zur Selbstfindung, ja, zur Findung Gottes (DCE, S. 12)". So tritt die Person aus sich selbst heraus, wird mutiger, die Verzweiflung wird zu wahrer Hoffnung, die Isolation zu wahrer personaler Gemeinschaft, die Ablehnung und Lieblosigkeit zu wahrem Mitgefühl und barmherziger Liebe in der Beziehung mit anderen. Nur, wenn die Beziehung zu Gott geheilt wird, kann auch die Beziehung zum Nächsten heilen und die ganze Schöpfung wird zu einer liebenden Wohnung für den Menschen, ohne Angst sein Leben zu verlieren.
Die zweite Säule für die Heilung dieser inneren Verwundungen, besonders schon im Mutterleib, ist die häufige liebende Anbetung vor dem eucharistischen Heiland. Jeder Jugendlicher kann hier in eine liebende Beziehung mit Christus eintreten. Jesus macht sich so klein, dass er selbst sogar seine eigene Menschheit ganz und gar verbirgt, nur damit wir keine Angst mehr vor Gott zu haben brauchen. Diese Haltung Jesu, diese grenzenlose Demut und Sanftmut, soll auch das Vorbild sein für alle Priester und Beichtväter. "Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen (vgl. Mt 11,29a)." Die stete innere Vereinigung mit dem Herrn in der Hl. Eucharistie, die häufige Anbetung der Priester selbst als Vorbild, ist die Grundlage dafür immer tiefer im Herzen zu erfassen, was es heißt, ein "Sakrament der Liebe" zu sein. Wenn die Jugend in der Begegnung mit Geistlichen, Lehrern, Erziehern und den eigenen Eltern, diese eucharistische Liebe spürt, dann können sie sich auch ohne Ängste öffnen. Diese Liebe hat die Sünde, den Tod, jede Ablehnung, jeden Hass, überwunden und "durch seine Wunden seid ihr geheilt worden (vgl. 1. Petr 2,24b)". Das "eucharistische Feingefühl" ist hier gefragt!
Die dritte Säule ist die Verehrung der Hl. Wunden und des Kostbaren Blutes Jesu Christi. Wir sollen unsere Wunden immer wieder in den Gnandenbrunnen der Hl. Wunden Jesu legen. Hier sind vor allem die Verwundungen im Mutterleib zu nennen, die uns oft nicht mehr bewusst sind, aber unser ganzes Leben beeinflussen und verschiedenste leibliche, geistige und geistliche Krankheiten hervorrufen. Bei Lebensverletzungen empfiehlt sich ganz besonders die Andacht zum Kostbaren Blut. Dieses heilige und reinste Blut Christi durchdringt auch den kleinsten Winkel unserer Seele und reinigt uns, wenn wir es Jesus erlauben. Der Lobpreis an das Blut Christi ist eine himmlische Macht, die uns in den schlimmsten Versuchungen ausharren lässt mit Freude und Dank an Gott.
Die vierte Säule ist Betrachtung des Gekreuzigten Heiland und die innige Verehrung der Gottesmutter Maria. Sie ist die "Mutter aller Schmerzen". Sie hat alle Wunden, die ihrem eigenen Sohn in seinem ganzen Leben bis zum Tod am Kreuz geschlagen wurden, in ihrem Herzen bewahrt und Gott immer vollkommen geliebt. Sie ist uns von Jesus geschenkt worden, "Siehe deine Mutter" (vgl. Joh 19,27), als unsere Mutter und Trösterin auf allen Wegen von Leid und Schmerz. Sie ist die zärtliche Hand an unserer Seite, die uns die mütterliche Liebe schenkt und darin führt. So wie es oft auch in der Familie die Mutter ist, die das Vaterherz bei den Bitten der Kinder erweicht, so wollte auch Gott Vater in seinem Sohn unsere verwundeten Herzen durch das Herz einer Mutter erreichen. So reift in uns auch die Liebe zur Kirche, weil die Kirche unsere "geistige Mutter" ist, in dessen Schoß wir uns geborgen fühlen sollen, uns fallen lassen dürfen. Das ist die Aufgabe der Kirche, eine Mutter, Braut und Jungfrau zu sein. Die Mutter Gottes hält uns diesen Spiegel hin und zeigt uns, wie wir lieben sollen, wie die Kirche vor Gott gedacht ist in ihrer ewigen Weisheit.
Die Mutter aller Schmerzen geht mit uns bis unter das Kreuz, sie ist treu und nimmt lieber alles auf sich, als dass sie uns auch nur ein einziges Mal im Stich lassen würde. Wenn jemand untreu ist, dann sind immer wir es. Sie ist eine Mutter, die ihr eigenes Leben ganz hingeschenkt hat für das Werk der Erlösung des Menschen. Das Hl. Herz Jesu wurde mit einer Lanze durchbohrt und die Seite geöffnet, das Unbefleckte Herz Mariens wurde unsichtbar, geistiger Weise, mit einem Schwert durchbohrt (vgl. Lk 2,35). Sie ist geistig mit Jesus gestorben. So weit geht unsere Mutter, sie stirbt mit uns in Christus und sie gebärt uns neu. Durch sie lernen wir den Gekreuzigten in Liebe zu betrachten, ohne Angst. Sie zeigt uns, dass es tatsächlich wahr ist: Ja, GOTT IST DIE LIEBE und er liebt dich, hat dich immer geliebt und wird dich immer lieben. Du brauchst diese Liebe nur anzunehmen und zu tun, was er sagt (vgl. Joh 15,14). Er hat uns bis zum Tod am Kreuz geliebt als wir alle noch Sünder waren. Kein Mensch (außer die Gottesmutter Maria) wäre dazu imstande gewesen.
Wir dürfen uns wie Jesus bei der 13. Station des Kreuzweges in den Schoß der Mutter legen, in den Schoß der Kirche, um dort von der heilenden Liebe des Gekreuzigten mit seinen ausgebreiteten Armen, seiner eucharistischen Gegenwart, seiner kindlichen Liebe, umarmt und in ihn hineingezogen zu werden.
"Alles, was der Vater mir gibt, wird zu mir kommen, und den, der zu mir kommt, werde ich nimmermehr von mir wegstoßen (Joh 6,37)."
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